Nach Lobau-Räumung
Aktivistin: "Werden Protest in Stadt hineintragen"
02.02.2022Umweltschützer wollen trotz Räumung des Lobau-Protestcamps nicht aufgeben
Die Umweltschützer und Gegner der geplanten Wiener Stadtstraße wollen trotz Räumung des Protestcamps in der Donaustadt nicht aufgeben. "Dieser Protest wird nicht beendet sein, weil die Pyramide abgerissen wurde", sagte Lucia Steinwender, Sprecherin von "LobauBleibt" und "System Change not Climate Change", im APA-Gespräch am Mittwoch. Sie kündigte auch an: "Wir werden den Protest in die Stadt hineintragen." Wie, wollte sie vorerst nicht verraten.
Am gestrigen Dienstag wurde im Zuge eines stundenlanges Polizeieinsatzes die schon länger im Raum stehende Räumung des Lobau-Protestcamps vollzogen. Dieses wurde im Sommer errichtet, um die Stadtstraßen-Baustelle zu blockieren. Die Einsatzkräfte schritten nach einem Ersuchen der Grundstückeigentümerin, der Stadt Wien, zur Tat. Dabei wurden 48 Personen vorläufig festgenommen. Während des Einsatzes erfolgten auch schon die ersten Aufräumarbeiten im Camp. Bagger rissen etwa eine von den Aktivistinnen und Aktivisten errichtete Holzpyramide ab.
Parallel zur Räumung wurden auch erste Bäume entlang der Stadtstraßen-Trasse gefällt, insgesamt müssen 380 weichen. Auch das wollten die Umweltschützerinnen und Umweltschützer verhindern, in dem sie in die Bäume kletterten.
Demo vor SPÖ-Zentrale
Am Abend fand noch eine (angemeldete) Demonstration mit mehreren Hundert Teilnehmern und Teilnehmerinnen vor der SPÖ-Parteizentrale in der Löwelstraße statt, zu der NGOs aufgerufen hatten. Der Tross vollzog dann später (unangemeldet) einen Ortswechsel und zog am Rathaus vorbei zu einem Polizei-Anhaltezentrum, wo sich die bei der Räumung Festgenommenen befunden hatten.
"Der gestrige Tag hat gezeigt, dass die Leute unaufhaltsam sind", ist Steinwender überzeugt. In Richtung Rathaus sagte sie: "Der Stadtregierung muss sich bewusst sein, dass der Bau der Autobahn Jahre dauern würde. So entschlossen wie die Leute sind, Menschen haben Monate in der Kälte ausgeharrt, wird dieser Protest nicht beendet sein."
"Unaufhaltbar"
Auch Lena Schilling vom Jugendrat und Sprecherin von LobauBleibt kündigte an: "Wir sind zwar räumbar, aber wir sind unaufhaltbar. Und das auch in den nächsten Monaten." Es werde Protestaktionen geben, Details wollte auch sie nicht verraten.
Sie erinnerte dabei aber auch daran, dass es sich bei dem nunmehr geräumten Camp, das sich nahe der U2-Station Hausfeldstraße befand, nicht um die einzige derartige Örtlichkeit dort handelte. Es gibt in der Nähe noch zwei weitere Camps, eines in der Hirschstettner Straße bzw. eine "Mahnwache" in der Anfanggasse, wo laut Schilling ebenfalls Aktivisten übernachten.
Das Lager in der Hirschstettner Straße befindet sich auf einem Gelände der Autobahngesellschaft Asfinag, das ebenfalls für den Stadtstraßen-Bau vorgesehen ist. Dieses wird von den Aktivisten besetzt. Zuletzt machte das Areal nach einem Brandanschlag Schlagzeilen. In der Silvesternacht brannte dort eine zweistöckige Holzhütte, Verletzte gab es keine. Mittlerweile sei das Objekt wieder neu aufgebaut worden, erzählte Schilling der APA. Die "Mahnwache" befinde sich auf einem Grünareal, das nicht für die Straßenbaustelle vorgesehen ist. Es handelt sich dort laut Angaben der Umweltschützerin um eine angemeldete Kundgebung.