2.500 Teilnehmer trafen sich zu einer Frauentags-Demo in Wien.
Wien. Am Montagabend war eine angemeldete Demonstration zum internationalen Frauentag in Wien im Gange. Die Polizei spricht von aktuell 2.500 Teilnehmern (Stand 18.55 Uhr). Der Demonstrationszug ging vom Stephansdom über die Rotenturm-Straße und am Ring bis zum Siegmund-Freud-Park. Dort fand die Abschlusskundgebung statt. Um etwa 22 Uhr wurde die Demo beendet.
Die Abstände würden eingehalten und die Teilnehmer hätten Masken auf, berichtete die Polizei noch während der Demonstration.
Die Ringstraße war im Demo-Abschnitt gesperrt, wodurch es in den Zufahrts-Straßen zu Verkehrs-Verzögerungen kam.
Öffi-Störungen durch die Demo
Während der Demonstration fuhr die Linie D nicht zwischen Börse und Schwarzenbergplatz, wie die Wiener Linien auf ihrer Homepage (Stand, 18.55 Uhr) bekanntgaben. Die Linie 71 fuhr in Richtung Börse nur bis Schwarzenbergplatz. Die Linie 1 wwurde zwischen Karlsplatz und Julius-Raab-Platz über die Strecke der Linie 2 umgeleitet. Die Linie 3A war an der Weiterfahrt gehindert. Die Wiener Linien baten auf die U-Bahn Linien auszuweichen. Nach der Demo wurden die Linien wieder freigegeben.
Internationaler Frauentag
In den sozialen Netzwerken wurde zur Demo aufgerufen. So hieß es etwa in einer Facebook-Gruppe: "Heute ist der 8.März, der internationale Frauenkampftag! Aus der Tradition der proletarischen Frauenbewegung heraus ist dieser Tag für uns nicht nur ein wichtiger Gedenk-, sondern vor allem ein Kampftag. 110 Jahre nach dem ersten internationalen Frauenkampftag findet der diesjährige 8.März inmitten der Corona-Pandemie und einer historisch tiefen Krise des Kapitalismus statt."
Frauentag: Frauen beklagen zunehmen ihre Corona-Situation
Frauen beklagen zunehmend ihre Situation in der Pandemie und fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Das zeigt eine Studie von "Triple M Matzka", die von der SPÖ anlässlich des Frauentags präsentiert wurde. Vor allem am Arbeitsplatz sieht man dringenden Handlungsbedarf. SP-Frauenchefin Gabriele Heinisch-Hosek plädierte für regionale Stiftungen, die vor allem Frauen entsprechende Umschulungen bieten sollten.
Für Heinisch-Hosek wäre es geboten, regional zugeschneiderte Angebote zu liefern. Konzentrieren müsste man sich auf die Zukunftsbranchen. Das wären Technik, Digitalisierung und Pflege. SP-Chefin Pamela Rendi-Wagner verwies darauf, dass die meisten Frauen ihre persönliche Situation schlechter als vor der Krise erlebten. Jede zweite Alleinerzieherin sei armutsgefährdet.
Führend mit verantwortlich sieht die SP-Vorsitzende die Regierung. Diese hätte die Verantwortung, niemanden in Stich zu lassen "und schon gar nicht die Frauen". Bei einer Sondersitzung zum Frauentag werde man am Montag Hilfe für Alleinerzieherinnen und effektive Maßnahmen, um Frauen wieder in Beschäftigung zu bringen, einfordern.
Vergleich mit Anfang der Pandemie
Die Umfrage unter gut 1.000 Frauen vergleicht die Situation vom Anfang der Pandemie im April 2020 mit der aktuellen. Während weiter rund ein Drittel der Frauen Angst um den Arbeitsplatz hat, haben sich andere Werte ungünstiger entwickelt. Das Vertrauen, dass alles getan wird, um Arbeitsplätze in Österreich zu halten, ist enorm - von 82 auf 45 Prozent - gesunken.
Auch fühlen sich gleich 58 Prozent von öffentlichen Institutionen weniger unterstützt als im Vorjahr. Das ist eine Verdoppelung.
Die Zusatzbelastungen daheim werden ebenfalls verstärkt registriert. Zwölf Prozent mehr sehen im Vergleich zum Vorjahr einen zusätzlichen Aufwand für Kinderbetreuung. Um noch einmal drei Prozent auf 89 gestiegen ist der Wert jener, die meinen, dass die Zusatzbelastung zunächst auf das Konto der Frauen geht. Dazu kommt, dass gleich 61 Prozent eine zunehmende Belastung für Kinder wahrnehmen, was dann oft von den Müttern abzufedern ist.
Caritas und Diakonie sehen Mehrbelastungen in Pandemie
Die kirchlichen Hilfsorganisationen haben im Vorfeld des Frauentags am 8. März auf Belastungen während der Coronapandemie aufmerksam gemacht. "Frauen arbeiten mehrheitlich in systemrelevanten Berufen", meinte Caritas-Generalsekretärin Anna Parr am Freitag in einer Aussendung. In diesen Bereichen sei die Arbeitsbelastung besonders gestiegen. "Die Corona-Krise ist eine Gleichstellungskrise", konstatierte auch die Direktorin der evangelischen Diakonie, Maria Katharina Moser.
Gerade in weiblich dominierten Berufen wie Pflegerinnen, Pädagoginnen und im Lebensmittelhandel sei neben der generellen Belastung auch die Ansteckungsgefahr erhöht, merkte Parr an. Frauen verdienten daher jetzt ein besonderes Augenmerk, da sie systemrelevant seien. Außerdem hätten Frauen besonders im Alter ein erhöhtes Armutsrisiko. Daher brauche es jetzt entsprechende Unterstützungsangebote und Investitionen mehr denn je.
"Frauen bringen uns durch die Krise. Zwei Drittel der systemrelevanten Jobs sind mit Frauen besetzt", argumentierte Moser von der Diakonie unisono. Sei die Lebenszufriedenheit von Frauen vor der Krise höher als jene von Männern gewesen, hätte sich dies mit Corona umgekehrt, verwies sie auf Ergebnisse des Corona Panels der Uni Wien. Ein Grund dafür sei in der ungleichen Verteilung von Erwerbs- und Betreuungsarbeit zu finden.
Ebenfalls auf die Coronakrise bezog sich der Monitoringausschuss zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Denn die vielschichtigen Belastungen der Pandemie wirkten sich auch auf alle Frauen mit Behinderungen massiv aus. "Frauen mit Behinderungen sind in unserer Gesellschaft viel zu wenig sichtbar", meinte die Vorsitzende des Ausschusses Christine Steger. "Bereits vorhandene Probleme spitzen sich zu und neue, pandemiebedingte Herausforderungen kommen dazu."