Es grenzt an einen Skandal: Ein brutaler Frauen-Schläger wurde nach Hause geschickt.
Wien. Die Polizei rückte in der Nacht auf Freitag in voller Mannschaftsstärke mit Unterstützung der Sondereinheit WEGA zu einem Einsatz in die Krichbaumgasse in Meidling aus. Ein Passant hatte eine blutüberströmte 40-Jährige zusammengekauert auf der Straße entdeckt, die fast zu Tode geprügelt worden war. In ihrer Wohnung wurde der gleichaltrige Lebensgefährte festgenommen. Er hatte ein Blutbad angerichtet und ein Schlachtfeld hinterlassen.
„Ein paar Stunden später lief der wieder frei herum“, sagt ein frustrierter Polizist, der bei dem Einsatz dabei war. Die Staatsanwaltschaft, ansonsten europaweit an der Spitze, was die (auch überzogene) Beantragung einer U-Haft anbelangt, sah ausgerechnet in diesem Fall keinen Grund, den 40-Jährigen festzuhalten. Sie sah nach der absichtlich schweren Körperverletzung und der Freiheitsentziehung keine Wiederholungsgefahr. Sie erkannte trotz der Morddrohungen keine Tatausführungsgefahr und verneint bei dem Rumänen auch das Risiko einer Flucht.
Der 40-Jährige, der bislang polizeilich nicht in Erscheinung getreten sein soll, wurde lediglich auf freiem Fuß mehrfach angezeigt.
In den sozialen Netzwerken wurde die Entscheidung der Justiz heftig kritisiert. Und nicht nur dort. Auch Polizisten, die bei solchen Einsätzen ihren Kopf hinhalten, reagierten fassungslos. Aus der Politik meldete sich die neue Familienministerin zu Wort (siehe unten). Das Prügel-Opfer hat Angst, in seine Wohnung zurückzukehren.
Neue Ministerin: ›Besserer Schutz von Frauen hat für mich oberste Priorität‹
Frauen müssen besser geschützt werden. Die Ministerin verspricht Maßnahmen.
Wien. Die neue Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) reagierte noch am Samstag entsetzt auf das brutale Verbrechen von Meidling: „Ich bin zutiefst schockiert über das Ausmaß der Brutalität. Dieser Fall zeigt einmal mehr, dass mehr Gewaltschutz von Frauen unabdingbar ist. Die Bundesregierung hat deshalb im Regierungsprogramm mehrere Maßnahmen zum besseren Schutz von Frauen geplant. Deren Umsetzung hat für mich oberste Priorität.“ Die umstrittene Sicherungshaft als Vorbeugung gegen Straftäter nannte die Ministerin nicht. Sie wäre im konkreten Fall auch nicht nötig gewesen. Die bereits bestehenden Mittel hätten ausgereicht, um den Täter aus dem Verkehr zu ziehen.