Feuer-Drama: Hunderte Obdachlos

"Wir haben alles verloren"

12.05.2019

Am Tag nach dem Mega-Brand von Simmering zeigt sich das wahre Ausmaß der Katastrophe.

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Wien. Schon in den frühen Morgenstunden stehen jene, die in Hotels oder bei Freunden meist schlaflos übernachtet haben, vor dem Wohnblock Simmeringer Hauptstraße/Enkplatz, Sedlitzkygasse: Nach dem „Brand aus“ am Samstag um 21.45 Uhr und einer stürmischen Nacht, die zum Glück keine Glutnester aufflackern ließ, bezogen früh am Muttertag bereits die ersten Baukräne Stellung, Zäune wurden errichtet und Müllcontainer herangeschafft, um den Schutt nach und nach wegzuschaffen.

 

 

Millionenschaden. Betroffene weinten, die Schlange vor dem Beratungsbus der Magistratsdirektion wurde immer länger, schließlich wurden alle anwesenden Mieter und Eigentümer der 190 Wohnungen in die SiMM City im nahen Einkaufszentrum gebeten, wo sie erfuhren, wie es weitergeht.

370 Menschen sind in den betroffenen Bereichen gemeldet, das Dachgeschoß ist komplett zerstört, im 3. und 4. Stock haben die enormen Mengen an Löschwasser – der Druckabfall war im ganzen Bezirk zu spüren – sicher auch einiges angerichtet. Insider rechnen mit einem Gesamtschaden im zweistelligen ­Millionenbereich.

Wie durch ein Wunder wurden nur 5 Personen leicht verletzt. Die Brandermittler kamen noch am Sonntag vor Ort, um die Quelle der Brandkatastrophe herauszufinden. Zeugen hörten Samstagvormittag angeblich eine Explosion. Gemunkelt wird auch von Baumängeln und Pfusch – statt Brandschutzwänden soll es nur eine durchgehende Isolierung beim Dachbodenausbau gegeben haben. Breiteten sich deshalb die Flammen gar so schnell aus?

 

 

Verzweifelte Opfer: "Unser ganzes Leben ist weg"

Dutzende Familien haben bei dem schrecklichen Großbrand ihr ganzes Hab und Gut verloren. Auch Familie B., die im 4. Stock wohnte: „Ich war mit meiner Schwester, meinem Baby und meinen drei weiteren Kindern (1, 11, 13) zu Hause, als der Brand ausbrach. Die Feuerwehr hat uns aus der Wohnung gerettet. Wir haben kein Essen, keine Kleidung, nichts mehr“, sagt die Mutter Ludmilla B. Die fünfköpfige Familie wohnt derzeit in einer Pension.

© Aylin Simsek
„Wohnten im 4. Stock“ In der Wohnung der Familie B. dürfte leider so ziemlich alles kaputt sein.

  • Ein anderer Mieter, der Koch Sani V. (58), war in der Arbeit, als das Feuer ausbrach. „Ich habe eine Dachgeschoßwohnung und konnte schon von Weitem sehen, dass alles hin ist – meine Papiere, meine Erinnerungen, nichts wird mehr da sein. Mein ganzes Leben ist weg“, bricht er in Tränen aus.

  • Katharina P. (43) war mit ihren beiden Kindern und Hundedame „Gea“ zuhause: „Wir haben uns nur gewundert, als es am Vormittag an der Tür geklopft hat. Es waren Feuerwehrleute und sie sagten: ‚Schnell raus!‘ Wir konnten uns ­eigentlich nur noch schnell anziehen.“

 

© Aylin Simsek
„Waren bei Brand zu Hause“ Katharina P. mit Hund.

© Aylin Simsek
„Mein Leben ist weg“ Sani V. wohnte im Dachgeschoß.

Stadt öffnet Notquartiere für Bewohner

Von einem Moment auf den anderen standen die Bewohner auf der Straße, teils nur mit dem, was sie am Leib hatten und ohne Geld. Sechs Personen mussten in ein Hotel, andere kamen bei Freunden und Verwandten unter – keine langfristige Lösung. Am Sonntag wurde in der Triester Straße ein Notquartier mit 150 Betten geöffnet. „Wichtig ist, dass jetzt alle Lebensmittel, Schlafplätze und Kleidung ­bekommen“, sagte Florian Weis, Sprecher der Gruppe Sofortmaßnahmen. Der „Verein Leiwandes Simmering“ rief unter dem Zweck „Spende Brand Enkplatz“ zum Spenden auf.
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