Qualen bei Pfusch-Behandlung
Beauty-Opfer spricht: "Ich hatte unfassbare Schmerzen"
27.01.2023
Skandal um Schönheitsklinik: Immer mehr Opfer der falschen Beauty-Ärztinnen melden sich und schildern ihre Leidensgeschichte. Eine Unternehmerin litt bei und nach der Pfusch-Behandlung Qualen.
Wien. Nadine F. ist selbstständige Unternehmerin mit einem kleinen Geschäft und vielen Kunden, denen sie erst einmal erklären musste, warum sie wie ein Prügelopfer aussieht, obwohl sie in gar keine Schlägerei verwickelt war und auch ihr Mann ganz bestimmt nichts damit zu tun hat. Die schmerzliche Wahrheit ist vielmehr, dass sie in der Beauty-Klinik des Grauens gewesen war: „Ich bin auf Instagram auf die Schwestern gestoßen, die auch in Lokalen für sich Werbung machten“, erzählt sie in ÖSTERREICH.
»Jede einzelne Spritze hat wehgetan«
„Auch die Adresse wenige Meter vom Steffl entfernt war pipifein, die Preise teils sehr günstig, die als Vitamin-Therapie angebotene angeblich schonende Behandlung ohne Botox dagegen war preislich nicht alltäglich.“
Dafür erwiesen sich Behandlung und Folgen der zwei Sitzungen als Horror pur: „Damit ich nicht merke, wie mir geschieht, setzte man mir eine abgedunkelte Taucherbrille auf, angeblich, damit keine Flüssigkeiten ins Auge kommen. Die jeweils mehr als 50 Spritzen haben jede einzelne weh getan, ich weiß gar nicht wie und warum ich das durchhielt.“
Nadine F. mit Anwältin Clara Abpurg
Verfärbt. Noch schlimmer wurde es danach – vor allem nach der zweiten Sitzung im vergangenen August. „Diesmal hab ich schon beim Spritzen das Gefühl gehabt, dass da heimlich Botox drinnen ist. Mein ganzes Gesicht hat sich verfärbt, die Augen schwollen an, ein Lid hing herunter, ich hatte Angst zu erblinden.“
Als sie das Studio aufsuchte, schob man alles auf eine mögliche Allergie – wobei die Liste der verwendeten Mittel zeigte, dass die Mischung in Europa nicht zugelassen war – und fügte Nadine F. mit einer Ultraschallbehandlung, die eher Stoßwellen waren, noch mehr Pein zu. Ehe die Kundin im wahrsten Sinne des Wortes flüchtete. Und sich mit Clara Abpurg eine kämpferische Anwältin nahm, die Schadenersatz von mindestens 5.000 Euro einklagen wird sowie eine Strafanzeige samt Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft vorbereitet. Die Juristin zu ÖSTERREICH: „Wir sind erst am Anfang. Es steht zu befürchten, dass es noch viel mehr Opfer dieses Beauty-Skandals gibt.“
Beautyklinik-Schwestern jetzt im Zwielicht
In der Klinik der Deutsch-Iranerinen beim Stephansplatz setzte es diese Woche einen Polizeieinsatz.
„Leistbare Schönheit für jeden“ – damit pries das Team um die zwei Schwestern aus Hannover ihr Schönheitsprogramm in einer Beautyklinik in bester Wiener Innenstadtlage an: unter anderem auch Gesichtslifting mit Hyaluron- oder Botox-Spritzen, die, unsachgemäß gesetzt, schwere Folgen – mit Enzündungen aller Art – haben können. Mindestens 8 Klienten sollen über ein schmerzhaftes Schicksal nach dem Besuch bei den Beauty-Sisters klagen: Eine Wienerin, deren Nase nach einer Behandlung fast abgefallen war, fordert rund 43.000 Euro.
Kurpfuscherei. Bei der Hausdurchsuchung am Mittwoch – bei der die ältere Schwester festgenommen wurde – ging es allerdings vorerst nicht um den Vorwurf der Kurpfuscherei und der Körperverletzung. Gegen die beiden gebürtigen Iranerinnen (beide sind um die 40) wird nämlich auch noch wegen schweren gewerbsmäßigen Betruges in der Höhe von 800.000 Euro, Untreue und Sozialversicherungsbetrug ermittelt. Mehrere elektronische Datenträger und Bargeld wurden sichergestellt. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Roland Kopt