Ab Dienstag Prozess gegen neun Austria-Hooligans.
Nach dem gewalttätigen, offensichtlich rassistisch motivierten Überfall auf ein türkisches Vereinslokal in Wien-Favoriten im vergangenen Herbst müssen sich ab kommendem Dienstag neun Hooligans im Straflandesgericht verantworten. Die Anklage legt ihnen Hausfriedensbruch und Körperverletzung, aber keine politischen Delikte wie Verhetzung oder Wiederbetätigung nach dem Verbotsgesetz zur Last.
Am 27. Oktober 2013 hatten rechtsextreme Fußball-Fans der Austria Wien das Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) in der Wielandgasse gestürmt. Dem Strafantrag zufolge öffneten sie mit einem abgebrochenen Besenstiel und Teilen eines Lattenrostes gewaltsam eine Tür, die zum türkisch-kurdischen Kulturverein ATIGF führte. Die Männer waren mit Bierflaschen und Holzlatten bewaffnet. Zwei Personen, die sich ihnen in den Weg stellten - im EKH fand zu diesem Zeitpunkt eine Versammlung der kommunistischen Gewerkschaft KOMintern statt -, wurden mit Faustschlägen traktiert, einer der beiden krankenhausreif geprügelt.
Als im EKH befindliche Aktivisten den Angegriffenen zu Hilfe kamen und die Hooligans ins Freie drängten, liefen diese davon. Die Angreifer gehörten allesamt dem Austria-Fanklub "Unsterblich" an. Sie befanden sich auf dem Weg in die Generali-Arena, das Heimstadion der Austria Wien. Dort ging an jenem Nachmittag das sogenannte Wiener Derby gegen den SK Rapid Wien über die Bühne.
Der Fanklub "Unsterblich" war für seine rassistischen und neonazistischen Parolen bekannt. Auf der Tribüne waren Sprüche wie "Adolf Hitler ist mein Freund", "Zick-Zack Zigeunerpack" und "Rassist, Faschist, Hooligan" zu vernehmen. Die Vereinsführung reagierte darauf mit Haus- und Stadionverboten, im Jänner 2013 wurde der Gruppierung der Status als offizieller Fanklub der Austria aberkannt.
Der Prozess ist auf drei Tage anberaumt und soll am 17. September zu Ende gehen. Die Verhandlung, die Richter Michael Tolstiuk leiten wird, findet unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt. Auch das Wiener Landesamt für Verfassungsschutz wird Beamte zur Beobachtung und Überwachung entsenden. Für den 16. September - den zweiten Verhandlungstag - hat die "Offensive gegen Rechts" eine Kundgebung vor dem Gerichtsgebäude in der Wickenburggasse beantragt. Diese richtet sich gegen "die fortgesetzte Kriminalisierung von Antifaschismus", wie es am Freitag in einer Aussendung der Aktivisten hieß.
Die "Offensive gegen Rechts" stößt sich daran, dass die zur Anklage gebrachten Hooligans nach ihrer Anhaltung nicht festgenommen wurden, während zwei Teilnehmer an der Demo gegen den Wiener Akademikerball monatelang in U-Haft landeten, ehe sie wegen die Polizei gerichteten Gewalttätigkeiten vor Gericht gestellt wurden.