Gefährdungsanzeige:

AKH-Klinik kann Akut-Fälle nicht mehr behandeln

05.10.2022

Mega-Skandal im AKH wurde sechs Jahre lang einfach totgeschwiegen.
 

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Wien. Am 4. Oktober nahm einer der führenden Ärzte des AKH seine Dienstpflicht wahr – und schrieb eine „Gefährdungsanzeige“ an die Spitzen seines Hauses und des Wiener Gesundheitsverbunds: „Es gibt einen nicht zu kompensierenden Versorgungsnotstand bezüglich der urologischen Patientinnen“ am AKH, auf den er seit mittlerweile sechs Jahren hingewiesen habe – vergeblich Auf der Urologie seien 51 Betten vorgesehen. „Bis zur jetzigen Eskalation haben wir eine durchschnittliche Bettenreduktion von 50 Prozent. Seit Februar sind wir mit Kürzungen bis zu 70,8 Prozent konfrontiert.“

Horror-Tag. Am 30. September standen trotz aller organisatorischen Tricks nur 14 statt 51 Betten zur Verfügung, ein Viertel der operativen Ressourcen seien sowieso gesperrt – „ausschließlich durch den Mangel an Pflegekräften“.

Die dringende Bitte um Sperre für Rettungszufahrten an diesem Tag sei vom WIGEV rundweg abgelehnt worden. Die Folgen dieser Zustände sind verheerend.

OP-Wartezeit 6 Monate, Akut-OP‘s nicht planbar

Die Wartezeit auf einen Eingriff bei nicht bedrohlichen Fällen beträgt mehr als sechs Monate. Und noch schlimmer: „Die Planung der Eingriffe bei bedrohlichen Erkrankungen kann nicht mehr sichergestellt werden.“

Der Zusammenbruch. Trotz aller gegenteiligen Erklärungen der WIGEV-Spitze und von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker hält der anzeigende Primararzt fest: „Die adäquate Versorgung von urologischen AkutpatientInnen ist aufgrund der nicht vorhandenen Ressourcen nicht mehr gewährleistet.“ Die fachärztliche Ausbildung an der Uni-Klinik sei sowieso zusammengebrochen.

Handy vom Doc. Ein Insider berichtet, dass „kaum aus dem OP herausgerollte Patienten sportlich heimgeschickt werden. Sie erhalten die Handynummer vom Oberarzt und dürfen anrufen, wenn etwas passiert.“

„Diese Zustände sind seit Jahren bekannt. Niemand tut was. In Wahrheit ist das ein Führungskollaps“, kritisiert der AKH-Arzt, Betriebsrat und Ärztekammer-Funktionär Frederic Tömböl. 

Hacker schickt Innenrevision

Direkt aus seinem Reha-Aufenthalt meldete sich kurz nach Erscheinen der AKH-Story auf oe24.at Stadtrat Peter Hacker zu Wort: „Ich schicke die Innenrevision zu einer scharfen Prüfung ins AKH und erwarte, dass auch die Uni ihre Revision losschickt.“

Denn es gebe da seltsame Umstände: „Das AKH ist mit 2.500 Pflegekräften insgesamt fast beim Plansoll an Beschäftigten. Seit Monaten gibt es einen Diskussionsprozess mit der Abteilung darüber, warum so viele Pflegekräfte von dort in andere Abteilungen des AKH wechseln. Sicher ist der Druck hoch. Aber das hat auch etwas mit der Führung der Abteilung zu tun.“ 

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