Die drei jungen Wiener stellten Kriminellen ihre Konten zur Verfügung.
Drei junge Wiener haben sich zu Beginn des heurigen Jahres von Kriminellen anwerben lassen, die fremde Bankkonten benötigten, auf die Opfer von sogenannten SMS- bzw. WhatsApp-Betrügereien Geldüberweisungen tätigten. Am Dienstag folgte für die Burschen im Alter zwischen 17 und 21 das gerichtliche Nachspiel. Die älteren beiden fassten am Wiener Landesgericht rechtskräftig Bewährungsstrafen aus, der Jüngste kam mit einer Diversion davon.
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Eine Wienerin war einer vorgeblich vom Finanzministerium stammenden SMS auf den Leim gegangen, mit der sie angeleitet wurde, einen Link anzuklicken, den sie abrief, um dann ihre Bankdaten einzugeben. In weiterer Folge wurden von ihrem Konto über 25.000 Euro "abgesaugt", wobei knapp 10.000 Euro am Konto des 21-jährigen Angeklagten landeten und knapp 3.000 Euro auf jenem des 20-Jährigen. Weitere 2.500 Euro bekam der 21-Jährige von einem Mann überwiesen, der über WhatsApp von seiner vermeintlichen Tochter kontaktiert und um Hilfe gebeten worden war, wobei ihm die Betrüger suggerierten, die Tochter hätte ihr Handy verloren und stecke in einer finanziellen Klemme.
Die unmittelbaren Täter, die hinter diesen Machenschaften steckten, werden von der Staatsanwaltschaft Wien verfolgt, wobei einige von ihnen - es dürfte sich um Mitglieder einer von den Niederlanden aus operierenden Bande handeln - ausgeforscht und festgenommen werden konnten. Gegen sie laufen Ermittlungen wegen schweren Betrugs, krimineller Organisation und anderen Delikten. Die Mittäter, die ihnen ihre Konten überlassen hatten, boten indes Einzelrichter Daniel Schmitzberger unterschiedliche Erklärungen, weshalb sie sich auf die offensichtlich illegalen Vorgänge eingelassen hatte.
Angeklagtem wurde auf Snapchat Möglichkeit zum "Geldverdienen" angeboten
Der 21-Jährige schilderte, er sei auf Snapchat angeschrieben und gefragt worden, ob er schnell Geld verdienen wolle. Er habe sich in weiterer Folge mit einem "Typen, der mir sehr vertrauenswürdig erschienen ist" getroffen. Dieser habe ihm erklärt, er betreibe "ein Online-Business", und ihm die Hälfte seiner Einkünfte angeboten, wenn er ihm sein Konto für Zahlungseingänge zur Verfügung stelle.
Ihm sei versichert worden, das sei "legal", behauptete der 21-Jährige. Das habe sich als unrichtig herausgestellt: "Ich wurde in eine Falle reingesteckt. Den Typen habe ich nie wieder gesehen. Auf Snapchat hat er mich blockiert." Das fremde Geld auf seinem Konto sei sofort behoben worden, er habe davon keinen Cent abbekommen.
Der 20-Jährige wurde seiner Aussage zufolge von einem Bekannten angesprochen, der ihm erklärt haben soll, er benötige sein Konto für Einkünfte aus Bitcoin-Geschäften. "Ich wusste nicht, dass er mich verarscht. Ich kannte ihn schon so lang. Ich war dumm", sagte der Bursch. Am Anfang habe er sich "nichts dabei gedacht", später sei ihm das aber schon "etwas verdächtig" vorgekommen.
Der 20-Jährige fasste wegen Beteiligung am Betrug zwei Monate bedingt aus, der 21-Jährige neun Monate auf Bewährung. Bei beiden wurde Bewährungshilfe angeordnet.
17-Jähriger offenbar unter Druck gesetzt
Etwas anders gelagert war der Fall des 17-Jährigen, dessen Konto ebenfalls für Überweisungen aus WhatsApp-Betrügereien missbraucht worden war. Wie sich bei der Verhandlung herausstellte, leidet der Jugendliche unter Autismus, einer Asperger-Störung sowie Angststörungen. Der schmächtige, fast noch kindlich wirkende Jugendliche gab an, er sei auf der Straße angesprochen und zur Herausgabe von Geld aufgefordert worden. Weil er keines bei sich hatte, hätten mehrere Jugendliche seine Bankomat-Karte sowie den Code verlangt. Dem sei er nachgekommen: "Ich hatte Paranoia. Ich hatte Angst vor denen. Ich hatte keinen Bock, Stress von denen zu bekommen." Vom Sehen habe er die Burschen gekannt, sie würden in seiner Wohnumgebung leben.
Er habe dann mitbekommen, dass auf seinem Konto ungewöhnlicherweise Geld einlangte und umgehend wieder behoben wurde, räumte der 17-Jährige ein. Er habe bei einem neuerlichen Zusammentreffen mit der Gruppe auf deren Verlangen sogar ein zweites Konto eingerichtet, "damit der Stress weg ist."
Auf die Frage des Richters, warum er sich nicht an die Polizei gewandt habe, blieb der 17-Jährige die Antwort schuldig. An seiner statt meldete sich seine im Auditorium sitzende Mutter zu Wort: "Er ist erpresst worden. Man hat ihn unter Druck gesetzt." "Mama! Ich will nicht drüber reden", fuhr der 17-Jährige darauf dazwischen.
Der Jugendliche entging einer Vorstrafe. Er akzeptierte eine teilweise Schadenswiedergutmachung von 1.000 Euro und eine Probezeit von zwei Jahren, in der er sich nichts zu Schulden kommen lassen darf. Im Gegenzug wurde die Anzeige vorerst zurückgelegt, der 17-Jährige gilt damit weiterhin als unbescholten. Auch er bekommt einen Bewährungshelfer beigestellt. Die Staatsanwältin war mit diesem Vorgehen einverstanden.