Auch der dritte festgenommene Afghane hätte längst nicht mehr im Land sein dürfen.
Am Mittwochabend wurde in der Wiener U6-Station Michelbeuern ein dritter Verdächtiger im Mordfall Leonie festgenommen. Es handelt sich um einen afghanischen Staatsbürger im Alter von 23 Jahren. Und seine Straf-Akte liest sich fast ident mit jener der beiden anderen Tatverdächtigen, die bereits am Montag verhaftet wurden.
Zahlreiche Vergehen
Der nun festgenommene 23-jährige Afghane ist seit 2018 fünf Mal polizeilich angezeigt worden – wegen Suchtmittel-Handel, Körperverletzung, schwerer Nötigung und Verstoß gegen das Waffengesetz. Im Mai 2020 wurde er gerichtlich verurteilt – wegen Körperverletzung, geschlechtlicher Nötigung und versuchter schwerer Nötigung. Der Afghane wurde zu 24 Monaten Haft verurteilt, davon 18 Monate bedingt. Aber: Bereits im Mai 2020 wurde er aus der Haft entlassen. Und schon 2021 erhielt er wegen Besitz einer Waffe eine weitere Anzeige.
Negativer Asyl-Bescheid
Auch bei seinem Asyl-Verfahren schlampte die Justiz: Der 23-Jährige kam 2015 (damals war er 17) mit der Flüchtlingswelle nach Österreich. Im Februar 2018 erhielt er einen negativen Asyl-Bescheid: Kein Aufenthaltstitel, Rückkehrentscheidung und eine Frist für eine freiwillige Ausreise. Einen Monat später brachte er eine Beschwerde gegen den negativen Asyl-Bescheid ein. Seitdem lag das Verfahren beim Bundesverwaltungsgericht. Nachdem der Afghane zwischenzeitlich sogar strafrechtlich verurteilt wurde und in der Justizanstalt St. Pölten in Haft saß, wurde das Verfahren im September 2020 schließlich eingestellt. Begründung: „Aufgrund unbekannten Aufenthalts“. Der Skandal: Mit der Einstellung des Verfahrens hat der Afghane nun aufgrund der gesetzlichen Frist einen faktisch 2-jährigen Abschiebeschutz.