Festnahmen nach Mafia-Mord

Lockte dritter Mann Opfer in die Todesfalle?

23.12.2018

Nach dem Schuss-Attentat vor dem Lokal Figlmüller überschlagen sich die Ereignisse.

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© TZOE
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Seit mehreren Jahren tobt ein Krieg zwischen zwei montenegrinischen Clans, die sich 2014 nicht über den Besitz von 200 Kilo Kokain einigen konnten. Seitdem sind europaweit 30 Menschen getötet worden. Am Freitag wurde die Wiener City zum Kriegsschauplatz der Balkan-Kartelle. Da waren zwei Mafiosi der „Ka­vacki“-Gruppierung mit einem dritten Mann (29) Schnitzel essen. Danach fielen vor dem Figlmüller Schüsse. Vladmir R. (32), der erst seit Kurzem aus der Haft und vor drei Tagen nach Wien kam, wurde erschossen. Sein Clan-Kumpel Stefan V. (23) hatte Riesen-Glück: Ihn trafen mehrere Kugeln am Körper, ein gegen seinen Kopf abgefeuertes Projektil entpuppte sich als Streifschuss (siehe rechts).

Während der Killer mit Dreitagesbart, dunkler Jacke (zirka 30 Jahre, zirka 1,85 Meter) davonlief und im Weihnachtstrubel auf der Roten­turmstraße erfolgreich untertauchte, war die Rolle des dritten Mannes, der mit den Schussopfern essen gewesen war und der sie offenbar zum Tatort lotste, von Anfang an mysteriös (siehe unten): Er und auch der im Spital liegende Überlebende wurden, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, festgenommen. Der Attentäter ist über alle Berge – entweder am Balkan oder, bis sich die Lage beruhigt hat, in einer konspirativen Mafia-Wohnung vielleicht sogar noch in Wien …

 

 

Lockte dritter Mann Opfer con Lokal in die Todesfalle?

Die Rolle des ­Mannes, der sich mit Vladimir R. und Stefan V. am Freitag zum Lunch im Figls Lugeck traf, brachte nicht nur die Ermittler von Anfang an ins Grübeln: Wieso war er als Einziger von den drei, die abgepasst wurden, nicht verletzt? Kein Kratzer, keine Kugel, die in seine Richtung abgegeben wurde. Warum stand er seelenruhig bei den am Boden liegenden Opfern? Und schwieg, obwohl man ihn mit Fragen löcherte? Warum schilderte er nachher gegenüber der Kripo einen „völlig unglaubwürdigen Tathergang“? War gar er es, der die beiden anderen absichtlich in die Todesfalle lotste in einen Durchgang, in dem der Mörder lauerte? Am Sonntag gab die Polizei bekannt, dass der Verdächtige festgenommen wurde – als möglicher Komplize des Mordkomplotts.  Zudem sickerte durch, dass er auch ein „ehrenwertes Mitglied“ ist – allerdings nicht, von welcher Mafia-Gruppierung.

© TZOE/Moni Fellner

Jetzt Sonderbewachung für Streifschuss-Opfer

Sollten die Anstifter zu dem Mafia-Verbrechen am Lugeck es bis dahin nicht gewusst haben – spätestens mit dem Posting von Ljhiljana V. (dass es ihrem Sohn gut geht) sprach es sich bis auf den Balkan herum, dass das Attentat nicht ganz erfolgreich durchgeführt wurde und dass es einen Überlebenden gibt. Die hiesige Polizei, die eng mit den Behörden in Serbien und in Montenegro kooperiert, musste rasch reagieren und ließ zusätzliche Wachen ins ­Spital, in dem der 23-Jährige liegt, abkommandieren. Damit das Opfer, sobald es zu Kräften kommt, nicht untertaucht, wurde der 23-Jährige noch im Krankenhausbett wegen eines offenen europäischen Haftbefehls aufgrund eines nicht näher kommentierten Delikts und zu seinem eigenen Schutz festgenommen.  Man kann davon ausgehen, dass Stefan V. mittlerweile auch in ein anderes Spital verlegt worden ist.

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