Mordprozess in Wien
Leiche im Müll: Grausame Details bekannt
17.01.2018
Grazer Gerichtsmediziner äußerte sich zu den Verletzungen des Opfers.
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Am Wiener Straflandesgericht ist am Mittwoch der Mordprozess gegen vier Obdachlose fortgesetzt worden, die einen Kumpan im März 2017 zu Tode gequält und die Leiche in einem Müllcontainer abgelegt haben sollen. Dabei kam der Grazer Gerichtsmediziner Mario Darok zu Wort, der den Toten untersucht hatte. Das Opfer war aufgrund massiver Verletzungen am Kopf und am Hals gestorben.
Enorme Kopfverletzungen
Aufgrund der Verletzungen durch die Müllpresse sei eine "Beurteilung massiv erschwert" gewesen, so Darok in seiner Expertise. Der Gerichtsmediziner suchte deshalb nach Blessuren, die dem 58-Jährigen vor seinem Tod zugefügt worden sind. Dabei stieß Darok auf großflächige Hämatome an der rechten Gesichtshälfte, die von stumpfer Gewalteinwirkung herrührten. Diese war so massiv, dass aufgrund dessen ein Schädelbruch möglich gewesen wäre.
Da allerdings der Kopf des Leichnams in der Müllpresse "in 50 bis 100 Teile zerborsten" sei, könnte der Schädelbruch sowohl von den Schlägen, aber auch von der Presse verursacht worden sein. Allerdings seien im Gehirn kleine Gefäße zerrissen, die eingeblutet hätten, weshalb die Wahrscheinlichkeit, dass der Schädelbruch von den Schlägen und Tritten herrührt, größer sei. Untermauert wurde die Annahme durch die Aussage der Angeklagten, die berichteten, dass das Opfer aus dem Ohr geblutet habe.
"Massives Würgen"
Überdies habe ein "massives Würgen" stattgefunden, erklärte Darok. Dabei seien die Schildhörner am Adamsapfel abgebrochen und der Mann erstickt. Beide Angriffe - sowohl auf Gesicht und auf den Hals - seien innerhalb weniger Minuten erfolgt. Beide Verletzungen waren "in ihrer Intensität gleich massiv". Danach sei das 58-jährige Opfer "benommen und sterbend" gewesen.
Angesprochen auf die am ersten Verhandlungstag erwähnten Quälereien, zwei Angeklagte sollen am Penis des Mannes Zigaretten ausgedrückt haben, hat sich der Gerichtsmediziner die Obduktionsfotos noch einmal angesehen. Aufgrund der Fäulnis der Leiche - der Tote wurde fünf Tage später in einem Entsorgungsbetrieb in Graz entdeckt - seien Darok die Veränderungen zunächst nicht aufgefallen. Nun erkannte er "weißlich, runde bis ovale Veränderungen, die Verbrennungen zweiten Grades" sein könnten, sodass "dort glühende Zigaretten Kontakt gehabt haben könnten". Der Gerichtsmediziner entdeckte mehrere dieser Wunden. "Das sieht man, wenn man es weiß", so Darok. Nach der Expertise des Gerichtspsychiaters Karl Dantendorfer könnte der Prozess noch am Mittwoch abgeschlossen werden.
Beratung der Geschworenen hat begonnen