Der frühere Flakturm ist 45 Meter hoch, die Mauern sind bis zu 16 Meter dick. Hierhin begibt sich die Bundesregierung im Ernstfall. Der INSIDER bekam Einblick in die Hochsicherheits-Zentrale.
Wien. Mitten in Wien steht das Objekt 6 in der Stiftskaserne. Mitten in der Stadt und doch den meisten unbekannt. Das Objekt 6 ist ein früherer Flakturm aus dem 2. Weltkrieg. Heute ist es das sicherste Gebäude Österreichs. Im Ernstfall wird die Bundesregierung hierhin evakuiert.
TV-Studio. Der Turm beherbergt ein TV-Studio für eine „Notfall-Zeit-im-Bild“, die Zentrale der Cyberabwehr (Direktion 6 des Bundesheeres), Nahrungsmittel für mindestens vier Tage und mächtige ABC-Schutzfilter gegen atomare, biologische oder chemische Bedrohungen.
120 Betten. Der Turm ragt mehr als zehn Stockwerke in die Höhe, im Vollbetrieb finden bis zu 400 Personen Platz, welche die 120 Betten im Schichtbetrieb nutzen können. Im höchsten Gefährdungsfall ist ein abgeschotteter Betrieb rund um die Uhr möglich. Bis zu zehn Kubikmeter Wasser können pro Stunde aus Brunnen gepumpt werden und dank des hydrostatischen Drucks auf Liegenschaften der Umgebung verteilt werden. Der 45 Meter hohe Turm ist mit Abstand das höchste Gebäude in der Umgebung.
Geheimführung ins Innere des Hochsicherheits-Bunkers
Sicherheitsschleusen lassen uns ins Innere des Hochsicherheits-Bereichs. Beim Betreten müssen wir Journalisten unsere Telefone abgeben. „Sie befinden sich jetzt in einem Hochbunker“, sagt der Hauptmann. Insgesamt bietet der Bunker 10.000 Quadratmeter Nutzfläche, ganz oben und unten ist die Haustechnik untergebracht, in den Stockwerken eins bis sieben befinden sich Rechenzentren, TV-Studio und Kommandosäle. Natürlich gibt es auch Küche und Nassräume. Auf Höhe des 9. Stocks waren im Weltkrieg vier 12,8-cm-Fliegerabwehrkanonen montiert. Das jetzige Haus des Meeres diente als Feuerleitturm. Abstand der zwei Türme: 200 Meter.
Wichtigstes Computer-Gehirn des gesamten Landes
Gespiegelte Rechenzentren. Was in den engen Gängen des Bunkers gleich auffällt – es ist gar nicht so kalt wie erwartet. Das liegt zum einen an den spiralförmig nach oben laufenden Treppen, die einen schnell außer Atem bringen. Zum anderen strahlt das mächtige Rechenzentrum jede Menge Wärme ab, die Computer sind wahre Hitzespender. „Hier ist auf zwei verschiedenen Etagen das gleiche Rechenzentrum untergebracht“, erklärt ein Cyberkrieger. Gespiegelt. Falls ein Stockwerk ausfallen sollte, läuft der Betrieb im anderen weiter. „Ohne unsere GEO-Informationen fliegt kein Black Hawk“, sagt der Offizier stolz. Tatsächlich hat das Bundesheer seinen eigenen Kartendienst, betreibt seine Systeme unabhängig „vom kleinsten Computer bis zur größten Radaranlage.“
Sicherheitsinsel. Ganz oben auf dem Dach des Hochbunkers bietet sich uns ein umwerfender Blick auf ganz Wien. Hier stehen Richtfunk und Satcom-Anlagen. Im Notfall wird das Objekt 6 zu einer „Sicherheitsinsel“, dann wird ein Kranz aus Gestellen ausgeklappt, auf dem Helikopter am Dach anlanden können. Im Falle eines Blackouts wird im Keller ein Schiffsdieselmotor mit 1,5 Megawatt Leistung angeworfen, der 400 Liter Diesel in der Stunde frisst. Gebunkert sind Zehntausende Liter Sprit. „So ein Motor hält ewig, fährt auf Schiffen dreimal um die Welt, braucht nur Öl und Diesel“, erklärt ein Offizier. Trotzdem gibt es natürlich auch diesen Motor in zweifacher Ausführung.
„Die Luftfilter sind so stark, dass die Luft hier drinnen beinahe staubfrei ist“, sagt ein Soldat. Sie filtern die Luft mit dem Faktor 10 hoch 3. Der Bunker ist beeindruckend sicher.