8.000 Demo-Teilnehmer

Tausende gegen Rechts-Ball auf Straßen

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Polizei zählte bis zu 8.000 Demonstranten – keine Zwischenfälle – Feuerwerk gezündet

Der von der FPÖ ausgerichtete Akademikerball in der Wiener Hofburg hat am Freitagabend tausende Demonstranten zum Gang auf die Straße bewogen. Laut vorläufigen Zählungen der Polizei waren die Kundgebungen, die am Abend noch in Gang waren, rund 8.000 Teilnehmer stark. In der Hofburg gaben sich unterdessen die FPÖ-Granden ein Stelldichein, unter ihnen auch Vizekanzler Heinz-Christian Strache.
 
Der ehemalige Ball des Wiener Korporationsrings, der seit 2013 von der Wiener FPÖ ausgerichtet wird, sorgte heuer wegen der FPÖ-Regierungsbeteiligung bereits im Vorfeld für reges mediales Interesse. Befürchtungen, der Regierungseintritt der Freiheitlichen könnte auch gewaltbereite Demonstranten auf den Plan rufen, erwiesen sich vorerst als unbegründet.
 

2.870 Polizisten im Einsatz

Bei den Kundgebungen kam es - abgesehen von einigen gezündeten Feuerwerksraketen - bisher zu keinen Zwischenfällen, wie die Leiterin der Pressestelle der Polizei Wien, Daniela Tunst, nach 20.00 Uhr gegenüber der APA sagte.
 
Tausende gegen Rechts-Ball auf Straßen
© APA/HANS PUNZ
 
Die Exekutive war mit einem 2.870 Beamte starken Großaufgebot in der Wiener Innenstadt aufgefahren.
 
Tausende gegen Rechts-Ball auf Straßen
© APA
 
Sperrgebiet um den Akademikerball:

Sperrzone
© LPD Wien

Die Gegner des Balles, der Kritikern als internationales Vernetzungstreffen Rechtsextremer gilt, fanden sich am Nachmittag und frühen Abend an mehreren Sammelpunkten zusammen. Ein kleiner Protestzug vereinigte sich gegen 17.00 Uhr mit der groß angelegten Demonstration des Bündnisses "Offensive gegen Rechts" vor der Universität Wien am Schottentor. Von dort zog die stetig wachsende Teilnehmerschar über die Ringstraße und die "Zweierlinie" beim Museumsquartier bis zum Girardipark beim Karlsplatz, wo rund um 19.30 Uhr eine erste Abschlusskundgebung stattfand.

Tausende gegen Rechts-Ball auf Straßen
© TZOe fuhrich

 

8.000 Demo-Teilnehmer

Danach führte ein weiterer Protestzug vom Girardipark auf nahezu identer Route zurück bis hinter das Burgtheater zu einer der Standkundgebung. Die Veranstalter riefen die Demonstranten aber auch dazu auf, beim Girardipark zu bleiben, um dort die Zufahrt zur Hofburg zu blockieren.
 
Tausende gegen Rechts-Ball auf Straßen
© TZoe Deak
 
Zu Spitzenzeiten zählte die Polizei rund 8.000 Demo-Teilnehmer, später sank die Zahl laut Behördenangaben auf rund 2.500. Die "Offensive gegen Rechts" sprach von rund 10.000 Demonstranten und zeigte sich von der Beteiligung begeistert. Sie kündigte bereits weitere Protest-Aktionen gegen die schwarz-blaue Regierung an.
 

Rund 2.500 Ballgäste

In der Hofburg trafen am Abend unterdessen die Gäste ein, darunter auch zahlreiche FPÖ-Spitzenpolitiker. Parteichef Heinz-Christian Strache kam mit seiner Frau Philippa. Der Vizekanzler wollte den diesjährigen Ball auch dazu nutzen, um klar gegen Antisemitismus Stellung zu beziehen, wie er im Vorfeld angekündigt hatte.
 
Video zum Thema: Strache im Interview vor dem Akademikerball
 
Für Antisemiten gebe es weder in der FPÖ noch am Akademikerball einen Platz, so Strache mit Verweis auf den Internationalen Holocaust-Gedenktag am Samstag. Eine Rolle für diese Ankündigung spielen dürfte wohl auch die Causa des niederösterreichischen FPÖ-Spitzenkandidaten Udo Landbauer, der im Zusammenhang mit antisemitischen und rassistischen Liederbüchern seiner Burschenschaft Germania derzeit unter scharfer Kritik steht. "Wir singen dem Udo ein Lied. Udo du Arschloch", skandierten dann auch die Demonstranten.
 
