Auslieferung des vierten Verdächtigen dürfte länger dauern.
Wien. Nach der Festnahme des vierten Verdächtigen im Fall der im Juni in Wien-Donaustadt getöteten 13-Jährigen am Donnerstag in London hat der Anwalt der Familie des Opfers, Florian Höllwarth, eine Amtshaftungsklage gegen die Republik Österreich angekündigt. "Sie wird definitiv kommen", sagte er gegenüber der APA. Die Auslieferung des Verdächtigen könnte indes noch dauern.
Der Anwalt wirft der Republik vor, dass die Asylverfahren der Verdächtigen viel zu lange gedauert hätten. Die Männer hätten zudem von den Behörden besser überwacht gehört. Die Festnahme des vierten Verdächtigen ist Höllwarth zufolge für die Familie eine "extreme moralische Erleichterung" gewesen. Es sei dadurch auch das Vertrauen in die ermittelnden Behörden wieder hergestellt worden.
Auslieferung dürfte dauern
Die Auslieferung des Verdächtigen dürfte allerdings dauern: Selbst wenn der Verdächtige seiner Auslieferung zustimmen sollte, würde es wohl einige Wochen brauchen, bis der Mann nach Österreich überstellt wird, sagte Carmen Kainz, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, auf APA-Anfrage. Zudem kann sich der 22-Jährige mit Rechtsmitteln gegen die Auslieferung wehren.
Aufgespürt wurde der Gesuchte am Donnerstag in einem Viertel in London, in dem die afghanische Community stark vertreten ist. Weitere Details zur Verhaftung des jungen Mannes waren zunächst nicht bekannt. An der Fahndung waren Zielfahnder des österreichischen Bundeskriminalamts (BK) beteiligt. "Die Einvernahmen werden jetzt dann in weiterer Folge die Fluchtroute zeigen", sagte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Donnerstag in der "ZiB1" des ORF. Dazu gab es am Freitag aber noch keine neuen Informationen.
Amtshaftungsklage angekündigt
Der Anwalt der Familie des Opfers, Florian Höllwarth, kündigte am Freitag eine Amtshaftungsklage gegen die Republik Österreich an. "Sie wird definitiv kommen", sagte er gegenüber der APA. Seinen Informationen zufolge hätten die Asylverfahren der Verdächtigen viel zu lange gedauert. Für ihn hätten die Männer "ein Bedrohungsszenario für die Bevölkerung dargestellt" und sie hätten von den Behörden besser überwacht gehört.
Die Festnahme des vierten Verdächtigen sei für die Familie eine "extreme moralische Erleichterung" gewesen. Es sei dadurch auch das Vertrauen in die ermittelnden Behörden wieder hergestellt worden.
Nach den bisherigen Ermittlungen dürfte die 13-Jährige aus dem niederösterreichischen Bezirk Tulln am 25. Juni den jetzt gefassten 22-Jährigen und einen weiteren jungen Mann am Wiener Donaukanal getroffen haben, wo ihr die beiden Ecstasy verabreicht haben sollen. Dann seien die beiden Afghanen gemeinsam mit dem Mädchen und einem weiteren Landsmann (18) in dessen Wohnung in den Bezirk Donaustadt gefahren, wohin auch der vierte Verdächtige - ein 23-Jähriger - gekommen sein soll. Dort wurden dem Mädchen weitere Drogen verabreicht. Mindestens zwei der vier Männer sollen sie vergewaltigt haben.
Teenager zeigte keine Lebenszeichen mehr
Als die 13-Jährige das Bewusstsein verlor, wurden die Männer nervös. Den Berichten zufolge soll das Herz des Mädchens zu schlagen aufgehört haben. Die Verdächtigen hätten ihr daraufhin Milch und Joghurt eingeflößt und sie unter eine Dusche gehalten. Doch der junge Teenager zeigte keine Lebenszeichen mehr. Sie hätten das Mädchen daraufhin in einen Teppich gewickelt und auf einem Grünstreifen an einen Baum gelehnt.
Um 26. Juni um 6.59 Uhr war bei der Rettung ein Notruf eingegangen. Zeugen hatten das Opfer entdeckt und mit der Reanimation begonnen. Einsatzkräfte übernahmen, die Versuche, die Jugendliche wiederzubeleben, blieben aber erfolglos. Ein Polizeispürhund konnte dann später mit Hilfe eines Schuhs des Mädchens die mutmaßliche Tatwohnung ausfindig machen. Unterdessen ging auch ein Bekannter der Afghanen zur Polizei und berichtete, dass ihm der Freund die Geschehnisse in der Wohnung geschildert habe.
Danach wurden zunächst drei Männer nach und nach festgenommen. Am Donnerstag wurde der 22-Jährige in Großbritannien gestellt. Die weiteren drei Tatverdächtigen befinden sich in Österreich in Untersuchungshaft. Ein zunächst vorgeblich 16-Jähriger ist einem Gutachten zufolge mindestens 18, möglicherweise 20 Jahre alt. Bei den anderen beiden handelt es sich um einen 18- und einen 23-Jährigen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall wegen Vergewaltigung mit Todesfolge und Missbrauchs einer wehrlosen Person.