Aus Angst vor den „Männern mit Sonnenbrillen“ wollte der Biologe sein Kind töten.
Wien. Es war wieder einer dieser Momente, in denen sich der studierte Mikrobiologe verfolgt fühlte: von Agenten, die seine Forschungsarbeiten stehlen wollen, von „Männern in Sonnenbrillen“, die nach dem Leben seiner Familienangehörigen trachten. Die ihm alles nehmen wollen, sogar sein Geld und sein Auto. Da fällte der 40-Jährige in einem psychotischen Anfall eine fatale Entscheidung. Er wollte sein 20 Monate altes Töchterchen töten, um sie vor den „feindlichen Agenten“ in Schutz zu nehmen.
Anfang Dezember vergangenen Jahres machte der Akademiker Ernst. Laut Antragsschrift der Staatsanwaltschaft ging er in der Wiener Wohnung in das Zimmer des Kindes. Er soll das Mädchen mit beiden Händen gepackt, es ins Gesicht geschlagen und ihm dann Nase und Mund zugehalten haben. Den Kopf bog er nach hinten, weil er das Kleinkind durch einen Genickbruch vor weiterem Leid schützen wollte.
Gutachter plädierte für bedingte Einweisung
Schub. Durch die Schreie der Tochter wurde die Mutter wach, ging dazwischen und konnte das Schlimmste verhindern. Ihr Mann, ein Japaner, verließ die Wohnung, wurde wenig später festgenommen.
Unter den psychotischen Schüben litt der Wissenschaftler seit Langem, entsprechende Medikamente wollte er aus religiösen Gründen nicht einnehmen. Bis es zur Tragödie kam.
Psychose. Inzwischen ist der 40-Jährige medikamentös eingestellt, auch deshalb hoffte die Verteidigung auf ein mildes Urteil im Prozess wegen versuchten Mordes.
Ein Gutachter beantragte die bedingte Unterbringung des zur Tatzeit unzurechnungsfähigen Biologen in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Die Geschworenen wiesen den Antrag jedoch ab, da für sie keine für die Einweisung erforderliche Anlasstat vorlag. Der Wissenschaftler bleibt somit auf freiem Fuß. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.