Rund zehn Stunden hat der Brand eines Dachgeschoßes in Wien-Simmering die Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr, der Berufsrettung und der Polizei am Samstag in Atem gehalten. Dann war das Schlimmste überstanden: Gegen 20.00 Uhr gab die Feuerwehr bekannt, dass man das Feuer unter Kontrolle habe. Das Dachgeschoß des Wohnbaukomplexes wurde weitgehend zerstört, es gab fünf Leichtverletzte.
Die ersten Bilder nach dem Feuer-Inferno
Das Ausmaß der Zerstörung ist unbeschreiblich: Hunderte Personen sitzen quasi auf der Straße, sind vorerst obdachlos. Ihr Zuhause wurde Opfer der Flammen. Jetzt soll die Brandursache geklärt werden, die Ermittlungen laufen. Sieht man sich die ersten Bilder nach dem Mega-Brand an, realisiert man erst, wieviel Glück man hatte, dass nicht mehr Personen verletzt wurden.
"Brand aus" um 21.45 Uhr
Bei dem Brand in einem Wohnkomplex in der Simmeringer Hauptstraße in Wien-Simmering hat die Berufsfeuerwehr am Samstag um 21.45 Uhr "Brand aus" gegeben. Das sagte Feuerwehrsprecher Lukas Schauer der APA.
Der seit 10.00 Uhr dauernde Einsatz war damit allerdings nicht beendet. Die Alarmstufe wurde von 5 auf 3 reduziert und einige Löschkräfte abgezogen. Allerdings setzten die Einsatzkräfte vor allem Sicherungs- und Kontrollarbeiten fort.
Verheerender Großbrand
Das Feuer im Dachgeschoß des Komplexes Simmeringer Hauptstraße - Enkplatz - Sedlitzkygasse wurde gegen 10.00 Uhr entdeckt. Es breitete sich rasch aus und entwickelte sich zu einem Großbrand. Die Rauchsäule war kilometerweit in Wien zu sehen. Warum das Feuer ausgebrochen ist, war bis in die Abendstunden unklar. Die Feuerwehr vermutete laut ihrem Sprecher Gerald Schimpf das Dachgeschoß am Eck Simmeringer Hauptstraße - Enkplatz als Entstehungsort des Brandes.
Ein Augenzeuge alarmierte die Einsatzkräfte. Ein Funkwagen der Polizei bemerkte Rauch und schlug Alarm, schilderte Polizeisprecher Harald Sörös. Binnen weniger Stunden war der gesamte Hausdachbereich in Flammen, was zu dessen teilweisen Einsturz führte. Die Feuerwehr rief Alarmstufe 5 aus. Insgesamt waren knapp 200 Mann mit rund 40 Fahrzeugen im Einsatz.
Bei den Verletzten handelte es sich um eine 87-jährige Frau sowie um eine vierköpfige Familie. Die Rauchsäule war kilometerweit in Wien zu sehen. Warum das Feuer ausgebrochen ist, war bis in die Abendstunden unklar. Das Feuer dürfte laut Gerald Schimpf, Sprecher der Berufsfeuerwehr, kurz nach 10.00 Uhr an der Gebäudeecke Simmeringer Hauptstraße/Enkplatz ausgebrochen sein. Ein Funkwagen der Polizei hatte den Rauch bemerkt und Alarm geschlagen, schilderte Polizeisprecher Harald Sörös. Binnen weniger Stunden war der gesamte Hausdachbereich in Flammen, was zum teilweisen Einsturz führte. Die Feuerwehr rief Alarmstufe 5 aus.
180 Feuerwehrmänner standen mit 40 Fahrzeugen im Einsatz. Die Löschbereitschaften versuchten, mit zwei Drehleitern und zwei Teleskopmastbühnen über das Dach die Flammen zu bekämpfen. Während sie im Bereich Simmeringer Hauptstraße/Enkplatz das Feuer allmählich unter Kontrolle bekamen, wurde die Situation im Laufe des Nachmittags im Gebäudeteil Enkplatz/Sedlitzkygasse immer prekärer. Am frühen Abend hatten die Feuerwehrleute in der Nähe des Nachbarhauses in der Sedlitzkygasse eine sogenannte Riegelstellung errichtet, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern.
