Shop-Inhalber (34) plädiert auf Notwehr
Todes-Schuss auf Iraner in illegaler Bank
12.05.2023Beim Treffen dreier Iraner im Rahmen eines sogenannten Hawala-Geschäftes in Simmering fiel ein Schuss.
Wien. Bemerkenswerterweise traf man einander am Sonntagnachmittag – eine unübliche Zeit für legale, alltägliche Geschäfte. Und tatsächlich ging es um (Schwarz-)Geld, konkret um 30.000 Euro, die die beiden Besucher eingesteckt hatten, und zu dessen Absicherung Mojtaba B. sogar eine Handfeuerwaffe dabei gehabt haben soll. Wie die Pistole in die Hand seines Gegenübers kam, der schließlich abdrückte, ist unklar.
- Iraner (38) in Wien erschossen: Es war Erpressung
- Iraner (38) in Wien erschossen: Täter festgenommen
- Iraner (38) in Wien erschossen: Zweite Festnahme
Der Inhaber der kleinen Druckerei und Werbeagentur Yusof A. (34) schwört tränenreich gegenüber Polizei und Staatsanwaltschaft, dass alles, was daraufhin geschah, im Gerangel um die vom anderen mitgebrachte und gezückte Waffe passierte:
Demnach soll sich – so der Mandant von Verteidigerin Anna Mair (Kanzlei Astrid Wagner) – das Projektil aus einer Notwehrsituation gelöst und den 38-jährigen Mojtaba in der Brust getroffen haben; was die Staatsanwaltschaft aber völlig konträr sehen dürfte: Sie verhängte am Donnerstag wegen Mordverdachts die Untersuchungshaft.
Verteidigerin Anna Mair
Streit um verbotenen Geldtransfer in den Iran
Hintergründe. Zur Überraschung aller wurde vorübergehend auch die junge Frau, Elham J., tags darauf festgenommen – und zwar nicht nur als Zeugin des Verbrechens. Gegen die 26-Jährige, die mittlerweile wieder auf freiem Fuß ist, wird wegen Erpressung und vermutlich auch wegen Geldwäsche ermittelt:
Denn wie ÖSTERREICH erfuhr, war das anerkannte Asylwerber-Paar, das in Kärnten lebte, nach Wien gekommen, um anonym und trotz Sanktionen und Überweisungsverbot in den Iran 30.000 Euro eben dorthin an dort lebende Angehörige zu schicken. Dazu bedient man sich des bei uns im Grunde verbotenen Hawala-Finanzsystems, bei dem die Transaktionen über Vertrauensleute abgewickelt werden, die die Geldbeträge entgegennehmen und andere Hawala-Agenten (auch in anderen Ländern) zur Auszahlung dieser Summen anweisen, z. B. per Telefonat oder via Codewörtern auf sozialen Medien.
Hawala ist der Vorläufer des modernen Bankwesens. Insofern soll es sich beim Shop auf der Simmeringer Hauptstraße (auch) um eine illegale „Bank-Filiale“ handeln, wobei es bei der versuchten Überweisung der 30.000 € zu einem extremen „Missverständnis“ gekommen sein muss.
Die Ermittlungen laufen. Es gilt die Unschuldsver mutung.