Nach den ethnisch motivierten und bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Gruppen von jungen Männern in Wien sind vier weitere Verdächtige festgenommen und 25 mutmaßliche Täter ausgeforscht worden.
Damit dürften alle Rädelsführer aus dem Verkehr gezogen worden sein. Bei den Razzien sei auch eine Pistole vom Kaliber neun Millimeter sichergestellt worden, sagte Gerhard Winkler, der Leiter des Ermittlungsdienstes des Landeskriminalamts, am Donnerstag gegenüber der APA.
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Neben der Schusswaffe seien zudem eine Gaspistole, sechs Messer, sieben Handys, zwei Pfeffersprays, vier Computer und ein Pkw sichergestellt worden. Die Neun-Millimeter-Waffe dürfte dabei im Zuge der Wild-West-Szenen, die sich in der Nacht zum 6. Juli im Anton-Kummerer-Park in Wien-Brigittenau abgespielt hatten, zum Einsatz gekommen sein. Junge Männer aus Syrien und Tschetschenien hatten sich damals dort versammelt und waren gegen 21.45 Uhr mit Holzlatten, Pfeffersprays, Messern und Schusswaffen aufeinander losgegangen, drei Personen wurden verletzt.
Sechs Schüsse
"Es ist gesichert, dass zumindest sechs Mal geschossen wurde", sagte Winkler am Rande eines Medientermins am späten Donnerstagnachmittag beim Wiener Praterstern mit Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), Polizeipräsident Gerhard Pürstl und dem Leiter der Einsatzgruppe Jugendkriminalität (EJK), Dieter Csefan. "Damit sind alle Rädelsführer ausgeforscht", sagte der Innenminister.
Bei den nun bekanntgewordenen vier Festnahmen dürfte es sich um einen Syrer, zwei Russen tschetschenischer Abstammung sowie einen Österreicher handeln. Bisher medial bekannt waren bereits die Festnahmen zweier Syrer, eines Tschetschenen sowie eines Kroaten mit türkischen Wurzeln gewesen. Sie alle sollen an den bewaffneten Auseinandersetzungen im Juni und Juli in mehreren Wiener Bezirken beteiligt gewesen sein, die die Polizei diesen Sommer auf Trab gehalten hatten. Die Gewalteskalationen sorgten zuletzt für breite Diskussionen.
Man habe nach den Vorfällen ein System zur Überwachung des öffentlichen Raumes entwickelt, bei dem sich 70 bis 80 Beamtinnen und Beamte ausschließlich um die Überwachung des öffentlichen Raumes kümmern würden, betonte Landespolizeipräsident Pürstl. "Es sind die Erscheinungsbilder, die wir Anfang Juli hatten, heute in dieser Form nicht mehr vorhanden", so der Chef der Landespolizeidirektion. Pürstl kündigte an, den Druck der Polizei weiter aufrecht zu erhalten, solange "bis man eine Gewissheit hat, dass eine ansteigende Kriminalität, Messerstechereien an öffentlichen Orten und sozial unverträgliches Verhalten, nicht wieder aufflammt."
Hass in Chatgruppen
Csefan sprach am Donnerstag von "ethnischen Konflikten" bei denen lose Gruppierungen aufeinander losgegangen seien und "auch Hass in Chatgruppen" geschürt hätten. In diesem Zusammenhang seien insgesamt acht Rädelsführer ausgeforscht und festgenommen worden. Die Vorfälle in Brigittenau, Meidling, Favoriten sowie in Floridsdorf dürften damit geklärt sein. Wobei Winkler ergänzte, dass die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien.
Zündstoff für die heftigen Konflikte soll vor allem ein am 3. Juni im Arthaberpark in Wien-Favoriten angeblich von Syrern niedergestochener und lebensgefährlich verletzter Tschetschene gewesen sein. Im weiteren Verlauf war es am 1. Juli in der Dopschstraße in Wien-Floridsdorf zu einer Auseinandersetzung gekommen. Den Höhepunkt des Konfliktes lieferten sich die rivalisierenden jungen Männer dann am Wochenende vom 5. bis 7. Juli bei nächtlichen Gewalteskalationen. Mehrere teils bewaffnete Männer gingen zuerst am 5. und 6. Juli in Brigittenau im Bereich Anton-Kummerer-Park/Klosterneuburger Straße, dann nur einen Tag später beim Bahnhof Meidling aufeinander los. Insgesamt sieben Personen wurden im Zuge der Bandenkämpfe verletzt, vier davon schwer. Der letzte Vorfall ereignete sich am 10. Juli beim Bahnhof Floridsdorf.