In Wien
Orlando-Gedenken bei Regenbogenparade
18.06.2016
Laut den Veranstaltern feierten rund 130.000 Menschen am Ring.
Bei der 21. Regenbogenparade am Samstagnachmittag ist den Opfern des Massakers in Orlando gedacht worden. So wurde die Parade von einer Gruppe mit dem Titel "Victims of Hate Crimes - Marching for those who can't" angeführt. Insgesamt zogen rund 20 große Trucks und zahlreiche kleinere Wagen und Fußgruppen um den Ring.
Die die Parade anführende Gruppe bestand nur aus den Securitys, die üblicherweise rund um einen Truck positioniert sind und das Seil für den Sicherheitsabstand tragen. Der Raum in der Mitte, in der Größe eines Sattelschleppers, blieb in diesem Fall jedoch leer. Er stand für jene Lesben, Schwule oder transgender Personen, die in Orlando oder bei anderen "Hassverbrechen" ihr Leben lassen mussten und nicht mehr mitmarschieren können, so die Veranstalter.
Auch der traditionelle Moment des Gedenkens, bei dem der Zug um 17.00 Uhr zum Stillstand kommt, ist dieses Jahr explizit den Opfern von Orlando gewidmet. Das wichtigste Event der Homosexuellen, Bisexuellen und Transgender-Personen stand heuer unter dem Motto "Grenzen überwinden".
"Die Parade ist ja eigentlich ein freudiges Fest, aber durch die Ereignisse in Orlando liegt natürlich ein gewisser Schatten darüber", sagte Christian Högl, Veranstalter der Parade und Obmann des Vereins HOSI (Homosexuelle Initiative), im Gespräch mit der APA. In Österreich sei in Bezug auf die Rechte von Schwulen und Lesben in den vergangenen Jahren viel passiert, dennoch wünsche er sich für die Zukunft, dass "die Unterschiede nicht hervorgekehrt werden".
Gute Stimmung
Trotz des Gedenkens herrschte bei strahlendem Sonnenschein und lauter Musik gute Stimmung. Beliebtes Kostüm bei den Teilnehmern war das Einhorn, das in regenbogenfarbenen Ganzkörperoutfits oder als großer, glitzernder Kopfschmuck zu sehen war. Auch die NEOS zogen bei der Parade mit einem fahrenden Einhorn und dem Spruch "Sei mutiger" mit. Beliebtes Fotomotiv war neben vielen besonders aufwendig verkleideten Besuchern wie in den vergangenen Jahren die von Menschen gezogene Kutsche.
Veit Georg Schmidt von der schwul-lesbischen Buchhandlung Löwenherz, die seit Beginn an bei der Parade teilnimmt, meinte die Regenbogenparade sei im Verlauf der Jahre "bunter, schöner und entspannter" geworden. Dass es sie gibt, sei nach wie vor wichtig, weil "Lesben und Schwule immer noch als Menschen zweiter Klasse behandelt werden". Laut den Veranstaltern nahmen rund 130.000 Menschen an der Regenbogenparade teil.
Zeitgleich mit dem Start der Regenbogenparade trafen sich deren Gegner am Albertinaplatz. Sie riefen einmal mehr zum "Marsch für die Familie" auf, um für die "klassische Form der Familie" und gegen "gesellschaftspolitische Irrwege" zu demonstrieren. Die eher kleine Gruppe lauschte vor der Albertina mit Schildern mit der Aufschrift "Familie = Vater, Mutter, Kinder" und "Abtreibung ist Mord" einer Kundgebung. Unterstützung gab es für das vom Verein "Pro Vita" organisierte Zusammentreffen heuer einmal mehr u.a. vom ehemaligen Pegida-Sprecher Georg Immanuel Nagel.
Mehrere Demos
Die Sozialistische Linkspartei SLP hat unterdessen wiederum mit Trommeln und "Eure Tradition ist unser Hass"-Plakaten gegen die Paraden-Gegner mobil gemacht. Sie demonstrierten, durch Polizeisperren vom "Marsch der Familie" abgetrennt, unter dem Motto "Frauenrechte verteidigen".
Die Regenbogenparade zog heuer nicht "andersrum", sondern in Fahrtrichtung um den Ring, um sich nicht mit dem zuvor abgehaltenen "Marsch für Jesus" in die Quere zu kommen. Aus- und Endpunkt ist der "Regenbogenpark" im Sigmund-Freud-Park, der das Pride Village der vergangenen Jahre ersetzt. Dort wird gegen 19.00 Uhr auch die Abschlusskundgebung über die Bühne gehen, zu der sich unter anderem Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) als Redner angekündigt hat.
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