Vom Fußballer zum IS-Killer

So wurde Kujtim F. zum Terroristen

08.11.2020

Der Ex-HTL-Schüler und Ex-Fußballer radikalisierte sich in Moscheen und im Internet.

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Kujtim F., Sohn eines Gärtners und einer Verkäuferin, gehört zur neuesten und jüngsten Generation von Islamisten. Ihr Glaube ist quasi selbst zusammengezimmert, von radikalen Imamen angeheizt und per Internet verbreitet – auf Underground-Foren im Dark­net und auf Telegram.

Der Erstkontakt findet zumeist über Vereine statt, wo man auf Gleichgesinnte und gleichermaßen Suchende trifft, in Kujtims Fall war es ein Fußballklub und die Kleinligen in Wien, wo 6 gegen 6 und fast nur Sportler mit Migrationswurzeln spielen.

Hier trifft er auf den jungen Türken Burak K., mit dem der Spross nordmazedonischer Eltern die jetzt zugesperrten Salafisten-Moscheen in Wien besuchte. Dort werden die beiden derart indoktriniert, bis sie im September 2018 beschließen, nach Syrien zu fahren, um sich als Gotteskrieger dem IS anzuschließen.

© Viyana Manset Haber

© APA/HERBERT PFARRHOFER

Derzeit 229 Islamisten in heimischen Haftanstalten

Von den eigenen Eltern verzweifelt gesucht, wird das Duo auf dem Weg dorthin abgefangen – allerdings kassieren beide wegen der Beteiligung an einer ter­roristischen Vereinigung (§278b) jeweils 22 Monate Haft. Doch das Gefängnis (österreichweit sitzen derzeit 229 Insassen wegen Terrorismusdelikten, darunter auch namhafte Hass-Prediger) bewirkte genau das Gegenteil: Kujtim wurde noch religiöser. Und dabei viel überlegter.

Er spielte den Geläuterten, daraufhin kam er frei

In (vorzeitig gewährter) Freiheit im Deradikalisierungsprogramm spielte der 20-Jährige das geläuterte Lämmchen, das sogar die Köpfung eines Lehrer in Frankreich für das Herzeigen von Mohammed-Karikaturen verurteilte – in Wahrheit aber hatte er schon im Sommer versucht, sich in der Slowakei Munition für einen AK-47-Nachbau zu besorgen. Der Hinweis der dortigen Behörden an unsere Verfassungsschützer verlief allerdings im Sand.

Woher stammt die Waffe? Wo sich Kujtim die Waffe und die Patronen für seinen blutigen Amoklauf organisierte, ist noch offen – er hatte jedenfalls Verbindungen zu einem ganzen Netzwerk junger Islamisten in Österreich, der Schweiz und Deutschland.(kor)

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