Betäubungsmittel im Körper von Rakhat Alijev gefunden
Der Fall wird immer mysteriöser: Laut Vortest waren Barbiturate im Blut von Rakhat Alijev. Knalleffekt im Todesfall Rakhat Alijev (52): Im Blut des am Dienstag verstorbenen Ex-Botschafters fand die Gerichtsmedizin bei einem Vortest Spuren von Barbituraten. Barbiturate sind Betäubungsmittel, die in Österreich fast gänzlich verboten sind.
Der Fall wird damit immer mysteriöser und wirft viele neue Fragen auf: Was passierte genau in der Todesnacht? Warum hatte Alijev Betäubungsmittel im Blut? Wer hat sie ihm verabreicht? Alijev wurde am Dienstag um 7.20 Uhr in seiner Zelle erhängt gefunden. Die Obduktion ergab keine Fremdeinwirkung, die Justiz geht von Selbstmord aus. Möglicherweise steht der Fall jetzt aber doch vor der Wende. Alijevs Anwälte schlossen Fremdeinwirkung nie aus – der Fund der Barbiturate nährt möglicherweise ihre Theorie. War es doch Mord?
Nur drei Medikamente mit Barbituraten in Österreich
Die Fakten: Am Montag zwischen 21.30 und 22 Uhr wurden Alijev von einem Justizwachebeamten und einer Krankenschwester Medikamente durch die Luke überreicht. Alijev litt unter Diabetes, Bluthochdruck und Schlaflosigkeit, schluckte täglich einen Medikamenten-Cocktail. „Dass Barbiturate in einem dieser Mittel waren, ist nicht auszuschließen“, sagt Franz Higatsberger, Chef der Justizanstalt Josefstadt. „Das muss genau geprüft werden.“
Aber: Laut Apothekerkammer sind Barbiturate in Österreich nur für drei Medikamente zugelassen: Mysoline (gegen Epilepsie), Brietal und Thiopental (Narkosemittel) – alles keine Mittel zur Behandlung von Krankheiten, wie sie Alijev hatte. Dass er sich selbst Betäubungsmittel besorgte, ist eher unwahrscheinlich: „Die Medikamenten-Zentrale des Gefängnisses ist zwei Stockwerke entfernt von der Krankenstation. Dort kam er nie hin“, so Higatsberger.
„Klarheit über die Spuren wird in wenigen Tagen das toxikologische Gutachten bringen“, so Nina Bussek von der Staatsanwaltschaft.
Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) – er war jahrelang Strafverteidiger Alijevs – schweigt zur Causa aus „berufsrechtlichen Gründen“, setzt aber jetzt eine Expertengruppe ein. (prj)