Mann (42) stach neuen Freund der Ex-Frau nieder.
Ein 42-jähriger Mann, der die Scheidung seiner Ehefrau nicht akzeptiert hatte, sie mit Gewalt zurückgewinnen wollte und ihren neuen Partner am 17. März 2014 niedergestochen hatte, ist am Mittwoch im Straflandesgericht wegen versuchten Mordes schuldig erkannt worden. Das Schwurgericht (Vorsitz: Nina Steindl) verhängte zwölf Jahre Haft.
Der Schuldspruch im Sinne der Anklage fiel mit 5:3 Stimmen äußerst knapp aus. Der neue Freund der Ex-Frau bekam ein Schmerzensgeld von 4.270 Euro zugesprochen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Verteidiger Andreas Reichenbach erbat Bedenkzeit, Staatsanwältin Martina Klein gab vorerst keine Erklärung ab.
Aussprache
Nachdem er am 17. März bereits zweimal Kontakt mit seiner Ex-Frau gehabt hatte - zuerst persönlich in ihrer Wohnung, um die beiden gemeinsamen Kinder zu sehen, ein zweites Mal um 19.25 Uhr, als er ihr wieder einmal am Telefon mit dem Tod drohte -, läutete es um 23.20 Uhr neuerlich an ihrer Gegensprechanlage. Draußen vor der Tür wartete der 42-Jährige, wobei er ein Messer mit einer Klingenlänge von 14 Zentimeter in seiner Jacke versteckt hielt.
Drohung
Weil sich auf die Frage, wer draußen sei, keiner meldete, ging der neue Freund der Frau schließlich nach unten, um nachzusehen. Kaum hatte der 27-Jährige die Haustür geöffnet, näherte sich der 42-Jährige und holte mit der rechten Hand aus, wobei er den Nebenbuhler wüst beschimpfte und ihm laut Anklage auch ankündigte, er werde ihn nun "abschlachten".
Sieben Stiche
Als der 27-Jährige die ersten Stiche spürte, gelang es ihm zunächst, den Ex-Mann seiner Freundin mit einem Fußtritt abzuwehren. Er versuchte zu flüchten, doch der Bewaffnete folgte ihm und versetzte ihm weitere Stiche. Nach sieben Treffern - sechs in die Brust, einen in den Oberschenkel - schaffte es der lebensgefährlich Verletzte zurück ins Haus. Wie er als Zeuge dem Gericht erklärte, ging er nicht zurück in die in der Marinelligasse in Wien-Leopoldstadt gelegene Wohnung, sondern legte sich im Stiegenhaus hin: "Ich wollte nicht, dass mich die Kinder blutig sehen."
Der Angeklagte, für den es um zehn bis 20 Jahre oder lebenslang ging, zerfloss in seiner Einvernahme vor Selbstmitleid. Die Frau habe ihn seinerzeit "wie einen Hund aus der Wohnung rausgeworfen". Er sei "sehr enttäuscht" von ihr: "Ich liebe sie noch immer." Auf ihren neuen Partner sei er nur losgegangen, weil dieser ihn geschlagen habe, wimmerte der 42-Jährige: "Ich wollte nur, dass er aufhört, mich zu schlagen. Ich habe mich mit ganz leichten Stichen gewehrt."
Der 27-Jährige hatte dank einer im Wiener AKH durchgeführten Notoperation überlebt. Mehrere Tage musste er auf der Intensivstation behandelt werden.
Die 34-jährige Frau hatte sich 2009 scheiden lassen. In weiterer Folge erwirkte sie nicht weniger als sechs Betretungsverbote, weil ihr Ex-Mann sie immer wieder aufsuchte und sie mit Drohungen zur Wiederaufnahme der Beziehung zwingen wollte.
Im August 2013 lernte sie den jüngeren Mann kennen. Als dieser auch noch bei ihr einzog, war der 42-Jährige vollends aus dem Häuschen. Bei einem weiteren ungebetenen Besuch versetzte er im Oktober der Frau einen Schlag ins Gesicht, als diese ihn nicht in die Wohnung ließ. Nur zwölf Tage vor der Bluttat war der 42-Jährige wegen dieses Faustschlags zu einer Bewährungsstrafe von fünf Monaten verurteilt worden. Das beeindruckte ihn offenbar nicht im geringsten: Vier Stunden, bevor er dem 27-Jährigen sieben Messerstiche versetzte, hatte er die Frau per Mobiltelefon kontaktiert und sie aufgefordert, mit ihm einen Kaffee trinken zu gehen. Ansonsten werde er sie umbringen. Er stand dabei bereits unten vor der Haustür, wie die Frau durchs Fenster wahrnehmen konnte.
Die verängstigte 34-Jährige rief die Polizei. Als eine Funkstreife eintraf, war der 42-Jährige verschwunden. Dass er wenige Stunden später mit einem Messer zurückkehrte und ihren neuen Freund niederstach, habe sie "nicht ahnen können", erklärte die Frau später in einer Befragung.