Nicht nur die Opposition tobt aufgrund der erneuten Umstellung der Schulen auf Distance Learning. Am Montagabend gingen auch Dutzende wütende Bürger auf die Barrikaden, die sich für die Bildung einsetzten.
Ab morgen, Dienstag, soll der Unterricht an allen Schulen (mit Ausnahme der Sonderschulen) grundsätzlich auf Distance Learning umgestellt werden. Ein Umstand, der nicht nur für Ärger bei der Opposition, sondern auch bei vielen betroffenen Eltern und Schülern sorgt.
Deshalb fand am Montagabend um 18 Uhr am Wiener Ballhausplatz eine Demonstration unter dem Motto "Pro Präsenzunterricht - haltet die Schulen offen!" statt. Einige Dutzend Teilnehmer hatten sich bereits auf Facebook angekündigt. "Wir wollen gemeinsam, friedlich und unter Einhaltung der Hygienevorschriften, vor dem BKA unsere Stimmen für Bildung und gegen den bevorstehenden Schul-Lockdown erheben", heißt es auf der zugehörigen Facebook-Seite. Organisiert wurde die Veranstaltung von Theresia Gausch, die betont, dass strikt auf die Einhaltung aller Hygienevorschriften geachtet wird.
Bei der Demo war auch NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger dabei- Und sie zeigte sich, ob des Shitstorms, den die Organisatorin Gansch erhalten hat, schockiert. "Es macht mir große Sorge, dass die Polarisierung in der heutigen Zeit so stark ist, dass, wenn man sich für Bildung einsetzt, mit Corona-Leugnern gleichgesetzt wird", so Meinl-Reisinger.
"Ich stehe hier als Mutter von drei Kindern. Als Mutter, die weiß, wie wichtig Bildungseinrichtungen sind. Als Mutter, die weiß, dass meine Kinder die sozialen Kontakte brauchen. Als Mutter, die weiß, was Lehrerinnen und Lehrer jeden Tag leisten", so Meinl-Reisinger. Die Pädagogen müssten jetzt in dieses Chaos rund um die Umstellung Ordnung hineinbringen. Sie würden von der Politik allein gelassen. "Es ist nicht eine Mindermeinung, dass Schulen offen bleiben sollten. Die gesamte Ampelkommission war klar der Meinung, dass die Schulen offen bleiben sollten", so die Neos-Chefin.
Nicht alle Kinder könnten den verlorenen Stoff wieder aufholen. Die Bildungsschere dürfe nicht noch weiter auseinandergehen, so Meinl-Reisinger. Von der Regierung selbst wünsche sie sich ein Einlenken. "Zumindest die Volksschulen sollten wieder aufsperren", fordert sie.
In der "Covid-19-Schulverordnung 2020/21" wird der ortsungebundene Unterricht schön technisch mit der "Unterrichts- und Erziehungsarbeit unter Anwendung elektronischer Kommunikation an einem Ort, der nicht für schulische Zwecke bestimmt ist, mit Ausnahme von Schulveranstaltungen oder schulbezogenen Veranstaltungen" definiert. "Elektronische Kommunikation" selbst bedeutet wiederum "Telefonie sowie die Übertragung von Daten und Nachrichten über Computernetzwerke, insbesondere das Internet wie der Einsatz von E-Mail, Lern- und Arbeitsplattformen, Internettelefonie sowie Tonübertragung und Ton- und Videoübertragung".
Das lässt also weiten Auslegungsspielraum. Gleichzeitig bedeutet das auch, dass nicht einfach alle "normalen" Stunden automatisch via Videokonferenz gehalten werden müssen. Es ist auch schon Distance Learning, wenn ein Arbeitsblatt oder -auftrag per Mail verschickt oder auf die Lernplattform gestellt wird. Distance Learning wird auch je nach Schulstufe und Schultyp unterschiedlich aussehen: An den Oberstufenschulen, wo das Arbeiten am Computer schon selbstverständlicher ist, wird der Anteil an Videokonferenzen etwa deutlich höher sein als an Volksschulen. Arbeitsaufträge an Volksschulen werden klarerweise auch anders aussehen als an AHS.
Außerdem soll es an den Schulen weiterhin Vor-Ort-Betreuung geben. Als Beispiel nannte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Sonntag Volksschulen, die zu Hause nicht erledigte Arbeitspakete am nächsten Tag in Kleingruppen nachholen könnten. "Da sind wir sehr flexibel", so der Minister in der "ZiB 2".