FPÖ-Protest und Gegendemo

Aufstand gegen Islam-Schule in Wien

04.11.2014

Der Protest gegen eine Imam-Schule spitzt sich zu.

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© TZ ÖSTERREICH / Archiv
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Erst versetzte eine Bombendrohung gegen das Islamische Zentrum Imam Ali am Montag Gläubige in Angst. Die Täter waren bis Dienstag nicht gefasst. Nun mobilisiert die FPÖ gegen eine geplante türkische Imam-Schule in Wien-Simmering und ruft für Donnerstag zu einer Demo auf.

Auslöser: Zunächst war beim Bezirk der Bau eines Kindergartens angemeldet. Jetzt will die Islamische Gemeinschaft in der Florian-Hedorfer-Straße 21 aber eine türkische Privatschule errichten. Es soll die ganze Zeit in Türkisch unterrichtet, Deutsch nur zwei Stunden pro Woche als Fremdsprache angeboten und Imame ausgebildet werden.

Muslime und Linke: Angst vor Eskalation wie in Köln
Simmerings Bezirkschefin Renate Angerer (SPÖ) schäumt: „Ich fühle mich hintergangen, kann aber dagegen gesetzlich nicht vorgehen“ (siehe Interview). Die FPÖ greift ein Thema auf, gegen das sich bereits alle Parteien ausgesprochen haben. Als Privatschule darf das Konzept aber umgesetzt werden.

Die Stimmung ist aufgeheizt: Erst im August hängten Unbekannte Schweineköpfe auf der Baustelle der Schule auf. Von den Tätern fehlt noch immer jede Spur. Für morgen fürchten muslimische und linke Vereine einen Aufmarsch Rechter und im schlimmsten Fall eine Eskalation wie bei der Hooligan-Demonstration vor einer Woche in Köln. Die Kundgebung findet gleich bei der Baustelle statt, die Linkswende hat eine Gegendemo mit 200 Teilnehmern angemeldet. Michaela Rossmann von der Wiener Polizei: „Wir sind mit genug Beamten vor Ort, ich kann aber einzelne Störaktionen nicht ausschließen.“

Islamische Föderation: keine Stellungnahme
Die Islamische Föderation gibt auf Anfrage keine Stellungnahme ab, will erst nach der Demo reden. Nur so viel: „Es wird keine Predigerschule im eigentlichen Sinn“, argumentiert Sprecher Yakup Gecgel.

ISIS: Polizei warnt Direktoren
Der Verfassungsschutz warnt Schuldirektoren, um „heilige Krieger“ zu identifizieren

Für den Stadtschulrat ist die Schule kein Thema. Es gebe weder eine Errichtungsanzeige noch Anträge. „Wir würden einer solchen Schule aber niemals zustimmen“, heißt es.

150 Wiener Schuldirektoren bekamen am Dienstag an der Pädagogischen Hochschule einen Kurs in Sachen „Heiliger Krieg“. Religionslehrer Ednan Aslan und Verfassungsschutzchef Erich Zwettler erklärten den Pädagogen, wie sie angehende ISIS-Kämpfer unter ihren Schülern erkennen können.

  • Erste Anzeichen seien „Än­derungen in der Bekleidung, starke Nutzung von sozialen Netzwerken und das Schuleschwänzen“, so Zwettler.
  • Alarm müsse auch geschlagen werden, wenn etwa Mädchen zum Islam konvertieren, nur um einem Burschen zu gefallen.

Ziel der Schulungen sei das Erkennen von Dschihadisten – es geht auch darum, islamistische Anschläge in Österreich zu verhindern.
Auch Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek reagiert: Allen Schulen wurde bereits der Folder Jugend und Extremismen mit umfangreicher Linkliste und Literaturtipps zugeschickt.

SP-Bezirksvorsteherin Renate Angerer: "Die Schule ist nicht tolerierbar"

ÖSTERREICH: Demnächst soll in Ihrem Bezirk eine Imam-Schule eröffnen. Ihre Meinung?
Renate Angerer: Ich bin stinksauer. Es war als Bildungszentrum mit Kindergarten angemeldet. Im Nachhinein ist zu erfahren, dass es ein türkisches Gymnasium werden soll, eine Imam-Schule. Das ist nicht tolerierbar. Ich fühle mich hintergangen. Das kann nicht im Sinne der Integration sein.

ÖSTERREICH: Was kann der Bezirk dagegen tun?
Angerer: Das Grundstück entspricht der Baubestimmung, ich kann gesetzlich nichts dagegen tun. Es ist keine Planänderung angemeldet. Ich versuchte, Kontakt aufzunehmen. Aber die muslimische Gemeinschaft bezieht keine Stellung.

ÖSTERREICH: Jetzt hat die FPÖ eine Demo organisiert …
Angerer: Genau das wollte ich nicht. Ich wusste, das ist ein Thema mit Streitpotenzial. Ich bin gespannt, wie viele Menschen kommen. Ich hoffe, dass die Simmeringer einen kühlen Kopf bewahren.


(prj)

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