Die hoch angesehene Krebsforscherin erlag ihrer eigenen Krebserkrankung.
Die österreichische Molekularbiologin Angelika Amon ist tot. Sie starb 53-jährig an Krebs, wie das Massachusetts Institute of Technology (MIT) und das Institut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien am Donnerstag auf Twitter mitteilten. Amon war eine hoch angesehene Krebsforscherin am Howard Hughes Medical Institute des MIT und Professorin für Biologie am Koch Institute for Integrative Cancer Research des MIT.
"Sie war eine bemerkenswerte Person, eine unglaubliche und kreative Wissenschafterin, eine lebhafte und temperamentvolle Kollegin und eine hingebungsvolle Mentorin. Ihr Einfluss und ihr Vermächtnis leben weiter", heißt es in dem Tweet des MIT. "Wir sind sehr traurig, dass Angelika Amon, Doktorandin der ersten Generation am IMP, ehemaliges Vorstandsmitglied des IMP und lebenslange Freundin des Hauses, ihren Kampf gegen den Krebs verloren hat. Ihre Beiträge zur Wissenschaft bilden ein bleibendes Vermächtnis, für das wir dankbar sind. Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie", lautet der Tweet des IMP.
Amon, geboren am 10. Jänner 1967 in Wien, studierte an der Universität Wien Biologie und war eine der ersten Studenten am 1988 eröffneten Institut für Molekulare Pathologie (IMP). Bei dessen damaligen Chef Kim Nasmyth machte sie ihre Masterarbeit und in Folge ihr Doktorat (1994). Anschließend ging sie an das Whitehead Institute for Biomedical Research in Cambridge (USA) und wechselte 1999 an das MIT, wo sie seit 2011 einen Lehrstuhl für Krebsforschung innehat. Sie war von 2010 bis 2013 Aufsichtsrätin im österreichischen Wissenschaftsfonds FWF und war Mitglied der wissenschaftlichen Beiräte des Institute of Science and Technology (IST) Austria und des IMP.
Noch Mitte September hielt Amon eine Online Lecture, zu der sie das IST Austria und die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) eingeladen hatten. Die Forscherin war seit 2015 Mitglied der ÖAW.
In ihrer wissenschaftlichen Arbeit war Amon den zellulären Ursachen der Krebsentstehung auf der Spur. Sie erforschte an Hefezellen das Phänomen der "Aneuploidie". Damit werden bei der Zellteilung entstehende Gendefekte bezeichnet, die in fehlenden oder überzähligen Chromosomensätzen bestehen können und für schwerste Erkrankungen, unter anderem Krebs, verantwortlich sind.
Für ihre Arbeit über die Folgen der "Aneuploidie" auf Zellphysiologie und Tumorentwicklung wurde sie 2018 mit einem von vier Breakthrough-Preisen für Lebenswissenschaften ausgezeichnet. Mit einem Preisgeld von drei Mio. Dollar (2,6 Mio. Euro) gilt die Ehrung als höchstdotierte Wissenschaftsauszeichnung der Welt. Im Vorjahr wurde sie von der Carnegie Corporation of New York als "Great Immigrant" geehrt. Der philanthropische Fonds zeichnet damit eingebürgerte Personen aus, die einen bemerkenswerten Beitrag zum Fortschritt der US-amerikanischen Gesellschaft geleistet haben. 2013 erhielt sie in Hamburg den Ernst Jung-Preis für Medizin. Damals nannte sie im APA-Gespräch als Hauptgrund, warum sie nicht nach Österreich zurückkehren wolle, "dass ich nicht in Pension gehen will. In den USA kann man arbeiten, bis man tot umfällt, solange man Forschungsgelder bringt, und das habe ich eigentlich vor".