Terrorpläne
Swift-Anschlag: 15-Jähriger belastet Beran A. schwer
18.08.2024Der Hauptverdächtige rund um die mutmaßlichen Anschlagsplänen auf die Taylor-Swift-Konzert-Reihe im Wiener Ernst-Happel-Stadion soll sich einen Tag vor seiner Festnahme bei einem 15-Jährigen erkundigt haben, wo man eine Zündschnur kaufen könne.
Das geht aus der Zeugenaussage des 15-Jährigen hervor, die der APA vorliegt. Weiters hatte die APA Gelegenheit, am Wochenende mit einem 17 Jahre alten Bekannten bzw. guten Freund der beiden Terror-Verdächtigen zu sprechen.
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Während der 19-jährige Hauptverdächtige und sein um zwei Jahre jüngerer mutmaßlicher Komplize am 7. August wegen terroristischer Vereinigung und krimineller Organisation festgenommen wurden, hielt die Polizei den 15-Jährigen an und befragte ihn als Zeugen. Er hatte beide Verdächtige zuletzt in der Nacht auf den 6. August gesehen, als er vom 19-Jährigen mit dem Auto vom Training abgeholt wurde. Dabei habe ihn der 19-Jährige zwei Mal gefragt, "ob ich wüsste, wo man eine Zündschnur kaufen könnte", gab der 15-Jährige bei seiner Zeugeneinvernahme zu Protokoll. Auf seine Frage, was er denn vor hätte, habe der 19-Jährige "Du wirst davon hören" erwidert.
"Nie zugetraut"
Er habe schon darüber nachgedacht, was dieser damit meine, "aber ich hätte ihm nie zugetraut, dass er in die terroristische Richtung etwas vorhätte", gab der 15-Jährige an. "Vielleicht sprach da der Jinn (ein Dämon bzw. Geist in der islamischen Glaubensvorstellung, Anm.) aus ihm", mutmaßte der Zeuge. Freunde seien nämlich davon ausgegangen, dass der 19-Jährige von einem Dämon "besessen" sei, erläuterte der 15-Jährige. Der 19-Jährige sei auch einmal bei einer von einem Imam vorgenommenen Ruqyah (eine Art Exorzismus, Anm.) in einer Wiener Moschee dabei gewesen. Dabei habe der 19-Jährige plötzlich "zu schreien begonnen und ihm entfuhren sechs böse Jinns. Ich war selber nicht dabei, aber von dem Vorfall gab es ein Video", berichtete der 15-Jährige in seiner Einvernahme.
Indes hatte die APA am Wochenende Gelegenheit, mit einem 17-Jährigen zu sprechen, der mit den beiden Terror-Verdächtigen noch am 4. August Kontakt gehabt hatte. Er saß seinen Angaben zufolge nämlich mit im Auto des 19-Jährigen, als der Hauptverdächtige in Sigleß ein Blaulicht und ein Folgetonhorn ausprobiert haben soll, die er später angeblich bei der Tatausführung benutzen wollte.
"Nicht klar im Kopf"
Den Hauptverdächtigen habe er gekannt, wenn auch nicht gut, schilderte der Jugendliche: "Ich hab' mitbekommen, dass er nicht klar im Kopf ist. Er hat etwas anders im Kopf getickt wie wir alle. Er war crazy." Der 19-Jährige soll sich - wie mehrfach berichtet - nach Erkenntnissen der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) der radikalislamischen Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) angeschlossen, am 7. Juli einen Treueschwur auf den neuen IS-Führer abgelegt und vor gehabt haben, am 8. oder 9. August mit seinem Pkw mithilfe eines Blaulichts und Folgetonhorns möglichst nahe ans Happel-Stadion heranzukommen, und davor versammelte Taylor Swift-Fans mit einem selbst gebastelten Sprengsatz bzw. einer Machete und Messern zu töten. Sein anfängliches Geständnis hält der 19-Jährige laut seinem Verteidiger Werner Tomanek inzwischen nicht mehr aufrecht.
Auf die Frage, ob der 19-Jährige den IS verherrlicht, die Scharia gutgeheißen und Anschlagspläne verfolgt habe, meinte dessen Bekannter nun gegenüber der APA: "Das hab' ich nicht mitbekommen." Der 19-Jährige sei aber "ein Radikaler" gewesen - im Unterschied zum zweitverdächtigen 17-Jährigen, der ebenfalls wegen terroristischer Vereinigung und krimineller Organisation in U-Haft sitzt. Der Zweitverdächtige soll laut aktuellem Ermittlungsstand den 19-Jährigen in dessen Terrorplänen psychisch bestärkt haben, außerdem hätte er beim Bühnenaufbau für die drei Wiener Swift-Konzerte mitarbeiten sollen. Am Weg zum Arbeitsplatz wurde der 17-Jährige am Nachmittag des 7. August festgenommen. Sein Verteidiger Nikolaus Rast bestreitet die gegen seinen Mandanten erhobenen Terror-Anschuldigungen.
"Seit Jahren befreundet"
"Wir sind miteinander in die Schule gegangen. Wir sind gleich alt. Wir sind seit Jahren befreundet. Das kann ich nicht glauben, dass der etwas machen wollte. Er war immer normal, wir sind spazieren gegangen, er ist gern mit seinem E-Scooter gefahren. Er ist nicht radikal. Ich hab' nie mitbekommen, dass er so etwas (gemeint: einen terroristischen Akt, Anm.) machen wollte", schilderte der mit dem Terror-Verdächtigen befreundete Jugendliche am Samstagabend der APA. Dass sein Freund für die Swift-Auftritte im Happel-Stadion arbeiten hätte sollen, sei "reiner Zufall. Er wollte nur Geld verdienen".
Der Jugendliche, der gemäß seinen Angaben bisher nicht von der Polizei befragt wurde, dürfte für die Strafverfolgungsbehörden als Zeuge interessant sein. Er saß nämlich mit im Pkw, als der 19-Jährige ein mobiles Blaulicht ausprobierte. Es habe sich dabei aber um keinen "Test" für einen späteren Terror-Anschlag gehandelt, versicherte der Jugendliche der APA. Ein solcher sei während der Fahrt nicht angeschnitten worden oder auch nur am Rand Thema gewesen.
"Ich war in Sigleß auf einer Beach-Party", erinnerte sich der Jugendliche an die Nacht auf den 4. August. Weil es spät war und er nicht heimgekommen sei, habe er weit nach Mitternacht den Zweitverdächtigen angerufen und gebeten, ob dieser dafür sorgen könne, dass er abgeholt wird. In weiterer Folge sei dann der 19-Jährige mit seinem Auto gekommen, in dem sich zwei weitere Personen befunden hätten. Er sei eingestiegen, "und plötzlich stehen wir in einer Einbahn mit lauter Menschen auf der Straße, die heimwollten. Auf einmal hält der ein Blaulicht beim Fenster raus", berichtete der Bursch. Zusätzlich habe der 19-Jährige mit seinem Handy eine Polizeisirene abgespielt, "um durch die Menschenmenge zu kommen". Folgetonhorn habe es keines gegeben. "Keiner wusste, dass er ein Blaulicht dabei hat. Es muss sich irgendwo bei den Pedalen unterm Lenkrad befunden haben", mutmaßte der Jugendliche. Aufgrund des Blaulichts habe man dem 19-Jährigen jedenfalls "Platz gemacht und er ist an den Leuten vorbeigefahren und hat mich nach Hause gebracht".