Nur eine von 22 neu geschaffenen Kassenstellen in Wien konnte bisher besetzt werden. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) verweist auf laufende Verhandlungen.
Die Gesundheitsreform der scheidenden Bundesregierung sollte landesweit 100 neue Kassenstellen schaffen, darunter 22 in Wien. Doch von diesen ist in Wien bisher nur eine im Bereich Haut- und Geschlechtskrankheiten in Floridsdorf besetzt, wie der ORF berichtet. „Wir haben eine dringend nötige Reform, aber wenn niemand die neuen Stellen annimmt, verpuffen die Verbesserungen“, kritisiert Johannes Steinhart, Präsident der Ärztekammer.
Trotz mehrmaliger Ausschreibung und 44.000 Euro Standortförderung sind laut Ärztekammer mit Stand Ende Oktober in Wien 54 Planstellen für Allgemein- und Fachmedizin vakant. 22 weitere Kassenstellen kommen heuer mit dem Reformpaket hinzu. Steinhart macht die starren Rahmenbedingungen und die unzureichende Honorierung für die ausbleibenden Bewerbungen verantwortlich. Viele Mediziner würden sich daher für das besserbezahlte Wahlärztesystem entscheiden.
Verhandlungen laufen
Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) verweist auf laufende Verhandlungen. "Für 20 der neuen Stellen sind wir bereits in der Endphase oder zumindest in der Prüfung“, so ein ÖGK-Sprecher gegenüber "Wien heute". Trotzdem müssen viele Wienerinnen und Wiener nach wie vor lange auf Arzttermine warten.
Primärversorgungseinheiten als Hoffnungsträger
Zur kurzfristigen Entlastung setzt die Ärztekammer auf „Pop-up-Ordinationen“ in Wien, die jedoch keine langfristige Lösung darstellen. Diese gibt es in Wien in Rudolfsheim-Fünfhaus und Liesing. Sie werden derzeit auf Honorarbasis vom Ärztefunkdienst betrieben, um die Versorgung zu verbessern. Für eine nachhaltige Lösung setzt die Ärztekammer auf die Schaffung von Primärversorgungseinheiten (PVE), die Gesundheitsberufe unter einem Dach vereinen sollen. In Wien gibt es derzeit 24 dieser Einheiten, und bis Ende 2025 sollen es 36 sein.