Weil er sie für eine feindliche Spionin hielt, wollte ein Iraker seine Nachbarin töten.
Wien. Es war ein Kampf auf Leben und Tod: Mitte März stach ein irakischer Flüchtling seiner Nachbarin ohne Vorwarnung sechs Mal mit einem Messer in den Bauch, schließlich rammte er der 31-Jährigen die Waffe in Kopf und Hals und in die Brust. Das Opfer aus Ottakring wäre hilflos verblutet, überlebte nur durch einen Zufall. Während des unvermittelten Angriffs telefonierte die Frau gerade mit einer Freundin. Als Zeugin hörte sie den Todeskampf mit, alarmierte die Polizei. Nur durch die schnelle Hilfe schaffte es das Opfer, das tagelang in Lebensgefahr geschwebt hatte.
Täter und Opfer hatten sich gekannt und gegrüßt, beide wohnten im selben Haus am Musilplatz. Der beinahe tödlichen Attacke war kein Streit vorausgegangen. Am Tatabend hatten sie sich zufällig getroffen, weil die 31-Jährige im Hof eine rauchte. Als sie wieder in ihre Wohnung wollte, stellte sich ihr der Iraker in den Weg: „Du darfst hier nicht rein“, sagte er.
Täter hielt Opfer für eine Spionin
Es war offenbar ein psychotischer Schub des Asylwerbers, er soll seine Medikamente nicht eingenommen haben. Nur kurze Zeit nach der Tat wurde der 21-Jährige festgenommen. In seinen Einvernahmen äußerte er sich nicht. Am Montag stand er nach dem versuchten Mord vor dem Straflandesgericht. Vertreten durch seinen Verteidiger Erich Gemeiner, der auf Unzurechnungsfähigkeit seines Mandanten plädierte. Der 31-Jährige hielt die Nachbarin plötzlich für eine Spionin, die ihm als Mitglied einer Einheit von Spezialpolizisten Handyfotos stehlen wollte, wie im Gericht herauskam.
Der Beschuldigte wurde auf Anraten des Gutachters in eine Anstalt für geistig abnorme Straftäter eingewiesen.