5.800 Attacken pro Jahr registriert

Irre: Jeden Tag 16 Angriffe auf Frauen in Wien

10.02.2020

Beratungsstelle gegen Frauengewalt: 300 Fälle pro Betreuerin und Jahr.

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© APA/dpa/Maurizio Gambarini
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Wien. Die Spirale der Gewalt gegen Frauen dreht sich auch in Wien weiter, wie Rosa Logar, Geschäftsführerin der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt an Frauen, jetzt mit drastischen Zahlen belegt: 5.800 Fälle pro Jahr, also durchschnittlich fast 16 Attacken pro Tag auf Frauen werden registriert.

Personalengpass. „Zu Weihnachten wird oft noch versucht, den Frieden zu wahren, aber nach den Feiertagen geht es richtig los“, schildert Logar. „Wir sind sieben Tage pro Woche da und müssen bei jedem Fall sofort tätig werden.“
„Für die Betreuung jeder Betroffenen bleiben im Durchschnitt nur fünfeinhalb Stunden Zeit“, führt Logar aus. „Aber auch in drei oder vier Wochen löst man das Problem nicht.“ Für eine Verhinderung von Gewalttaten sei eine so kurze Betreuungszeit bei Weitem zu wenig.
Jede Betreuerin der Interventionsstelle müsse sich um rund 280 bis 300 Fälle pro Jahr kümmern. Und besonders im Vorjahr sei die Lage dramatischer geworden, weil die Zahl der schweren Gewalttaten und Mordfälle stark angestiegen sei.

Budget verdoppeln. Logar fordert eine Verdoppelung der Mittel: „Das wären zwei Millionen Euro mehr. Dann hätten wir wenigstens zehn Stunden für jede Gewaltbetroffene.“
Immerhin habe Österreich sich in der Istanbul-Konvention 2013 verpflichtet, ausreichende Unterstützung bei der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen zur Verfügung zu stellen. Das stehe jetzt auch im neuen Regierungsprogramm.
Das Gewaltschutzpaket der türkis-blauen Regierung sei jedenfalls ein Schuss in den Ofen gewesen – so seien Stalker künftig sogar straffrei, wenn sich ein Kind unbewusst in die Richtung des Gefährders bewege. Auch die Kooperation mit der Polizei stehe fast still.

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