Gerichtsakt:

So wurde HTL-Schüler zum IS-Killer von Wien

11.11.2020

Gerichtsakten zeigen, wie der Wiener in einer Moschee zum IS-Fanatiker wurde.

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© APA/GEORG HOCHMUTH
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Wien. Wie kann das passieren? Ein in Wien gebo­rener HTL-Schüler wird ­derart radikalisiert, dass er sich zunächst der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in Syrien anschließen will, um im Heiligen Krieg zu kämpfen, und schließlich in seiner Heimatstadt beim Terroranschlag zu Allerseelen vier unschuldige Opfer erschießt? Am 25. April 2019 antwortete IS-Killer Kujtim F. (20) auf Fragen eines Richters in seinem Verfahren wegen terroristischer Vereinigung. Das Protokoll liegt ÖSTERREICH vor, hier die Auszüge:

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  • Vorsitzender: Wie sind Sie dazu gekommen, haben Sie sich in Österreich schlecht behandelt gefühlt?

Kujtim F.: Nein. Begonnen hat alles, wie die Leute von der Moschee mit mir begonnen haben zu reden.

  • Vorsitzender: Waren Sie vorher gläubig? Haben Sie die Regeln Ihrer Religion eingehalten?

Kujtim F.: Ja.

  • Auf die Frage, wann alles begonnen hat und was er von den Gräuelvideos des IS wusste:

Kujtim F.: Ende 2016. Ich habe mir solche Videos nicht so direkt angeschaut, weil ich wusste nicht, wo man sich solche Sachen anschaut oder wo man die Sachen findet. Die Leute, die ich getroffen habe, die haben mir das gezeigt und mir erklärt, dass das gut ist, dass man so etwas macht, als Rache, und dann bin ich weiter in diese Schiene geraten.

  • Vorsitzender: Was war für Sie die Idee des Islamischen Staates, was vertreten die?

Kujtim F.: Einen eigenen Staat aufbauen.

  • Vorsitzender: Was ist das Besondere am IS?

Kujtim F.: Die sehen das als die Befreiung für die Muslime.

  • Vorsitzender: Was würden Sie sagen, welche Richtung des Islam vertritt der IS?
Kujtim F.: Das Radikalste, was es gibt, die schlimmste Schiene.
  • Vorsitzender: Das heißt?

Kujtim F.: Dass man Leute ­tötet, dass man solche Gräueltaten macht.

  • Vorsitzender: Die Idee, die Gründung eines Islamischen Staates nach strengen islamischen Regeln und eigenem Gebiet, diese Idee würden Sie nach wie vor gut finden?
Kujtim F.: Ja.
  • Staatsanwältin: Wenn Sie sagen, Sie hätten schon gekämpft und Sie haben gewusst, was der IS macht, was empfinden Sie, wenn Sie sich solche Videos anschauen, wo Menschen geköpft werden?
Kujtim F.: Die haben gesagt, es werden die Gegner getötet, das ist besser, als wenn Muslime getötet werden.
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