Es ist so erschreckend, irritierend und verblüffend zugleich, was da seit bald einer Woche an neuen Enthüllungen über Philipp S. (Name geändert) auf uns einprasselt.
Serien-Täter. Was mögen sich da erst die Polizisten vom Posten Leyserstraße in Penzing gedacht haben, als Montagmittag ein Hoodie-Teenie aufs Kommissariat marschiert war und, ohne gefragt worden zu sein, zugab, der „meistgesuchte Täter von Wien“ zu sein, der „die Obdachlosen umgebracht“ hat.
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Wie berichtet, begann die Serie an brutalen Übergriffen Anfang Juli, als ein 56-jähriger gebürtiger Ungar erstochen auf einer Parkbank am Handelskai auf einem Treppelweg nahe der Donau aufgefunden wurde. In der Venediger Au in der Leopoldstadt erlitt eine 51 Jahre alte Polin eine Woche später durch Stiche und Schnitte schwere Verletzungen. Sie konnte sich in Todespanik zu einem Taxler am Praterstern retten. Der Ripper tauchte unerkannt ab.
Die drei Opfer des Jugendlichen - nur Frau überlebte schwer verletzt.
Zuletzt ging der nächtliche Angreifer beim Hernalser Gürtel auf einen 55-jährigen Slowaken los, der wie das erste Opfer – alle drei nächtigten im Schlafsack und konnten sich nicht wehren – seinen Verletzungen erlag.
Er war voller »Wut, Unruhe und Traurigkeit«
Der geständige Teenie gab in seinen Befragungen bisher noch kein konkretes Motiv an, sondern nur Meldungen ab, wie: Er „wollte, dass es anderen noch schlechter geht als mir“. Oder: „Ich hatte so einen inneren Drang.“
Der Sohn aus zerrütteter Patchworkfamilie war voller „Wut, Unruhe und Traurigkeit“ und fühlte, aufgeputscht von Ecstasy, Heroin und Koks, wenig. Beim ersten Mal war der Adrenalinkick noch enorm, beim zweiten Mal schon weniger, der dritte Angriff war fast schon Routine – und der Schulabbrecher, der in der AHS-Oberstufe nicht mehr mitkam, gibt auch zu, dass er noch öfter hätte töten wollen. So auch bei einem sechswöchigen Berufsorientierungs-Praktikum in einem Hotel in Windischgarsten, wo der Bubi aus Wien bei seinen nächtlichen Streifzügen zum Glück keine Opfer fand.
Im Job unter Kollegen und unter Gleichaltrigen im Ort wiederum fand er keine Freunde – er, der aussieht wie der harmlose unbeteiligte Junge beim Käfigfußball, der in keine Mannschaft gewählt wird. Diese Woche stand er bei seinem ersten Prozess, als sich Philipp wegen einer Prügelattacke gegen die eigene Mutter verantworten musste, in Badeschlapfen da. Wo er nur provokant grinste und gähnte, ehe vertagt und ein Gutachter beauftragt wurde, der das Ich des Burschen durchleuchten soll.
Ob er wegen der Drogen unzurechnungsfähig oder von Haus aus psychisch schwer angeschlagen ist? Es gilt die Unschuldsvermutung.