Um 4,4 Prozent haben sich die österreichischen Gaststätten im Vergleich zum Vorjahresmonat verteuert.
Wien. Eurostat legte die Teurungsstatistik für die Gastronomie vor – und die hat es in sich. 4,4 Prozent sind der größte Anstieg seit Sommer 2020. In Deutschland zogen die Preise laut Eurostat nur um 1,9 Prozent an. EU-weit lag die Teuerung bei 0,6 Prozent. Reinhold Russinger, Experte der Arbeiterkammer, sagt über die Teuerungen zu ÖSTERREICH: „Die Wirte haben während des Lockdowns am meisten gelitten. Hier geht es aber um nicht erklärbare Preissteigerungen. Viele Gastronomen nutzen die Wiedereröffnung der Lokale aus, um finanziell etwas rauszuschinden.“
"Die Lohnkosten rechtfertigen Teuerung nicht"
Anstieg. Die Teuerungsrate in Österreich sei derzeit doppelt so hoch wie etwa in Deutschland. Österreich ist in der Gastronomie inzwischen das siebentteuerste Land in der EU.
Weder deutliche Lohnerhöhungen für Mitarbeiter oder andere Mehrkosten würden das rechtfertigen, so Russinger: „Ich kenne keine großartigen Lohnerhöhungen bei Mitarbeitern, eher das Gegenteil ist der Fall“, argumentiert er. Mario Pulker, Spartenobmann Gastronomie in der Wirtschaftskammer, erzürnen derartige Aussagen: „Das ist Wirte-Bashing“, so Pulker zu ÖSTERREICH. Er verweist auf die hohen Lohnnebenkosten (siehe unten). Auch sei Österreich ein Land der Abgabenkaiser.
AK-Experte Russinger weist diese Argumente entschieden zurück: „Die Mehrkosten für die Arbeitnehmer rechtfertigen in keiner Weise die Mehrkosten für das Schnitzel.“ Und: „Es gibt auch viele andere Länder mit perfekter Gastronomie und trotzdem sind die Preise nicht so drastisch angehoben worden.“ (wek)
Wütender Wirtesprecher: das ist Gastro-Bashing
Wirt Mario Pulker, Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der WKO.
ÖSTERREICH: Zogen die Preise wirklich so heftig an?
Mario Pulker: Nein, das stimmt so nicht. Wir haben, gemessen am europäischen Umfeld, wirklich günstige Preise und hervorragende Qualität. Das ist ein reines Gastrobashing der Arbeiterkammer, ich weise das entschieden zurück. Das ist ein reines Hinhauen auf eine Branche, die neun Monate lang zwangsgeschlossen war. Eine ganze Branche wird durch den Kakao gezogen, das ist mehr als entbehrlich.
ÖSTERREICH: Es kam aber landesweit zu massiven Preissteigerungen …
Pulker: Warum aber redet man nur über die Gastronomie. Keiner spricht über die Baubranche etc. Es stimmt einfach nicht, dass wir massiv verteuert haben. Wir waren einfach lange Zeit zu billig.
(wek)