Schutzgeld-Erpresser

Molotow-Bande: Anführer wollten schon als Kinder Verbrecher werden

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Brandanschläge, Raub, Waffen: Die zehnköpfige Jugendbande aus Meidling soll für etliche Delikte in der Umgebung verantwortlich sein. Hauptangeklagte sollen radikalisiert sein. 

Drei Brandanschläge mit Molotowcocktails sollen die Angeklagten im September 2023  auf das Handygeschäft eines Inders in Meidling verübt haben. Bei einem Angriff ging das Geschäft sogar in Flammen auf. Der Shopbetreiber und seine Frau konnten zum Glück mit Feuerlöschern Schlimmeres verhindern.

Schutzgelderpressung Wien
© BPD Wien
× Schutzgelderpressung Wien

Schutzgelderpresser

Brandinferno durch Molotow-Cockail in Kakaobecher.

© BPD Wien
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Kopie von Riesen-Einsatz in Meidling: Anschlag auf Geschäft?
© Viyana Manset Haber
× Kopie von Riesen-Einsatz in Meidling: Anschlag auf Geschäft?

Die junge Schutzgeld-Erpresser-Bande, die sich immer in einer Moschee getroffen haben soll, musste sich am Freitag wegen zahlreicher Straftaten vor dem Wiener Landesgericht verantworten. Zehn Burschen zwischen 14 und 21 Jahren standen vor Gericht, sechs von ihnen kamen direkt aus der U-Haft, einer fehlte unentschuldigt.

Die beiden Hauptangeklagten, 17 und 19 Jahre alt, sind in allen Punkten geständig.  Einem Bericht der Jugendgerichtshilfe zufolge seien die beiden "fortgeschritten religiös radikalisiert", wie Staatsanwalt Wolfram Bauer zu Beginn der Verhandlung sagte. Er präsentierte unter anderem Videos und Fotos von den beiden. Zu sehen sind die beiden maskierten jungen Hauptangeklagten in schusssicherer Weste vor einer IS-Flagge. Der Jüngere, welcher Sohn eines Imams ist, soll zudem in einem Park zwei Afghanen als Ungläubige beschimpft und "Allahu Akbar" gerufen und ihnen mit dem Tod gedroht haben, weil sie Alkohol tranken. 

Dieselben zwei Männer wurden am darauffolgenden Tag von einer bewaffneten Gruppe attackiert. Eines der beiden Opfer wurde verprügelt und erlitt eine Kopfverletzung. Unweit des Parks liegt die Moschee, die der 17-Jährige aufgesucht hatte, der im September 2023 einen Terroranschlag auf Wien geplant hatte. 

 Verschickten Drohbrief mit Patrone

Verantworten muss sich die Bande wegen versuchter Brandstiftung, schwerer Erpressung, versuchter absichtlicher schwerer Körperverletzung, krimineller Vereinigung und verbrecherischem Komplott.

Auch schwerer Raub ist inkriminiert, wobei sie dazu Macheten und Messer als Tatwaffen benutzten. Der 17-Jährige soll in Tschechien verbotene Kugelbomben gekauft und mit diesen zusammen mit einem Komplizen im Kinderzimmer und später in den Räumlichkeiten der Moschee, in der sein Vater tätig ist, hantiert haben.

In der Moschee wurde auch ein Drohbrief gegen den indischen Handyshop-Betreiber geschrieben. Eine Patrone wurde dem Schreiben beigelegt, sie gehörte zu einem AK-47-Sturmgewehr.

Seit dem 8. September des Vorjahres terrorisierten sie auch den Handyshop-Betreiber in der Steinbauergasse, indem sie zunächst die Fassade des Geschäfts mit drei Böllern sprengten. "Das hatte eine verheerende Wirkung", sagte der Staatsanwalt. Ein Schaden von weit mehr als 5.000 Euro sei die Folge gewesen, die Fenster in angrenzenden Gebäuden gingen kaputt. Weil der Geschäftsinhaber, der der Bande 25.000 Euro bezahlen sollte, auf die Forderung nicht einging, wurde am 19. September 2023 ein Molotow-Cocktail in das Geschäft geschmissen. Den von der Überwachungskamera im Laden gefilmten Angriff spielte der Staatsanwalt bei seinem Eröffnungsplädoyer ab.

Die Bande war laut Anklage eine inhomogene Gruppe. Die beiden Anführer hätten schon mit 13 und 14 von einer kriminellen Karriere geträumt und schon als Kinder "eine gewisse Affinität zu Waffen und Gewalt" an den Tag gelegt. Einige andere Mitglieder hätten vor den 17 und 19 Jahre alten Hauptangeklagten "panische Angst" gehabt.

Philipp Wolm, der Verteidiger des 17-Jährigen, bezeichnete diesen als "netten Jugendlichen aus gutem Haus". "Sie brauchen keine Angst vor ihm zu haben", beruhigte der Anwalt das Gericht. Die angebliche islamistische Gesinnung seines Mandanten "ist nicht angeklagt. Sein Traum ist es, Krankenpfleger zu werden". Der Verfahrenshelfer des 19-Jährigen räumte ein, dieser habe "nicht einen Fehler, sondern viele Fehler gemacht". Die Goldenberg-Bande - eine 150-köpfige Verbindung aus kriminellen Jugendlichen, die vor mehr als zehn Jahren für Schlagzeilen sorgte - sei für die Angeklagten "Role-Model" gewesen.

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