Wegen Kopftuch
Sie wollte helfen: Ins Spital geprügelt
24.11.2017
Messermann attackierte junge Frau in U1.
Sie hat ein großes Herz und ein starkes soziales Gewissen: Ayse E. ist 23 Jahre alt, gebürtige Wienerin. Der Vater stammt aus Ägypten, die Mutter ist Österreicherin. Sie selbst studiert Pädagogik und kümmert sich vor allem um Kinder.
Ayse war am vergangenen Mittwoch gegen 17 Uhr in Wien-Kagran unterwegs. In der U-Bahn-Station bemerkte sie plötzlich einen Streit zwischen zwei Männern. Der eine pöbelte den anderen an, machte rassistische Bemerkungen.
Der Streit verlagerte sich in den vorderen Waggon der U1. Die Auseinandersetzung wurde immer heftiger. Ayse stand nur wenige Zentimeter von den beiden Kontrahenten entfernt. „Plötzlich zog der eine ein Messer“, sagte sie zu ÖSTERREICH (siehe Interview).
23-Jährige brach in der U1 bewusstlos zusammen
Die mutige Studentin fasste sich ein Herz und ging dazwischen: „Hört endlich damit auf, das bringt doch nichts“, sagte sie. Dutzende andere Fahrgäste sahen tatenlos zu, obwohl sie Ayse um Hilfe gebeten hatte: „Macht doch was, die beiden schlagen sich sonst tot.“
In diesem Augenblick drehte sich einer der streitenden Männer zu ihr um und schlug ihr mit voller Wucht gegen Brustkorb und Schulter. Die 23-Jährige hatte noch versucht auszuweichen, verlor jedoch das Gleichgewicht und stürzte mit dem Hinterkopf gegen die Haltestange in der U-Bahn. Bewusstlos sank die Studentin zusammen.
Ein Passant kommt ihr zu Hilfe und sagt zum Angreifer: „Hör jetzt endlich auf, du hast eine Frau geschlagen.“ Die Antwort des Messer-Mannes zeigt, warum er so aggressiv gegen die junge Frau vorgegangen ist: „Die trägt ein Kopftuch, die sind eh alle kriminell“, schrie er.
Ayse E. musste mit Gehirnerschütterung in ein Spital eingeliefert werden. Gegen den U-Bahn-Schläger hat sie Anzeige erstattet. Wenigstens dessen Kontrahent hat sich für ihren Einsatz bedankt.
A.Simsek
Das Opfer: "Ich konnte einfach nicht wegsehen"
ÖSTERREICH: Sie sind Zeugin eines heftigen Streits in der U-Bahn geworden. Was war passiert?
Ayse: Ich bin in den ersten Waggon eingestiegen und habe bemerkt, dass sich zwei Männer laut gestritten haben. Es ist sehr schnell eskaliert, so dass sie sich fast zu Tode geprügelt haben und da konnte ich nicht zusehen und habe versucht die Situation zu beschwichtigen.
ÖSTERREICH: Haben sie mitbekommen, worum es in dem Streit gegangen ist?
Ayse: Einer hat den anderen gerempelt und dann haben sie sich gegenseitig beschimpft.
ÖSTERREICH: Haben die beiden Männer überhaupt auf ihre Beschwichtigungsversuche reagiert?
Ayse: Am Anfang nicht direkt, aber dann ist der eine in die U-Bahn eingestiegen und hat ein Messer gezückt. Als ich das gesehen habe, bin ich ausgewichen. Plötzlich habe ich einen Schlag gespürt und war kurzzeitig bewusstlos.
ÖSTERREICH: Dann gab es Aussagen unterhalb der Gürtellinie.
Ayse: Als ich mein Bewusstsein wieder hatte, schrie der Täter herum: „Die trägt ein Kopftuch, die sind eh alle kriminell“. Ich habe ihn inzwischen angezeigt.