Psychogramm

Neue Liebe stoppte den Obdachlosen-Killer

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Immer neue Details werden über den Obdachlosen-Killer von Wien, der sich selbst stellte, bekannt. So liegt jetzt ein Psychogramm auf dem Tisch, das zeigt, warum der Teenie tötete: Zerrüttete Familienverhältnisse, Schulabbruch, Drogen. Erst als er eine Freundin hatte, stellte sich der 17-Jährige.

Wien. Dem Mädchen, das er im Sommer nach seinen Messerangriffen auf obdachlose Menschen - bei denen zwei starben und eine Frau schwer verletzt wurde - kennenlernte, dürfte er als Erster gestanden haben, welches Monster in ihm schlummerte, was er getan hat und dass sie es ist, die endlich seine "innere Unruhe, Wut und Traurigkeit" besänftigt habe. Und dass er sich soeben bei der Polizei gestellt habe. Demnach konfrontierte der 17-jährige Philipp S. (Name geändert) als Erstes seine Freundin und dann erst seine Eltern, dass er der gesuchte Obdachlosen-Serien-Killer sei. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Wie oe24 berichtete, stellte sich der Verdächtige am Montag um 15.30 Uhr bei der Inspektion Leyserstraße in Penzing, bestätigte Gerhard Winkler, Leiter des Ermittlungsdienstes des Landeskriminalamts Wien, am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Bundeskriminalamt.

Polizei Obdachlosen-Killer

Auf diesem Posten in Penzing legte Bursche völlig überraschend sein Geständnis ab.

© Google
× Polizei Obdachlosen-Killer

Der Meistgesuchte, der völlig überraschend auftauchte, um mit "sich ins Reine zu kommen", aber auch um Sühne zu tun, damit jeder weiß, was er gemacht habe, legte  ein "umfassendes Geständnis" ab. Als Motiv wurden zum einen seine zerrütteten Familienverhältnisse gesehen und zum anderen hatte sich seine private Situation ab Februar weiter verschlechtert. Da brach er das Gymnasium ab. Zudem verschlimmerte sich seine Drogensucht - er konsumiert seit seinem 16. Lebensjahr Ecstasy, Heroin und Koks.  "Er hat ein Ventil für seine Aggression gesucht, nach Aufmerksamkeit gesucht" und das Sammelsurium an unguten Gefühlen in ihm explodierte förmlich.

Ab Juli hatte der Jugendliche, damals war er noch 16, gezielt Ausschau gehalten - wobei es ihm nicht um Obdachlose ging, die er besonders verabscheut hätte, sondern dass die Menschen wehrlos waren, er sich ungestört fühlte. Vermummt und ein Messer eingesteckt - die Hauptwaffe, ein Stiletto, steckte in den Socken und erklärt den staksigen Gang -, schlich sich das Phantom, das zuletzt in einer betreuten WG im 18. Bezirk wohnte, durch die Stadt und sorgte für eine beispiellose Serie an Gewalttaten, die die ganze Stadt in Unruhe versetzte:

messer onbdachlosen-killer
© BPD Wien
× messer onbdachlosen-killer

Weitere Opfer in der nächtlichen Stadt gesucht

Zuerst erstach er einen 56-jährigen Mann, der in seinem Schlafsack auf einer Parkbank am Handelskai in Wien-Brigittenau nächtigte. In der Venediger Au in Wien-Leopoldstadt erlitt eine 51 Jahre alte Frau am 22. Juli durch Stiche und Schnitte schwere Verletzungen. Sie wurde in ein Krankenhaus gebracht und überlebte. Zuletzt wurde in der Nacht auf den 9. August eine Messerattacke in Wien-Josefstadt beim Hernalser Gürtel 22 verübt, wobei der 55-jährige Mann wie das erste Opfer seinen Verletzungen erlag. Danach ging er noch öfter auf Streifzug, fand aber in der höchst alarmierten  nächtlichen Stadt niemanden mehr, den er "abstechen" hätte können. 

Obdachlosen-Morde in Wien: Dieser Mann wird gesucht
© LPD Wien

Hausdurchsuchung bei Vater

Nach seiner Festnahme hatte der Vater dann Anwalt Manfred Arbacher-Stöger beauftragt, das Mandat zu übernehmen. Das Verhältnis zu seiner Mutter dürfte zuletzt eher schlecht gewesen sein - auch sie soll er im Herbst bei einer Streiterei angegriffen haben, sodass sogar die Polizei einschreiten musste  - die  zu diesem Zeitpunkt aber nicht wusste, welches Kaliber vor ihnen stand. Kollegen, die ihn kurz davor wegen eines Drogendelikts beamtshandelt hatten, war es nachträglich betrachtet nicht anders ergangen. Auch ihnen war der Serien-Killer, auf den mittlerweile 10.000 Euro Belohnung ausgesetzt waren, durch die Lappen gegangen.

Anwalt Manfred Arbacher-Stöger.

Anwalt Manfred Arbacher-Stöger.

© oe24
× Anwalt Manfred Arbacher-Stöger.

Die mutmaßliche Tatwaffe wurde inzwischen sichergestellt. Bei einer Hausdurchsuchung im Haus seines Vaters im Bezirk Mistelbach im Weinviertel wurde das Kampfmesser-Stiletto dann gefunden. Eine weitere Hausdurchsuchung wurde im Krisenzentrum in Währing durchgeführt, wo der 17-Jährige zuletzt lebte. Seine Vernehmungen dauern an.

Erleichterung in Obdachlosen-Szene

Große Erleichterung macht sich indes in der Obdachlosen-Szene und bei den Betreuern breit. Caritas-Sprecher Klaus Schwertner postet auf Facebook: "Eine ganze Stadt atmet auf, auch ich. Neben der Kälte und dem Schnee der letzten Tage und Wochen blieb die Verunsicherung in der Bundeshauptstadt groß, besonders bei obdachlosen Menschen selbst. Bis zuletzt verteilten unsere Streetworkteams neben Schlafsäcken, Isomatten, Tee, warmer Kleidung, Schuhen, erstmals in Absprache und auf Bitte der Polizei Trillerpfeifen und Taschenalarme bei ihren Einsätzen mit dem Caritas Kältebus."

Schwertner weiter: "Eines steht fest: Die Taten müssen weiter aufgeklärt werden von der Polizei und letztlich von unabhängigen Gerichten. Und an der Stelle möchte ich auch darauf hinweisen: Die Rechte der Opfer und der Angehörigen, aber auch jene des mutmaßlichen Täters müssen geschützt werden. " 

 

 

 

 

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