Tausende gegen Rechts-Ball auf Straßen
© APA/GEORG HOCHMUTH
 
Am Ball gesichtet wurden neben Strache u.a. auch FPÖ-Generalsekretärin Marlene Svazek, der Nationalratsabgeordnete Maximilian Krauss und Burgenlands Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz. Der geschäftsführende Obmann des FPÖ-Nationalratklubs, Johann Gudenus, fand sich ebenfalls in der Hofburg ein - wie auch der ehemalige Dritte Nationalratspräsident Martin Graf und der frühere FP-Vizekanzler Herbert Haupt. Ihr Kommen angekündigt hatte auch die Dritte Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller.
 
Tausende gegen Rechts-Ball auf Straßen
© TZOe Deak
 
Tausende gegen Rechts-Ball auf Straßen
© TZOe Deak
 
Geischtet wurde unter anderem der Chef der rechtsextremen Identitären Martin Sellner. 
 
Tausende gegen Rechts-Ball auf Straßen
© Daniel Hrncir
 
Insgesamt rechnete Organisator Udo Guggenbichler mit rund 2.500 Ballgästen. Für die Festrede war Universitätsprofessor Christian Neschwara vom Juridicum Wien vorgesehen. Am Eingang wurden die Besucher darauf aufmerksam gemacht, dass Fotos, Ton- und Videoaufnahmen nur mit Genehmigung des Veranstalters erlaubt sind.

Kritik auch gegen Nazi-Liedbuch Eklat um Landbauer

Die Kritik der Demonstranten richtete sich auch an den niederösterreichischen FPÖ-Spitzenkandidaten Udo Landbauer, der im Zusammenhang mit antisemitischen und rassistischen Liederbüchern seiner Burschenschaft Germania derzeit unter scharfer Kritik steht. "Wir singen dem Udo ein Lied. Udo du Arschloch", skandierten die Teilnehmer.
 

Straches Tochter eröffnet Ball mit Maximilian Krauss

Die Tochter von FPÖ-Parteichef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache, Heidi, hat am Freitagabend als Mitglied des Eröffnungskomitees den Akademikerball eröffnet. Gemeinsam mit FP-Nationalratsabgeordnetem Maximilian Krauss zog sie in der ersten Reihe in den Tanzsaal ein.
 
Strache verurteilte Antisemitismus in eigenen Reihen
 
Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat seinen Auftritt beim Akademikerball dazu genutzt, Antisemitismus in den eigenen Reihen scharf zu verurteilen. Das freiheitliche Lager habe seit jeher totalitäre Systeme bekämpft: "Das ist unser Verständnis. Und wer dieses Verständnis nicht trägt, der ist bei uns nicht willkommen", sagte er vor den rund 3.000 Ballgästen.
 
Auch die Demonstrationen gegen den Ball - solange diese friedlich verliefen - seien kein Grund, in die Opferrolle zu verfallen, betonte Strache. "Wir sind keine Opfer, wir sind keine Täter", meinte er. Darum sei es umso wichtiger, Stellung zu beziehen. "Wir haben eine klare Position: Antisemitismus, Totalitarismus, Rassismus, das ist ein Widerspruch zum burschenschafterlichen Gedanken", betonte er.
 

Verkehrsbehinderungen durch Demo

Die Proteste sowie die von der Polizei kurz nach 17.00 Uhr eingerichtete weitläufige Sperrzone rund um die Hofburg führten zu umfangreichen Verkehrsbehinderungen. So waren etwa Teile der Ringstraße gesperrt. Betroffen waren auch der Bereich Augartenstraße und Augartenbrücke sowie die Zweierlinie, die Burg- und Neustiftgasse. Auch im Raum Schwarzenbergplatz, dem Karlsplatz sowie auf einzelnen Straßenzügen in Brigittenau und der Leopoldstadt war mit Behinderungen zu rechnen. Das Verkehrsaufkommen war allerdings gering, hieß es seitens der Polizei, die bereits im Vorfeld geraten hatte, die Innenstadt weiträumig zu umfahren.
 
Auch die öffentlichen Verkehrsmittel waren eingeschränkt unterwegs. Der Betrieb der Autobuslinien 1A, 2A und 3A wurde bis Betriebsschluss eingestellt. Auch Straßenbahnlinien waren betroffen und wurden zeitweise umgeleitet oder kurzgeführt.
 
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