Die Realisierung der neuen U-Bahn-Linie U5 schreitet voran. Dafür muss ein Gründerzeithaus am Elterleinplatz in Hernals abgerissen werden, um einem Stationsgebäude zu weichen. Das laut Wiener Linien alternativlose Vorgehen ist aber nicht unumstritten.
Voraussichtlich ab 2026 soll die neue U5-Station Elterleinplatz gebaut werden. Die Bewohner des Altbaus müssen aber schon in den kommenden Monaten ausziehen. Betroffen ist unter anderem ein Kindergarten. Nicht nur der Auszug ist ein Problem, es muss auch ein neuer Standort in der Nähe gefunden werden, wie der ORF berichtet. Eine Sprecherin des Kindergartens erklärte: „Wir haben ganz viele Kinder, die zu betreuen sind, und müssen halt auch in diesem Grätzel bleiben“.
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Unzufriedene Nachbarn
Betroffen sind unter anderem auch der Betreiber eines Handyshops, der von Enteignung trotz unbefristeten Mietvertrags spricht, und eine Friseurin. Deren Anwältin betonte, es brauche einige hunderttausend Euro, um zu einer Einigung zu kommen.
Ausgleichszahlungen
Für die Wiener Linien ist der Abriss aber ohne Alternative: „Uns ist klar, dass das für viele Mieterinnen eine herausfordernde Situation sein kann. Deswegen unterstützen wir sie auch auf Wunsch bei der Wohnungssuche“, so eine Sprecherin der Wiener Linien. Es gibt auch Ausgleichszahlungen, deren Höhe wird laut Wiener Linien mittels unabhängiger Gutachten festgelegt. Der frühere Hausbesitzer wurde jedenfalls nicht enteignet, das Haus wurde gekauft.
Fassade allein kann nicht erhalten werden
Genau beobachtet Gerhard Hertenberger von der Initiative Denkmalschutz die Situation. Um das 1894 erbaute Haus sei es einfach schade, meinte er: „Es ist überhaupt ein sehr schönes Ensemble – es ist ein Zentrum der Vororte, und es ist einfach unglaublich schade, wenn man ein Haus mit einer so original erhaltenen Fassade einfach abreißt.“
Verbindung
Seinen Vorschlag, die Fassade zu erhalten und in das Stationsgebäude zu integrieren, lehnen die Wiener Linien ab. Man müsse an der Stelle tief und umfangreich graben, es gebe aber nur sehr wenig Platz, weil die Straßenbahn weiterfahren soll. Die Verbindung aus dem 17. Bezirk in die Innenstadt soll während der Arbeiten aufrecht bleiben. Bezirksvorsteher Peter Jagsch (SPÖ) sagte, er finde es „natürlich schade, dass das Gebäude abgerissen werden muss“. Doch aus baulich-technischer Sicht werde die Fläche für den Bau der U-Bahn benötigt. Zudem werde durch einen breiteren Gehsteig mehr Platz und Sicherheit für Fußgänger entstehen.