Die Berufsfeuerwehr hielt "Alarmstufe 5" auch am Abend weiter aufrecht. Die Löschgruppen wurden laufend ausgewechselt. Teile der dienstfreien Mannschaften wurden einberufen, dazu kamen Freiwillige Feuerwehren aus Niederösterreich, die ihre Wiener Kollegen auf diversen Hauptfeuerwachen ergänzten und für Einsätze abseits des Simmeringer Brandgeschehens zur Verfügung standen.
Das Haus sowie der Bereich rund um den Enkplatz wurden evakuiert. "Bitte meiden Sie das Gebiet", schrieb die Wiener Polizei über Twitter, die mit 50 Beamten den Einsatz unterstützte. Dennoch hatten sich am Einsatzort, der zwischen Kopalgasse und Grillgasse großflächig abgesperrt war, zahlreiche Schaulustige eingefunden.
Die Wiener Berufsrettung war ebenfalls mit einem Großaufgebot in Simmering und bekam Unterstützung von den Rettungsgemeinschaften des Arbeiter Samariter Bundes, des Roten Kreuzes, der Johanniter Unfall Hilfe und des Malteser Hospitaldienstes. Von der Polizei waren die Bereitschafteinheit, die Ordnungsdiensteinheit, die Landesverkehrsabteilung sowie Beamte aus den Bezirken Favoriten, Simmering und Landstraße sowie ein Hubschrauber im Einsatz.
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein vierstöckiges Wohnhaus mit zehn Stiegen, in dem an die 150 Wohnungen untergebracht sind. Im Erdgeschoß befinden sich auch Geschäfte, wie etwa eine Blumenhandlung.
Deren Inhaberinnen wurden um 11.15 Uhr evakuiert. Feuerwehrmänner klopften heftig an der Tür. "Sie haben gesagt, wir müssen sofort raus", berichtete Anita Müllner im Gespräch mit der APA. Sie räumten die Pflanzen noch schnell aus dem Geschäftsportal und verließen das Haus. Viel Hoffnung, dass die Blumen den Löscheinsatz überlebt haben, hatte Müllner und ihre Schwester nicht. "Die Ware wird komplett kaputt sein. Auch wegen der Rauchgase", sagte die Blumenhändlerin.
Die Wiener Magistratsdirektion war mit einem mobilen Büro am Einsatzort und erhob den Bedarf für die Familien, die durch den Brand aus ihren Wohnungen verbannt worden waren. Paul Johann Stadler (FPÖ), Bezirksvorsteher von Simmering, bot für den Notfall an, das Amtsgebäude zu öffnen, sollten keine Ersatzquartiere in ausreichender Zahl gefunden werden.
"So was gab es noch nicht!"
"Ich bin 1956 im Bezirk geboren, aber so etwas gab es noch nicht", sagte Stadler zur APA. Von ähnlicher Größe sei nur der Brand im Schloss Neugebäude im Jahr 1993 gewesen. Aber auch der habe nicht die Dimension des Feuers vom Samstag gehabt.
Der Einsatzbereich zwischen der Grillgasse und der Kopalgasse war für den gesamten Verkehr gesperrt, vermeldete der Autofahrerklub ARBÖ. Auch der Betrieb der Straßenbahnlinie 71 wurde laut Wiener Linien eingestellt und fuhr nur zwischen Börse und St. Marx sowie zwischen Grillgasse, Enkplatz und Zentralfriedhof 3. Tor.
Erst Freitagabend hatte die Feuerwehr einen Großeinsatz in Wien, nachdem in einem Hotel in der Leopoldstadt im Keller ein Brand ausgebrochen war.
Blumenverkäuferin: "Mussten sofort raus"
Als die Wiener Schwestern Anita und Manuela Müllner Samstag früh ihr Blumengeschäft in der Simmeringer Hauptstraße/Ecke Enkplatz aufsperrten, glaubten sie noch an lukrative Einnahmen anlässlich des bevorstehenden Muttertags. Um 11.15 Uhr klopften allerdings Einsatzkräfte der Feuerwehr an die Tür. Der Brand im Dachgeschoß hat sich so gefährlich ausgebreitet, dass sie sofort evakuiert wurden.
