Hund stieß Kleinkind vom Futternapf weg - Bub schwer verletzt.
Eine 34-jährige Frau ist am Montag im Wiener Straflandesgericht wegen fahrlässiger Körperverletzung rechtskräftig zu drei Monaten bedingter Haft verurteilt worden. Die Mutter eines Kleinkinds hatte ihre Aufsichtspflicht vernachlässigt und es damit ermöglicht, dass ihr Pitbull ihren zu diesem Zeitpunkt elf Monate alten Buben angriff, weil der Hund sich beim Fressen gestört gefühlt haben dürfte.
Der Vorfall ereignete sich am 19. August 2013 nach 20.00 Uhr in der Wohnung der Frau. Wie diese Richterin Minou Aigner erzählte, saß das Baby auf der Couch vor dem Fernseher, als sie aus dem Wohnzimmer ging, um im Vorzimmer den Hund zu füttern. Danach sei sie sich kurz umziehen gegangen: "Im nächsten Moment habe ich nur mehr gehört, wie der Bub schreit."
Das Kleinkind war ins Vorzimmer gekrabbelt und dürfte dem Futternapf zu nahe gekommen sein, worauf der Pitbull heftig reagierte. "Meiner Ansicht nach hat der Hund ihn von dem Napf weggestoßen mit der Nase und ist mit einem Zahn hängen geblieben", sagte die Angeklagte.
Was zunächst unwahrscheinlich klang, bestätigte Gerichtsmediziner Christian Reiter in seinem Gutachten als denkbaren Hergang. Anhand der Verletzungen sei klar, dass der Hund nicht - wie ursprünglich von der Staatsanwaltschaft angenommen - zugebissen habe. Es sei "nicht auszuschließen, dass der Hund das Kind ähnlich wie ein Elefant mit einem Stoßzahn weggestoßen hat", so Reiter.
Der Bub erlitt eine Platzwunde unter dem linken Auge und einen Nasenbeinbruch. Als er hinfiel, schlug sich der Kleine auch noch einen Zahn aus und fügte sich infolge der Fußbodenfliesen Schnittverletzungen am Kinn zu.
Die Mutter fühlte sich daran nicht schuldig. "Mein Hund war in keiner Weise je aggressiv", insistierte sie. Sie verstehe nicht, weshalb ihr Sohn seinen Platz vor dem Fernseher verlassen habe: "Normalerweise ist er fest gefesselt vor dem Fernseher gepickt, wenn Werbung gelaufen ist." Sie könne nichts dafür, "dass er zum ersten Mal in die dunkelschwarze Nacht gekrabbelt ist" (im Vorzimmer brannte kein Licht, Anm.).
Dass es zu weiteren Zwischenfällen mit dem Pitbull kommt, ist auszuschließen. Die Frau hat das neun Jahre alte Tier mittlerweile einschläfern lassen.