Dramatische Bergung

Deshalb muss es an der Unglücksstelle absolut ruhig sein

27.06.2019

Speziell trainierte Feuerwehrleute filtern mithilfe der Technik Lebenszeichen von Verschütteten aus Umgebungsgeräuschen.

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© APA/HANS PUNZ
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Auf der Suche nach bei einer Gasexplosion in Wien-Wieden möglicherweise Verschütteten hat die Berufsfeuerwehr ein Team zur Schallortung in die Ruine beordert. Eine Grundvoraussetzung für diese Technik sei "absolute Ruhe an der Einsatzstelle", erläuterte Feuerwehrsprecher Gerald Schimpf im APA-Gespräch. Nicht zuletzt deshalb wurden großräumige Absperrungen verfügt.

Die Methode sei "am besten vergleichbar mit dem Stethoskop, das ein Arzt verwendet. Es geht darum, eine Verlängerung zu haben, um Geräusche, wie hier zum Beispiel aus dem Inneren eines Schuttkegels, besser hören zu können", sagte Schimpf. Gesucht wird nach "Bewegungen oder Lebenszeichen einer möglicherweise verschütteten Person" - "Wir sprechen hier von Atemgeräuschen, Kratzgeräuschen, Klopfgeräuschen und Ähnlichem."

Alle Arbeiten werden eingestellt

"Für diese Methode werden alle anderen Arbeiten an der Einsatzstelle eingestellt", erläuterte der Fachmann das Vorgehen. "Dann kommt das Team der Schallortung vor Ort mit den Messgeräten. Das sind längere Stangen mit sehr sensiblen Mikrofonen." Über Kopfhörer, die die Ohren ganz abschließen, forschen die Feuerwehrleute damit den Geräuschen nach.

"Man darf sich aber nicht vorstellen, dass das eine 100-prozentige Variante ist", wies Schimpf auf die Schwierigkeiten hin. "Es gibt sehr viele Dinge, die Geräusche verursachen, sei es von elektrischen Geräten, sei es von Versorgungsleitungen, sei es von Wasserleitungen, wo man es rauschen hört. All diese Dinge übertragen Schall auf andere Bauteile, und es ist wirklich eine Erfahrungssache, hier herauszuhören, was sind Lebenszeichen einer Person und was sind die normalerweise immer vorhandenen Geräusche, die ein Gebäude von sich gibt."

Im konkreten Fall nach dem teilweisen Gebäudeeinsturz könne man sich das so vorstellen: "Schutt, Sand rieseln im Inneren noch immer herum, und man braucht ein sehr feines Gehör, um die richtigen Informationen herausfiltern zu können", sagte Schimpf.

Schon lange erfolgreich eingesetzt

Erfolgreich eingesetzt werde die Technik von der Berufsfeuerwehr Wien schon lange. "Wir haben auch immer Leute, die damit ausgebildet sind. Wenn man zurückdenkt an die Gasexplosion an der äußeren Mariahilfer Straße, die schon einige Jahre zurückliegt (im April 2014, Anm.), da ist diese Technik zum Einsatz gekommen und hat uns damals auch zu einer verschütteten Person geführt."

Zur Anwendung komme die Methode "überall dort, wo mit Verschütteten gerechnet wird". Der Anlass sei nicht immer derart folgenschwer und spektakulär, beispielsweise auch ein einzelner Deckeneinsturz durch Bauschaden oder ein Unfall auf einer Baustelle. Die Gruppe werde daher mehrmals im Jahr alarmiert und sei regelmäßig im Einsatz. Geräte gibt es ausreichend, um mehrere Trupps auszustatten. Es könnten aber nur zwei bis drei Spezialisten gleichzeitig damit vorgehen, "weil ja auch die Suchenden Selbstgeräusche verursachen", sagte Schimpf.

Ebenfalls im Einsatz standen Suchhunde der Rettungshundestaffel der Berufsfeuerwehr. Die Tiere seien "ganz besonders in der Trümmersuche ausgebildet, weil das unser häufigster Anwendungsfall ist". Sie seien "sehr, sehr gut ausgebildet" und erzielen auch bei internationalen Bewerben regelmäßig Topplätze.

 

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