Kurz nach 10.00 Uhr bemerkten die beiden den Löscheinsatz im Haus. Eine Stunde später spitzte sich die Lage plötzlich zu. Feuerwehrmänner klopften heftig an der Tür. "Sie haben gesagt, wir müssen sofort raus", sagte Anita Müllner im Gespräch mit der APA. Sie räumten die Pflanzen noch schnell aus dem Geschäftsportal und verließen das Haus.
Viel Hoffnung, dass die Blumen den Löscheinsatz überlebt haben, haben die Schwestern nicht. "Die Ware wird komplett kaputt sein. Auch wegen der Rauchgase", sagte Anita Müllner. Wann die beiden wieder in ihr Geschäft können, ist unklar. Ein Feuerwehrmann habe gemeint, man müsse mit zwei Wochen rechnen. Der Vater der Schwestern, der zu seinen Töchtern geeilt ist, ist überzeugt: "Sowas hat's in Simmering noch nicht gegeben."
190 Wohneinheiten betroffen
Bis zu 370 Bewohner sind von dem Brand in Wien-Simmering betroffen gewesen. Der Wohnbaukomplex mit der Adresse Simmeringer Hauptstraße 68-74 umfasst 190 Wohneinheiten, wie die Magistratsdirektion am Samstagabend mitteilte. In ihnen sind 370 Personen gemeldet.
Mitarbeiter der Magistratsdirektion waren ebenfalls an dem Einsatz beteiligt. Sie halfen unter anderem bei der Organisation der Absperrungen und Umleitungen und beschafften einen Stadtservice Bus für die Betreuung der Bewohner, ebenso einen Bus der Wiener Linien als vorübergehenden Aufenthaltsort für die Hausbewohner. Sie kümmerten sich außerdem um Babynahrung und Windeln. Darüber hinaus wurde der Ärztefunkdienst für Medikamente und Rezepte angefordert.
Sechs Menschen wurden in Hotels in der Nähe untergebracht. Die Hausverwaltung sicherte die Kostenübernahme zu. Allerdings kümmerten sich die meisten Bewohner selbst um ein Quartier für die Nacht, meist bei Freunden oder Angehörigen.
Die Gruppe Sofortmaßnahmen organisierte mit der Hausverwaltung eine Brandsanierungsfirma, die bereits Material zur Sicherung der betroffenen Wohnungen angeliefert hat. Bezirksvorsteher Paul Johann Stadler (FPÖ) stellte als Soforthilfe 1.500 Euro zur Verfügung, weil die meisten Personen ohne Bargeld geflüchtet waren. Die Berufsfeuerwehr war am Abend noch mit der Bergung von Haustieren - unter anderem Katzen - beschäftigt. Am Sonntag sollte das Gebäude soweit saniert und gesichert werden, dass die Bewohner in ihre Wohnungen zurückkehren bzw. die notwendigsten Habseligkeiten mitnehmen können.
Ersatzquartiere werden organisiert
Die Arbeiten rund um den Großbrand mehrerer Wohnhäuser in Simmering sind nach wie vor im Gange. Die Blaulichtorganisationen (Feuerwehr, Rettung und Polizei) sowie zuständige Organe der Stadt Wien sind jeweils mit Großaufgeboten vor Ort am Einsatz beteiligt. Mitarbeiter der Abteilung Sofortmaßnahmen sind als Ansprechpartner für betroffene Anrainer vor Ort, um Ersatzquartiere zu organisieren und Informationen zur aktuellen Lage zu geben.
Ermittlungen werden mehrere Tage dauern
Fragen zur Brandursache können zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden. Erst nach „Brand aus“ durch die Feuerwehr und die Freigabe des Gebäudes konnten die Brandermittler des Landeskriminalamts ihre Ermittlungen aufnehmen. Die Ermittlungen werden jedenfalls mehrere Tage in Anspruch nehmen.
Straßensperren
Die großräumig angelegten Sperren für den Fahrzeug- und Fußgängerverkehr konnten nun zum Teil aufgehoben bzw. einschränkt werden. Folgende Straßenzüge bleiben aber zumindest bis morgen gesperrt:
Die Simmeringer Hauptstraße im Bereich zwischen Hauffgasse/Kopalgasse und Dittmanngasse
Die Sedlitzkygasse zwischen Hauffgasse und Enkplatz
Die Durchfahrt von der Simmeringer Hauptstraße über den Enkplatz in die Drischützgasse.
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