Beeindruckendes Zeichen gegen Rassismus: 50.000 demonstrierten am Donnerstag in Wien. Aber die Polizei kritisiert den fehlenden Mindestabstand.
50.000 Menschen drängten sich in der Wiener Innenstadt, die meisten mit Mundschutz, aber auch viele ohne Masken, der gegen Corona-Infektionen hilfreiche Sicherheitsabstand wurde absolut nicht beachtet - das sorgte am Donnerstagnachmittag für eine Alarmstimmung bei Gesundheitsbehörden und Exekutive. Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl: "Natürlich gilt im öffentlichen Raum die Abstandsregel von einem Meter, die Polizeibehörden dürfen aber nur einschreiten, wenn die Gesundheitsbehörden entsprechende Maßnahmen getroffen hätten." Die gab's aber nicht - und so durfte die Polizei nicht allein wegen einer Verwaltungsübertretung diese gewaltige Versammlung auflösen.
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"Black Lives Matter"-Organisator Hamoudah zur Demo
Auf Facebook und Twitter kommentierten viele die Bilder von der eng aneinander gedrängten Masse sehr kritisch. So meinte etwa ein User: "Da komm ich mir richtig verar . . . vor, dass ich mich so lange an die Vorgaben gegen Corona gehalten habe." Und ein anderer schrieb: "Bei der Kleinwalsertal-Sache mit dem Kanzler war das eine Staatsaffäre - und das jetzt?"
Twitter-Userin Nina V. schreibt: "#blacklivesmatters demo in Vienna, well a lot of people". Ein anderer User postet ein Foto:
Das sind wirklich viele.
— Peter Kraus (@peterkraus) June 4, 2020
Wien, Platz der Menschnerechte.#BLACK_LIVES_MATTER pic.twitter.com/elRQiMhSmk
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Auch Gery Keszler war unter den Teilnehmern:
Die Demo lief friedlich und lautstark: "Black lives matter!", "No justice, no peace!" und "I can't breathe" war am Platz der Menschenrechte in Wien zu hören. Auch auf einem Begleitfahrzeug der Polizei war in Blinkschrift "'BlackLivesMatter" zu lesen. "Wir sind müde, wir sind wütend und wir haben Angst, aber wir sind hier", rief Marie Noel, die die Kundgebung eröffnete und moderierte.
"Wir stehen heute hier am Menschenrechtsplatz, am Marcus Omofuma Platz. Omofuma ist einer der tragischsten Fälle von Polizeigewalt in Österreich. Er und viele andere sind ein Symbol für den strukturellen Rassismus, den es hier in Österreich gibt und der leider auch in brutale Gewalt ausarten kann. Wir sind heute hier, um gegen diesen strukturellen Rassismus aufzutreten. Live, mutig, viele von uns, gemeinsam: Black lives matter", sagte Mireille Ngosso, stellvertretende Bezirksvorsteherin im ersten Wiener Gemeindebezirks (SPÖ) und Aktivistin. "Uns alle hat der Tod von George Floyd wirklich getroffen. Ich konnte mir das Video nicht bis zum Ende anschauen. Ich habe in ihm meinen Sohn gesehen, meinen Bruder, meinen Onkel, meinen Vater," zählte Ngosso auf. "Und ich frage mich, wie lange noch?"
Veranstalterin Mireille Ngosso im Interview mit oe24.TV
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Mireille Ngosso im Interview
Diese Demo sei für jene da, die kaum oder noch nie von Rassismus betroffen waren. Sie würden jetzt Solidarität zeigen können. "Solidarität zeigen ist mehr, als nur ein Hashtag!" Solidarität erfordere Inklusion auf allen Ebenen, auch in der Bildung und der Politik. "Akzeptanz und Respekt auf Augenhöhe, das ist das, was wir wollen. Und das nicht nur einmal im Jahr, sondern immer!", forderte Ngosso.
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Damien Agbogbe, Initiator des Marcus Omofuma Denkmals und Aktivist, erzählte von seiner persönlichen Betroffenheit. Anfang 2000 sei er in Österreich grundlos von zwei Polizisten festgenommen und zu einer Polizeistation gebracht worden. Drei weitere Polizisten seien dann dazugekommen. "Ich wurde ausgezogen und in den Keller gebracht, wo ein Käfig stand. Ich wurde in den Käfig eingesperrt, mit der Aussage: Affe, das ist dein Ort". Fünf Stunden lang habe er dort ausharren müssen. Seitens der Polizei habe es geheißen, es handle sich um eine "normale Amtshandlung". Agbogbe hatte keine Zeugen und keinen Beweis. "Ich hatte Glück: Ich lebe. Ich stehe hier und spreche zu Ihnen", sagte er. Die Polizei müsse in Antirassismus geschult werden, forderte er. Nach seiner Rede zog die Kundgebung in Richtung Karlsplatz. Die Polizei sperrte wegen des großen Andrangs alle Straßenzüge rund um den Karlsplatz.
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