Ehefrau erstochen
Syrer kam im Krankenbett zum Mordprozess - 20 Jahre Haft
13.12.2023Nachdem er seine Gattin und Mutter dreier Kleinkinder mit 19 Messerstichen tötete, sprang in Wien ein 35-jähriger Syrer aus dem dritten Stock. Weil seine Verletzungen schwer und wohl dauerhaft sind, wurde er sprichwörtlich ans Bett gefesselt zum Prozess gebracht. Das Urteil: 20 Jahre Haft.
Wien. Klarer und eindeutiger kann man ein Mordmotiv für einen Femizid nicht ausdrücken. Vor der Polizei hatte der angeklagte 35-jährige noch gesagt: "Was soll ich mit einer Frau, die mich nicht liebt?" Vor Gericht, beim Mordprozess gegen den ab dem Hals gelähmten Mann, der im Krankenbett vorgeführt werden musste, scheute er dann jedes Wort, ließ nur seinen Anwalt sprechen - den an diesem Tag vielbeschäftigten Manfred Arbacher-Stöger: "Mein Mandant ist voll geständig. Für ihn sind nur zwei Dinge im Leben wichtig. Das eine war seine Frau und das andere sein Glaube. Er akzeptiert jede Strafe. Am liebsten wäre er selber tot."
Mutter fordert im Gerichtssaal die Todesstrafe
Gestorben bzw. von ihm hingerichtet wurde dagegen seine Ehefrau, von der er ohne jede Beweis dafür zu haben vermeinte, dass die dreifache Mutter ihn mit einem anderen betrog. Am Tattag - es war der 3. Juli 2023 - ging er in der gemeinsamen Wohnung im Grätzel beim Brunnenmarkt in Ottakring auf seine Gattin los, die in Panik ihre Mutter anrief. "Noch während des Telefonats hat er auf sie einzustechen begonnen", berichtet der Staatsanwalt. Die Mutter sagt aus: "Ich bin sofort mit meinem Sohn zu ihr gefahren. Aber es war zu spät. Die Kinder, 3, 4 und 7, hat er mit der Schwägerin spazieren geschickt. Er hat kein Gewissen. Ich verlange die Todesstrafe für ihn." Die ist in Österreich natürlich nicht möglich.
Die Vorgeschichte: Der Angeklagte und die getötete Frau - beide aus Syrien - hatten 2010 in ihrer Heimat geheiratet. Zwischen 2016 und 2020 kamen drei Kinder zur Welt, 2021 übersiedelte die Ehefrau und Mutter nach Wien - ihre Eltern, die seit längerem in Österreich leben, hatten ihre Tochter nachgeholt. In weiterer Folge ließ sich auch die restliche Familie in Wien nieder, im Frühsommer 2023 kam zuletzt auch der Angeklagte nach Wien. Doch: In der Beziehung begann es sofort kriseln. Männerbekanntschaften auf sozialen Medien, westlicher Lebensstil - nichts passte dem 35-Jährigen, der hinter allen einen Rivalen vermutete.
Nach der brutalen Tat begab er sich in den letzten Stock seines Wohnhauses und von dort aufs Dach und sprang in die Tiefe. Er überlebte den Selbstmordversuch, ist aber ab dem Hals vollständig gelähmt, die 20 Jahre, die er am Donnerstag am Landesgericht nicht rechtskräftig ausgefasst hat, wird er im Bett "absitzen" müssen.