Irrer warf mit Ziegeln
Polizei-Jagd auf Dächern von Wien
21.06.2018Ein ausgeforschter Täter flüchtete übers Dach vor der Polizei und bewarf sie mit Ziegeln.
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Am Donnerstag rückte die Polizei gegen 2.15 Uhr zu einem Einsatz im Gemeindebau in der Wattgasse 96–98 aus, um einen türkischen Staatsbürger (36) festzunehmen, der wegen mehrerer Delikte gesucht wurde. Der 36-jährige Single, der eine Einzimmerwohnung im Dachgeschoß des Wohnhauskomplexes bewohnt, verbarrikadierte den Türbereich mit einer Couch und Mistkübeln, um sich seiner Festnahme zu entziehen und sich vermutlich beim Klettern auf das Dach Zeit zu verschaffen.
Dachziegel. Im Außenbereich lieferte er sich im Anschluss ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei, das sieben Stunden dauern sollte. Der Mieter lief im weitläufigen Dachbereich ständig hin und her, versteckte sich und attackierte die einschreitenden Beamten, was seine Festnahme erschwerte. An mehreren Stellen des Dachs brach A. Ziegel ab und häufte sie an, um sie als Wurfgeschoße gegen die Beamten einzusetzen. Mehrere Hausbewohner riskierten dabei einen Blick von ihrem Balkon oder Fenster. Gegenüber ÖSTERREICH berichten sie, dass der bis dahin unauffällige Nachbar immer wieder „Ich bin unschuldig“ rief.
Ziegelwerfer hatte bei Festnahme Messer bei sich
Am Einsatz beteiligten sich auch die Polizeisondereinheiten WEGA und Cobra. Sie rückten mit einer eigenen Verhandlungsgruppe an und fuhren mit einer Drehleiter der Feuerwehr auf den Dachbereich, um mit dem Tobenden in Kontakt treten zu können. Ein Polizeihelikopter half bei der Lokalisierung von A. Die auf diese Extremfälle spezialisierten Beamten versuchten, den uneinsichtigen Mieter zum Aufgeben zu überreden, und wurden dabei mit Ziegeln beworfen. Ein Polizeiverhandler erlitt einen Cut am Bein, auch ein weiterer wurde verletzt, der sich aus einem Fenster gelehnt hatte, um nach dem Mann Ausschau zu halten. Versorgt wurde auch ein Feuerwehrmann, der leicht am Arm verletzt wurde. Die Ziegel flogen meterweit. Teile waren sogar in den umliegenden Parks zu finden.
Sprungkissen aufgeblasen
Um eine mögliche Verzweiflungstat zu verhindern, wurde ein Sprungkissen aufgeblasen und positioniert. Nachdem sich im unmittelbaren Umfeld des Gemeindebaus zwei städtische Kindergärten befinden und bereits drei Feuerwehrautos und ein Polizeifahrzeug beschädigt worden waren, war die Lage mehr als bedrohlich. Nach zwei gescheiterten Versuchen gelang es der Polizei in einem dritten Anlauf um etwa 9.15 Uhr, den sich massiv wehrenden A. unter Einsatz eines Elektroschockers zu überwältigen. Er trug zwei Klapp- und ein Küchenmesser bei sich, die sichergestellt wurden.
Der 36-Jährige kam nach seiner Festnahme in ein Spital, wurde noch am Nachmittag einvernommen und dann in eine Justizanstalt überstellt.
Randalierer war bereits amtsbekannt
Bei dem Festgenommenen handelt es sich um einen 36-jährigen türkischen Staatsbürger, gegen den die Staatsanwaltschaft eine Festnahme wegen zweifachen Raubs, zweifacher Körperverletzung und Sachbeschädigung angeordnet hatte. Polizeilich bekannt war auch eine psychische Erkrankung des Drogensüchtigen. Der Gesuchte führte einen Single-Haushalt in einer Einzimmerwohnung im Dachgeschoß des Gemeindebaus in der Wattgasse 96–98 und galt unter Nachbarn als höflich, für andere als schwierig. Um etwa 2 Uhr in der Früh am Donnerstag wollte die Polizei an seiner Wohnadresse den Festnahmeauftrag ausführen.
L. Eckhardt, A. Simsek