Vor dem Terror-Anschlag postete der Verdächtige auf Instagram Fotos mit Waffen und einen Treueeid gegenüber dem IS-Kalifen.
Bei einem Terroranschlag in der Wiener Innenstadt ist am Montagabend, zu Allerseelen, ein Passant erschossen worden, weitere 15 Menschen wurden verletzt. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sagte, dass es sich "definitiv um einen Terroranschlag" gehandelt habe. Der Anschlag nahm gegen 20.00 Uhr in der Seitenstettengasse, nahe einer Synagoge, seinen Ausgang, insgesamt gab es sechs Tatorte in der Innenstadt. Die Polizei erschoss einen der Attentäter von Wien. Mindestens ein weiterer Täter befanden sich nach Mitternacht noch auf der Flucht. Ihre Zahl war zunächst unklar.
"Bild.de" berichtete, dass es bereits einen mutmaßlichen Hauptverdächtigen gibt. Vom mutmaßliche Attentäter von Wien wurden auf Instagram mehrere Fotos gepostet, auf denen er unter anderem einen Treueeid gegenüber dem IS-Chef leistete. Der Mann hat dazu noch zwei Waffen in der Hand gehabt, die mit jenen des Terroristen in Wien übereinstimmen. Außerdem legte er mit Munition einen Wahlspruch des Islamischen Staats (IS) auf den Boden. Und noch am Tag des Anschlags soll er zwei Bekannten Videos von dem Attentat auf "Charlie Hebdo" geschickt haben. Laut "Bild" soll es sich bei dem Verdächtigen um jenen Attentäter handeln, der von der Exekutive erschossen wurde.
Das könne man vorerst nicht bestätigen, man sei aber "dran" und könne hoffentlich bei der für 6 Uhr früh angekündigten Pressekonferenz Auskunft geben, sagte Innenministeriums-Sprecher Harald Sörös der APA.
Der Anschlag sei sehr gut vorbereitet gewesen, sagte Kurz. Die Attentäter von Wien seien auch sehr gut mit Waffen ausgerüstet gewesen. Es herrsche insbesondere in Wien eine "sehr angespannte Sicherheitslage", betonte der Kanzler. Mehrere Angreifer seien nach wie vor unterwegs, der Polizeieinsatz laufe auf Hochtouren. Ob die Menschen morgen wieder normal auf die Straße gehen könnten, hänge von der kommenden Nacht ab. Die Gefahr sei noch nicht vollständig gebannt.
Attentäter schossen an sechs Orten
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sagte, dass der getötete Attentäter möglicherweise einen Sprengstoffgürtel getragen habe. Daher rückte der Entschärfungsdienst aus. Über die Identität oder die Motive der Täter wisse man bis dato nichts. Man verspreche sich aber Erkenntnisse, sobald der Tote überprüft werden könne.
Was man derzeit wisse, ist, dass sich die Attentäter von Wien von der Seitenstettengasse aus in die Innenstadt bewegt haben. Dabei hätten sie "wahllos" auf Gäste in Lokalen geschossen, zum Teil auf Personengruppen in Schanigärten. Ludwig sprach von sieben Schwerverletzten. Unter den Verletzten befand sich Kurz zufolge ein Polizist, der aber außer Lebensgefahr sei. Ein Passant sei getötet worden. Details wollte der Wiener Bürgermeister aus Rücksicht auf die Angehörigen nicht nennen.
Der Terrorakt erstreckte sich auf sechs Tatorte. In der Seitenstettengasse fielen erste Schüsse, in unmittelbarer Nähe der Synagoge. In einem "zeitlichen Zusammenhang", so die Polizei, gab es dann Vorfälle an weiteren fünf Innenstadtorten, alle in räumlicher Nähe zum Ausgangspunkt. Die weiteren Orte waren nach Angaben von Harald Sörös, Sprecher des Innenministeriums, der Morzinplatz, das Salzgries, der Fleischmarkt, der Bauernmarkt und der Graben.
Die Anzahl der Verletzten habe sich seit 22.00 Uhr nicht mehr erhöht, sagte unterdessen der Sprecher des Wiener Gesundheitsverbunds, Christoph Mierau, auf APA-Anfrage: 15 Verletzte würden in Spitälern der Bundeshauptstadt versorgt, sieben davon seien schwer verletzt.
Alexander van der Bellen "tief betroffen"
Die Hintergründe des Anschlags waren zunächst unklar. Auf sozialen Medien folgten schnell Spekulationen über einen dschihadistischen Hintergrund. Das wurde zunächst nicht bestätigt. Das auf die Überwachung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen SITE hat auf seiner Homepage einen Jihadisten zu dem mutmaßlichen Anschlag in Wien zitiert: "Jihadist sagt, der Angriff in Wien ist 'Teil der Rechnung' für die österreichische Beteiligung an der US-geführten Koalition", heißt es dort in einem Satz. Beigestellt ist ein Bild aus der Wiener Innenstadt.
Die Attacke löste national wie international zahlreiche Reaktionen des Entsetzens aus. So zeigte sich Bundespräsident . "Unsere Gedanken und unser Mitgefühl ist bei den Opfern, Verletzten und deren Angehörigen", schrieb Van der Bellen auf Twitter. "Wir werden unsere Freiheit und Demokratie gemeinsam und entschlossen mit allen gebotenen Mitteln verteidigen", betonte der Bundespräsident.
Ein Video zeigte dramatische Szenen aus der Seitenstettengasse. Ein mit einer Langwaffe bewaffneter Mann läuft die Gasse entlang und schießt auf einen vor einem Lokal stehenden Mann, der daraufhin zusammenbricht. Kurz darauf kehrt der Täter zurück und schießt mit einer Pistole aus kurzer Distanz ein zweites Mal auf den am Boden liegenden Mann.
Auf einem weiteren Video werden vier Männer an der Ecke Graben/Tuchlauben mit erhobenen Händen und nacktem Oberkörper von Sicherheitskräften gestellt. Davon gibt es auch Fotos, darauf knien die Männer am Boden vor den schwer bewaffneten Spezialeinheiten, dem Anschein nach könnte es sich um Festnahmen handeln.
Die Polizei bat eindringlich darum, keine derartigen Videos oder Fotos zu verbreiten. Das Verbreiten von derartigen Inhalten in Sozialen Medien gefährdet Zivilisten wie auch Einsatzkräfte, betonte die Polizei. Die Exekutive bittet darum, derartiges Material der Polizei zur Verfügung zu stellen, um sie zu unterstützen. Dazu wurde eine Upload-Plattform eingerichtet, sie ist unter https://upload.bmi.gv.at erreichbar.