Unglücklich

"Lauter Hilfeschrei": Spitalsärzte schlagen Alarm

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Die Spitalsärzte sind mit ihrer Arbeitssituation unglücklich.  

60 Prozent sind der Meinung, dass ihre Tätigkeit im Vergleich zu vor fünf Jahren unangenehmer geworden ist. 19 Prozent würden mit ihrer heutigen Erfahrung auf ein Medizinstudium verzichten. Das zeigt eine IMAS-Umfrage im Auftrag der Ärztekammer unter immerhin gut 3.800 Medizinern. Die Kammer sieht als Lösung eine verpflichtende Patientenlenkung.

Der Kurienobmann der angestellten Ärzte Harald Mayer sah Montagvormittag bei einer Pressekonferenz unter dem Titel "Lauter Hilfeschrei der Spitalsärzteschaft" in den Ergebnissen der Studie ein Alarmsignal, das seinesgleichen suche. Schon die Ergebnisse der Vergleichsumfrage aus dem Jahr 2019 seien erschreckend gewesen - damals hatten 53 Prozent eine unangenehmere Tätigkeit wahrgenommen -, doch es gehe offenbar auch noch schlechter.

Personalknappheit und Zeitdruck

Als gravierendstes Problem wahrgenommen wird die Personalknappheit, gefolgt vom Aufwand für die Patientendokumentation und steigendem Zeitdruck. Auch das Ansteigen der Ambulanzfälle sehen knapp zwei Drittel als gravierendes Problem. Weiters verweist Mayer darauf, dass die Zahl der Nachtdienste wieder im Steigen begriffen ist. Die höchste Anzahl in einem Monat geben die Ärzte mit im Schnitt 5,8 an. Damit ist man fast wieder am bisherigen Höchstwert (5,9) von 2006 angelangt. 2016 war es demnach ein Nachtdienst im Monat weniger.

Der Ärztekammer-Vize erhofft sich nun von der neuen Sozialministerin und deren Gesundheitsstaatssekretärin Entlastungsmaßnahmen. Mayer hätte dafür ein einfaches Rezept: "Eine verpflichtende Patientenlenkung löst das Problem schlagartig." Man müsse hier auch nichts Neues erfinden, gebe es doch entsprechende Modelle bereits in den Niederlanden und dem Baltikum. Da könnten Ambulanzen nicht ohne Überweisung durch einen Arzt besucht werden.

Angebot in Nachtstunden fehlt

Speziell in den Nachtstunden fehle ein entsprechendes Angebot im niedergelassenen Bereich: "Es kann nicht sein, dass wir von 23 bis 6 Uhr Alleinunterhalter sind." So komme es dazu, dass hoch spezialisierte Kräfte in den Spitälern mit Bagatellbeschwerden konfrontiert seien: "Es kann nicht sein, dass wir ein teures System dazu missbrauchen, Mängel der Sozialversicherung abzupuffern."

Eine Aufwertung der Hotline 1450 wäre für Mayer ein weiterer Ansatz. Deren Empfehlungen sollten via ELGA auch den Spitälern zur Verfügung gestellt werden. So könnte man in den Krankenhäusern Einblick nehmen, ob dem Patienten bei der Hotline auch tatsächlich ein Spitalsbesuch empfohlen wurde.

Weniger Bürokratieaufwand

Einschränken müsste man auch den Bürokratie-Aufwand für die Mediziner, ist Mayer überzeugt. Natürlich brauche es eine ordentliche Patienten-Dokumentation. Doch müssten diese nicht alles selbst machen. Zugegeben gebe es zwar viele Dokumentationsassistentinnen und -assistenten, aber nicht flächendeckend und vor allem nicht rund um die Uhr.

Setze man nun diverse Entlastungsmaßnahmen, ist das System für Mayer durchaus noch zu retten. Aber noch gelte: "Zur Zeit ist der Gemütszustand der Spitalsärzte in einem veritablen Tief."

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