Alleinhaltung der Vögel inzwischen untersagt - Auszug aus dem Tierschutzhaus wird vorbereitet - Neuer Info-Folder informiert über komplexe Anforderungen der Haltung.
Wien. Kennenlernen mit Gekreische: Wer gefiederte Alleinstehende unter die Haube bringen möchte, ist im Zentrum der Arbeitsgemeinschaft Papageienschutz bestens aufgehoben. Denn auf dem vereinseigenen Areal im Wiener Tierschutzhaus in Vösendorf werden Einzelvögel verpaart. Was nach Luxus für verwöhntes Federvieh klingt, ist in Wahrheit Vorschrift. Informationen dazu bietet nun auch ein neuer Leitfaden.
Papageien sind intelligent, neugierig, höchst gesellig und brauchen Zuwendung sowie Abwechslung beim Essen. Das macht die Haltung der Exoten nicht unbedingt leichter. Passt die Umgebung nicht, dann können Krankheiten, Federrupfen oder Dauerschreien, das so manches Wohnzimmer-Idyll empfindlich stört, die Besitzer an den Rand des Wahnsinns treiben. An jenen des Ruins sowieso. Denn die Papageienhaltung ist auch teuer. Dass die Tiere mehrere Jahrzehnte leben können, vereinfacht die Sache nicht.
Zweisamkeit muss gewährleistet sein
Das Wegsperren der Tiere in kleine Käfige ist inzwischen untersagt. Den Vögeln muss, so ist in den Bestimmungen festgehalten, eine Voliere zur Verfügung stehen, die gewisse Anforderung zu erfüllen hat. Und: Papageien - zu denen übrigens auch Sittiche zählen - dürfen auch traute Zweisamkeit genießen. Genaugenommen müssen deren Eigner sich darum kümmern, dass diese gewährleistet ist. Das ist im Tierschutzgesetz inzwischen ebenfalls zwingend vorgeschrieben.
Dem entsprechend ist die Verpaarung einer der Schwerpunkte der Tätigkeit der Arbeitsgemeinschaft Papageienschutz, wie Vereinspräsidentin Nadja Ziegler bei einem Besuch der APA im Papageienzentrum erläuterte. Dazu bringen die Halter ihre tierischen Singles mit. Diese lassen sich nichts dreinreden und suchen sich ihre Partner dann selbst aus. Erzwingen lässt sich das Glück nicht, wie zu erfahren ist. Zum einsamen Papagei einfach nur ein zweites Exemplar zu gesellen, funktioniert eher nicht.
Nötig ist somit die passende Auswahl, um die Gefährtin oder einen Gefährten zu finden. Die gibt es im Papageienzentrum: Rund 180 Grau-oder Edelpapageien, Aras, Amazonen sowie Kakadus tummeln sich dort in mehreren Großvolieren. In diesen dürfen die alleinstehenden Kandidaten auf Braut- bzw. Bräutigamschau gehen. Die jeweiligen Arten bleiben beziehungstechnisch übrigens unter sich, was jedoch durchaus üblich ist, sind gleichgeschlechtliche Paare.
Speed-Dating ist nicht angesagt
Flottes Speed-Dating ist jedenfalls nicht angesagt. Bis der Funke überspringt, kann es mehrere Wochen dauern, heißt es im Papageienzentrum. Läuft es gut, dann wird daraus etwas Ernstes. Mitunter entstehen aber auch "nur" platonische Freundschaften. Als schwierige Fälle gelten Tiere, die von Beginn an von Menschen aufgezogen wurden. Hier kann eine sogenannte Fehlprägung vorliegen, sie sind für die Reize der Artgenossen dann oft nicht mehr empfänglich.
Ein Besuch im Papageienzentrum ist jedenfalls eine Visite in einer exotischen Welt - die vor allem laut ist. Dass beim Eingang Gehörschutz entnommen werden kann, hat seine Berechtigung. Vor allem Aras machen gern mit ohrenbetäubendem Schreien auf sich aufmerksam.
Auch für Graupapagei "Bubu" ist die Umgebung wohl ziemlich ungewohnt. Er ist einer jener Besucher, die eine neue Bindung anstreben. Bis vor Kurzem war er gemeinsam mit seinem Gefährten noch der Star eines Hotels in Oberösterreich. Doch sein Lieblingsvogel ist kürzlich verstorben. Sobald "Bubu" wieder eine bessere Hälfte gefunden hat, darf er die Heimreise antreten.