Die beiden sollen Landsmann bei Bahn-Attentaten in Deutschland unterstützt haben - Deutsche Behörden gehen nun von vier Fällen aus.
Jene zwei Iraker, die auf Grundlage eines europäischen Haftbefehls aus Österreich im Zusammenhang mit den Anschlägen auf ICE-Züge in Deutschland in Prag verhaftet wurden, stehen vor der Auslieferung nach Österreich. Das Prager Stadtgericht verhängte am Freitag gegen den Mann (30) und die Frau (27) Auslieferungshaft.
Bei den Anschlägen auf Bahnstrecken in Bayern und Berlin ermitteln die Behörden inzwischen in vier Fällen gegen den in Wien verhafteten terrorverdächtigen 42-jährigen Iraker. Es gehe um drei Fälle in Bayern sowie einen in Berlin, sagte ein Sprecher des Bayerischen Landeskriminalamtes in München der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Bisher war von zwei Anschlägen berichtet worden.
Der 30-Jährige und die 27-Jährige waren am Mittwoch auf dem Prager Flughafen festgenommen worden. Die beiden seien mit ihrer Auslieferung nach Österreich einverstanden gewesen, sie würden in den nächsten Tagen an die österreichischen Behörden übergeben, teilte die Prager Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Für die Auslieferung gebe es eine zehntägige Frist, hieß es.
Klient bestreite jegliche Vorwürfe
Der Anwalt des 30-jährigen Irakers, Martin Rezek, sagte, sein Klient bestreite jegliche Vorwürfe, die es gegen ihn in dem Haftbefehl gebe. Am Mittwoch waren in Wien ein 42-jähriger Iraker und seine Ehefrau verhaftet worden. Der 42-Jährige soll im Oktober und Dezember 2018 in Deutschland terroristische Anschläge auf Bahnstrecken verübt haben. Über beide wurde Untersuchungshaft verhängt. Laut der tschechischen Nachrichtenagentur CTK sollen der 30-Jährige und die 27-Jährige den 42-jährigen Landsmann bei seinen Anschlägen auf Bahnstrecken in Deutschland unterstützt haben. Im Irak sollen sie demnach Gelder zur Unterstützung der Terrormiliz IS gesammelt haben.
Laut einem Vorausbericht des deutschen Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" plante der 42-Jährige, der wohl schwere Zugunfälle herbeiführen wollte, womöglich weitere Anschläge. Die Polizei habe in seiner Wiener Wohnung unter anderem ein Nachtsichtgerät und eine Drohne gefunden. Auf die Spur kam die Polizei dem 42-Jährigen demnach, nachdem dieser ein Drohschreiben in einem Copyshop in Wien vergessen hatte. Der Fingerabdruck auf dem Papier führte laut "Spiegel" über einen Treffer im österreichischen Ausländerregister. Seine DNA stimmte mit DNA-Spuren überein, die Fahnder an den Tatorten in Deutschland gefunden hatten. An den für die Anschläge verwendeten Stahlseilen wurden auch DNA-Spuren der Ehefrau festgestellt. Das Innenministerium in Wien wollte aufgrund "laufender Ermittlungen" den "Spiegel"-Bericht gegenüber der APA nicht kommentieren.
Iraker gestand die Tat
Dem Paar droht in Österreich eine Anklage wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Eine Steuerung der Tat durch den IS halten Ermittler allerdings für unwahrscheinlich. Der 42-Jährige war vor seinen mutmaßlichen Attacken den Behörden nicht als Extremist bekannt. Er hat die Tat gestanden, einen terroristischen Hintergrund seiner Handlungen oder einen Tötungsvorsatz bestreitet er laut Gericht aber. In der Nähe des Tatorts wurden damals Schriftstücke in arabischer Sprache sowie eine IS-Flagge gefunden.
Der Mann soll aus Groll gegen Deutschland gehandelt haben. Die Attentate hätten eine politische Botschaft an die deutsche Regierung sein sollen, sagte der Iraker laut seinem Anwalt Wolfgang Blaschitz. Demnach gab er auch an, allein gehandelt zu haben. Laut "Kronen Zeitung" wurde er bei einem Militäreinsatz an der irakisch-türkischen Grenze von einer Bombe verletzt. Die Anschläge seien Teil eines persönlichen Feldzugs, aber kein Akt eines Terrornetzwerks.
"Wir gehen davon aus, dass es (in Bayern) drei Taten zu verschiedenen Zeiten am selben Tatort waren", sagte der Sprecher des Bayerischen Landeskriminalamtes der dpa über die Vorfälle in Allersberg (Mittelfranken). Bei zwei Anschlägen im Oktober und Dezember in Bayern und Berlin sollten quer über die Schienen gespannte Stahlseile Züge zum Entgleisen bringen. Verletzt wurde dabei niemand. Neben diesen zwei Anschlägen gehen die Ermittler den Angaben zufolge auch zwei Fällen mit Holz- und Eisenteilen nach. Dabei soll der Täter Keile gebaut haben. Letztlich habe er wohl Konstruktionsfehler begangen, weswegen der Zug nicht entgleist sei, sagte der LKA-Sprecher. Wann diese zwei Vorfälle genau gewesen sein sollen, müsse noch ermittelt werden. Dies habe sich zunächst nicht genau feststellen lassen. Kriminaltechnische Untersuchungen deuteten aber darauf hin, dass es sich um denselben Täter handeln könnte, sagte er.