Zerstückelte Leiche im Neusiedler See

Justiz ließ See-Killer laufen

01.05.2018

Für Gutachter galt ein Sadist als geheilt – jetzt tötete und zerstückelte er eine Frau.

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Versuchter Totschlag an einem Nebenbuhler mit einer Eisenstange, Vergewaltigung, schwere Körperverletzung und erneut ein brutaler Missbrauch: Knapp 32 Jahre und damit über die Hälfte seines Lebens saß der Wiener Al­fred U. hinter Schloss und Riegel. Der 63-Jährige wurde wegen seiner psychischen Erkrankung mit stark sadistischem Hang im Maßnahmenvollzug in einer Anstalt für geistig abnorme Straf­täter untergebracht.

Gutachter erklärten ihn für geheilt

Doch am 17. Oktober 2016 ließ ihn die Justiz laufen. Da hatten ihn zwei Gutachter für geheilt erklärt, was in ­Österreich die Voraussetzung für eine Entlassung ist. Wieder in Freiheit aber fühlte sich der frühere Druckereibesitzer unglücklicher als im Gefängnis.

Verdächtiger: "War eine Art Unfall"

Nur 17 Monate sollte es dauern, bis seine schwere Persönlichkeitsstörung erneut ausbrach: Am 28. März erwürgte er in seiner Gemeindebau-Wohnung in Wien-Brigittenau eine slowakische Zufallsbekanntschaft, die er am Westbahnhof aufgegabelt hatte. Als er ihr an den Busen fasste, schrie sie aus Leibeskräften. Alfred U. packte sie mit beiden Händen am Hals und drückte zu. Anschließend zersägte und zerschnitt er das Opfer in seiner Badewanne, packte die Leichenteile in Plastiksäcke, transportierte sie mit seinem alten Mercedes zu der geerbten Schilfhütte in der Ruster Bucht am Neusiedler See. Später – als er die Hütte um 80.000 Euro zum Kauf anbot – versenkte er die Säcke im See.

„Ich habe sie sicherlich nicht mit Vorsatz getötet, es war eine Art Unfall“, sagte der 63-Jährige in seinen Einvernahmen: „Ich bin kein schlechter Mensch.“

Anwältin kritisiert Gutachter

Für seine Verteidigerin Astrid Wagner ist jetzt zu hinterfragen, weshalb ihr Mandant von einem Psychiater und einem Psychologen für geheilt erklärt wurde: „Auch die jetzige Tat ist unter dem Einfluss seiner psychischen Erkrankung erfolgt“, sagt sie und kritisiert generell das veraltete Gutachterwesen im Lande.

Taucher suchen heute nach weiteren Leichenteilen

Alfred U. wird wieder im Maßnahmenvollzug landen – wohl für immer. Sein Opfer ist bis heute nicht identifiziert. Teile ihrer Leiche liegen noch im Neusiedler See. Ab heute soll erneut durch Taucher nach ihnen gesucht werden. Für Alfred U. gilt die Unschuldsvermutung.

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