Tote, Verletzte, Täter auf der Flucht

Terror-Attentat in Wien: Was wir bisher wissen

02.11.2020

Terror-Attentat in der Wiener Innenstadt: Mindestens vier Tote bei einem Anschlag.

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+++ Was bisher bekannt ist +++
  • Es gibt vier Tote und mehr als ein Dutzend Verletzte durch Schussverletzungen vom Terror-Attentat in Wien.
  • Vier Zivilpersonen wurden getötet, ebenso ein Täter, bei dem ein Sturmgewehr und viel Munition gefunden wurde. Ein Sprengstoffgürtel stellte sich als Attrappe heraus. Täter binnen neun Minuten ausgeschaltet.
  • Wien-Attentäter war 20 Jahre alt und einschlägig vorbestraft
  • Drei Tatorte mittlerweile gesichert: Ruprechtsplatz 1, Fleischmarkt 4, Franz Josefs Kai 21
  • Keine Hinweise auf zweiten Täter, 14 Festnahmen
  • Erhöhte Sicherheitsstufe in Wien bleibt aufrecht
  • Die Schulpflicht in Wien ist heute ausgesetzt.

Terror-Attentat von Wien: Täter war vorgestraft

Der erschossene Attentäter von Wien war 20 Jahre alt, Doppelstaatsbürger mit nordmazedonischen Wurzeln und nach einer Verurteilung wegen terroristischer Vereinigung im Dezember vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen worden. Das gab Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Dienstag bekannt. Nach dem Anschlag von Montag sind bisher vier Todesopfer zu beklagen. Die Bundesregierung beschloss eine dreitägige Staatstrauer.
 
Das Innenministerium nannte den Namen Kujtim Fejzulai. Es habe sich bei ihm zweifelsfrei um einen Anhänger der radikalislamistischen Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) gehandelt. Er wurde am 25. April 2019 zu 22 Monaten Haft verurteilt, weil er versucht hatte, nach Syrien auszureisen, um sich dort dem IS anzuschließen.
 
Am 5. Dezember 2019 wurde er vorzeitig bedingt entlassen - er galt als junger Erwachsener und fiel damit unter die Privilegien des Jugendgerichtsgesetzes (JGG). Von Polizeikräften erschossen wurde der 20-Jährige Montagabend in der Nähe der Ruprechtskirche, teilte der Innenminister mit.
 
 

Terrorist ausgeschaltet

Sieben Polizisten machten am Montagabend im Zuge des Anschlags von ihren Dienstwaffen Gebrauch. Laut dem Wiener Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl wurde der Angreifer um 20.09 Uhr von Beamten der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA) "neutralisiert".
 
Unter den Verletzten war auch ein junger Polizist. Der 28-Jährige versah gerade seinen Dienst in der Innenstadt, als er dem wahllos auf Passanten schießenden Täter begegnete und von diesem ebenfalls angeschossen wurde.

Munitionsteile in Wohnung des Täters sichergestellt

In der Wohnung des Attentäters sind bei einer Hausdurchsuchung Munitionsteile sichergestellt worden. Zusätzlich wurde umfangreiches weiteres Beweismaterial beschlagnahmt, das erst ausgewertet werden muss. Es gebe aber bereits ein "klares Indiz zur Nähe zum Islamischen Staat (IS)", sagte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) bei einer Pressekonferenz. Der 20-Jährige habe ein dementsprechende Facebook-Posting veröffentlicht.
 
Insgesamt wurden am Dienstag 18 Hausdurchsuchungen im Umfeld des Täters in Wien und Niederösterreich durchgeführt. "Die Beweismittel werden aktuell gesichtet und ausgewertet", sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf. 14 Personen aus dem Umfeld des Täters wurden festgenommen. Sie wurden am Dienstagnachmittag noch einvernommen. Die Festgenommenen stammen aus dem Bekannten- und Freundeskreis des 20-Jährigen. Nach ersten Erkenntnissen gab es keine Hinweise, dass sie aktiv in den Anschlag involviert waren.
 
Nehammer betonte bei der Pressekonferenz auch, dass der angeschossene Polizist von zwei Österreichern mit Migrationshintergrund in Sicherheit gebracht worden war. "Toleranz ist ein unteilbares Gut", bekräftigte der Innenminister. "Wir lassen uns unsere Lebensfreude, unsere Freiheit, unsere Toleranz, unser gemeinsames Leben in Österreich und in der Bundeshauptstadt sicher nicht durch Gewalt zerstören", sagte Nehammer. "Alle, die glauben zu diesen Mitteln greifen zu müssen, müssen mit der vollen Konsequenz, Klarheit und Härte des Rechtsstaats rechnen."

Vertreter Österreichs bei Kranzniederlegung 

In gemeinsamer Trauer haben Vertreter des offiziellen Österreich und der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Österreich (IKG), Oskar Deutsch am Dienstag bei der Kranzniederlegung im Bereich des Tatorts vom Terror-Attentat von Wien ihre Kondolenz bekundet. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und weitere Vertreter der Regierung sowie der Parteien gedachten am abgesicherten Bereich des Tatorts der Opfer.
 
Eine Hundertschaft von Exekutivbeamten bewachte den Bereich im Umkreis der Judengasse und der Jerusalemstiege: Nur Medienvertreter bekamen Zutritt für den kurzen Zeitraum, der notwendig war, um das Gedenken mit ihren Kameras und Fotoapparaten festzuhalten. Drei Kränze waren vor dem Auftreten des offiziellen Österreich beim Desider-Friedmann-Platz bereits am Zaun des allein stehenden Magnolienbaum abgelegt worden. Zuvor hatten sich der Bundeskanzler mit Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Innenminister Karl Nehammer (ÖVP), dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und den Klubobleute der Parlamentsparteien im Bundeskanzleramt zu einem Krisentreffen zusammengefunden.
 

dreitägige "Staatstrauer"

Es herrschte völlige Stille, als um 12.45 Uhr der kurze Moment der Andacht seinen Beginn nahm, nur das Klicken der Kameras war bei der Kranzniederlegung zu hören. Aus Sicherheitsgründen schwebte eine Drohne über dem Platz, der gestern Montag zum zweiten Mal Ort eines Terroranschlags geworden ist. Nur wenige Meter entfernt steht die Synagoge in der Seitenstettengasse, die 1981 von einem palästinensischen Kommando im Auftrag des Terroristen Abu Nidal überfallen wurde und vor dem dort zwei Menschen getötet und über 20 verletzt wurden. Nach einer "Minute des stillen Gedenkens" zu Mittag ist von der Regierung im Rahmen ihrer Sondersitzung auch eine dreitägige "Staatstrauer" beschlossen worden: Bis inklusive Donnerstag werden die öffentlichen Gebäude entsprechend beflaggt.
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