Dass die Wiener Linien auf Corona-Masken pfeifen, sorgt für einen Aufstand.
Wien. Christian Berhart ist Betriebsrat beim Fahrdienst der Wiener Linien. Als solcher ist er als FCG-Mann nicht freigestellt, wie so manche seiner SP-Kollegen.
„Ich arbeite an der Front. Uns hilft niemand gegen Corona-Infektionen. Und ich werde seit der ÖSTERREICH-Story, dass die Wiener Linien auf Corona-Masken, Desinfektionsmittel und Handschuhe verzichten, mit Anrufen, SMS und Mails empörter Mitarbeiter bombardiert“, berichtet Berhart im ÖSTERREICH-Gespräch.
Abrechnung. Ein verbitterter U-Bahn-Fahrer habe gepostet: „Die Chefs vertschüssen sich ins Home- Office – wir sind wohl verzichtbar.“ Tatsächlich ortet Berhart eine „relativ große Ignoranz bei Problemen im Fahrdienst. Das Unternehmen empfiehlt, dass wir uns häufig und intensiv mit Seife die Hände waschen sollen. Wie soll das bei einem Busfahrer gehen? Der einzige Schutz ist, dass die Vordertür zu bleibt.“ Ähnliches gelte für die Security: „Die Kollegen sind im Konfliktfall gesetzlich angehalten, auch körperlich einzugreifen. Wie soll das ohne Handschuhe, Masken und Co. gehen? Hier muss jetzt jedenfalls der Eigenschutz vorgehen.“
Keine Infos ans Personal. Problematisch sei auch die Informationspolitik der Wiener Linien gegenüber der eigenen Belegschaft: „Ich als Betriebsrat weiß nicht einmal, ob es Infizierte bei uns gibt. Sicher ist nur: Es geht ein Aufschrei durch das gesamte Unternehmen. Die Mitarbeiter an der Front sind empört.“
Empört zeigt sich auch die Arbeiterkammer. „Es kann nicht sein, dass die Gesundheit der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeden Tag aufs Spiel gesetzt wird, obwohl sie für die Aufrechterhaltung des Systems verantwortlich zeichnen", sagt AK-Kammerrat Christian Berhart. „Wertschätzung und Anerkennung schauen anders aus!“.
Ganz geheuer dürfte der eigene Brachialkurs den Wiener Linien freilich selbst nicht mehr sein, so Berhart: „Nach dem ÖSTERREICH-Bericht wurde angekündigt, dass wir jetzt Handschuhe bekommen sollen.“
Josef Galley