Heute droht Wien ein Rekord-Stau: Baustelle am Ring, Traktor-Demo und Länderspiel.
Die heimischen Bauern sind sich uneinig, ob das Ende der Milchquote zu negativen Auswirkungen führen wird. Während der Bauernbund das Aus für die Produktionsobergrenze "als Chance" bezeichnet und die Landwirtschaftskammer die Milchbauern für bestens vorbereitet hält, warnte die IG Milch bei einer Protestveranstaltung in Wien vor einem "Milchsee".
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Der Grund für die Proteste
Ab 1. April gilt nach 37 Jahren in der Europäischen Union keine Obergrenze mehr für die Milchproduktion. Angesichts von "Milchseen" und "Butterbergen" hatte die damalige Europäische Gemeinschaft (EG) eine Milch-Quotenregelung eingeführt, um das Überangebot an Milch-und Milchprodukten einzudämmen und den Marktpreis zu stabilisieren. Jeder Milchbauer erhielt eine einzelbetriebliche Quote, die Voraussetzung für die Lieferung bzw. Vermarktung war. Nach dem Ende der Milchquote kann nun jeder Bauer so viel Milch produzieren, wie er will.
Landwirtschaftskammer-Präsident Hermann Schultes sieht dem Ende der Quote ohne Bauchweh entgegen. "Auf diesen Tag haben sich Österreichs Milchbäuerinnen und Milchbauern und die Verarbeiter seit Jahren bestens vorbereitet. Gemeinsam setzte man schon früh auf Qualität und investierte jährlich über 100 Mio. Euro in der Wertschöpfungskette", betonte er am Dienstag in einer Aussendung. Der morgige Tag werde ein Tag wie jeder andere sein.
Das Milchquoten-Aus ist für Bauernbund-Direktor Johannes Abentung "eine Chance für alle österreichischen Milchbauern". Österreich habe jahrelang für die Quote gekämpft. "Längst ist das Quotenende eine wirtschaftliche Realität, auf die sich jeder einzelne Milchbauer unterschiedlich eingestellt hat." In den vergangenen Jahren seien bereits 40 Prozent der österreichischen Milchproduktion im Ausland abgesetzt worden.
Für Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter bietet China rechtzeitig zum Auslaufen der Milchquote neue Exportchancen. Österreichische Unternehmen können ab sofort deutlich mehr Käse und Milchprodukte nach China liefern als bisher. Das hat der chinesische Minister für Qualitätskontrolle, Inspektion und Quarantäne, Zhi Shuping, kürzlich bei einem Gespräch mit Rupprechter in Peking ausgemacht.
Dutzende Mitglieder der IG Milch haben heute unter anderem vor dem Parlament und dem Landwirtschaftsministerium gegen das Ende der Milchquote demonstriert. Einige Bauern der IG Milch waren gestern mit ihren Traktoren aus Oberösterreich und Niederösterreich im Rahmen einer Protestfahrt nach Wien gefahren. Heute Vormittag bauten sie vor dem Haus der Europäischen Union in der Wiener Wipplingerstraße einen "Milchsee" auf, als Symbol für die zu erwartenden Milchüberschüsse. "Der Traum der wachstumswilligen Betriebe, dass mit dem Auslaufen der Quote dieses Wachsen leistbar wird, wird zu einem Bumerang werden", kritisierte IG-Milch-Obmann Ewald Grünzweil.
Die Grünen unterstützten die Protestveranstaltung der IG-Milch heute in Wien. Es sei evident, dass die wachstumsgetriebenen Milchpolitik zur Aufgabe der kleinen und mittleren Milcherzeugerbetriebe in Österreich führe, so der Grüne Landwirtschaftssprecher Wolfgang Pirklhuber. Hauptforderung der Grünen ist eine Branchenvereinbarung in Österreich, damit den Bauern ein Mindest-Milchpreis für die in Österreich konsumierte Milch gezahlt werde.
Vor dem Auslaufen der EU-Milchquote haben die heimischen Milchbauern im "Milchjahr" 2014/15 (bis Ende März) noch einmal kräftig die Produktion erhöht. Wegen höherer Lieferungen als die Quote erlaubt müssen die österreichischen Bauern rund 45 Mio. Euro Strafe an die EU zahlen.
Die heimischen Molkereien erwarten aufgrund des Quoten-Endes einen Anstieg der Milchproduktion. Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), drängt auf einen "Schulterschluss aller Beteiligten - der Milchbauern, der Verarbeiter, der politischen Vertreter, des Handels und der Konsumenten".
Österreich hatte zuletzt einen Selbstversorgungsgrad von 167 Prozent bei Konsummilch. Das heißt es wird um 67 Prozent mehr produziert als in Österreich konsumiert wird. Der Selbstversorgungsgrad bei Käse lag bei 95 Prozent und bei Butter bei 71 Prozent.
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