Suchtmittel-Drehscheibe

Polizei fasst Mann mit 50.000 Euro bei U6-Station

23.06.2020

Großer Erfolg für die Ermittler: 40 Personen konnten festgenommen werden.

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© LPD Wien
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Drogenfahnder der Außenstelle West des Landeskriminalamtes haben einen Marihuana-Verteilerring gesprengt. In seit März 2019 dauernden Ermittlungen wurden 40 Mitglieder der Organisation festgenommen, 111 Kilo Marihuana, 70.000 Euro in bar und zwei Pistolen beschlagnahmt, teilte die Polizei am Dienstag mit. Unter den Verhafteten waren die beiden Köpfe der Organisation, ein 35-jähriger Algerier und seine 36-jährige Freundin aus Polen.
 

Marihuana in großem Stil weiterverteilt

Die Ermittlergruppe mit dem Leiter der Außenstelle West, Oberst Georg Rabensteiner, hatte laut Polizeisprecher Paul Eidenberger im März des Vorjahres zu ermitteln begonnen, nachdem mehrere Hinweise auf die vor allem aus nordafrikanischen Staaten stammende Tätergruppe eingegangen waren. Diese deuteten darauf hin, dass der Ring Marihuana in großem Stil weiterverteilte. Eigene Straßenhändler gehörten der Gruppe nicht an.
 
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Die Drogen wurden zwar zum Teil aus dem Ausland - Albanien in diesem Fall - importiert, ein großer Teil des Marihuanas stammte aber offenbar aus österreichischem Anbau. Das Paar, das in einer Luxuswohnung in Simmering residierte, organisierte die Deals und hatte erhebliche finanzielle Mittel zur Verfügung. Die beiden organisierten Lieferungen, Unterkünfte, Personelles und die Verteilung des Suchtgiftes. Neben ihnen gehörten 13 weitere Verdächtige aus Algerien, Polen, Marokko, Syrien im Alter von 25 bis 49 Jahren zur inneren Führungsriege. Sie betreuten Bunker und fungierten als Großverteiler.
 
Dazu gab es zwölf Verteiler der mittleren Ebene im Alter zwischen 19 und 54 Jahren aus Algerien, Marokko, Libyen und Bulgarien sowie 13 Verteiler der unteren Ebene zwischen 21 und 49 Jahren aus Algerien, Marokko, Libyen, Ägypten und dem Irak. Über sämtliche führenden Mitglieder der Organisation wurde die Untersuchungshaft verhängt. Bei nahezu allen Festgenommenen handelt es sich Eidenberger zufolge um Asylwerber, anerkannte Flüchtlinge oder illegal sich in Österreich Aufhaltende. Teilweise hatten sie falsche Identitäten und gefälschte Dokumente, viele wiesen einschlägige Vormerkungen auf.
 

Hauptverdächtiger soll dreimal abgeschoben worden

Der Hauptverdächtige soll bereits dreimal abgeschoben worden, aber jeweils mit falschen Identitäten zurückgekehrt sein. Die Einvernahmen legen nahe, dass die Gruppe seit Anfang 2018 eine halbe Tonne Marihuana in Wien, Niederösterreich und Graz weiterverteilt hat. Eidenberger zufolge sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen.
 
Einige Details: Die Wohnung des hauptverdächtigen Pärchens dürfte nicht die einzige Luxuswohnung der Bande gewesen sein. Im Laufe mehrerer Monate gab es immer wieder Zugriffe der Polizei, einige davon in weiteren Luxuswohnungen. Neben den Appartements verwendete die Bande auch Autos als Bunker. In einem Fall wurde ein solcher Bunkerwagen von drei Jugendlichen in Floridsdorf für eine Spritztour gestohlen. Sie wurden festgenommen. Ein weiterer Bunker-Pkw wurde wegen Falschparkens abgeschleppt. Beide Wagen hatten einen nicht existierenden Zulassungsbesitzer mit nicht existenter Adresse in der Slowakei.
 
Im Dezember 2019 nahmen die Ermittler ein führendes Mitglied der Gruppe im Bereich der U-Bahnstation Nußdorfer Straße fest, das 50.000 Euro in bar in einem Rucksack dabei hatte. Der Mann kam offenbar gerade von einem Deal. Die Ermittlungen ergaben, dass im März 2018 bereits acht weitere Bandenmitglieder festgenommen worden waren. Die Organisation galt als höchst gewalttätig. Ihre Gewinne transferierte sie in der Regel schnell ins Ausland.
 
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